Vatikanstadt, 17 Oktober, 2022 / 10:40 AM
Seit Sonntag hat die katholische Kirche zwei neue Selige: die italienischen Priester Giuseppe Bernardi und Mario Ghibaudo, die trotz Drohungen durch die Nationalsozialisten des Hitler-Regimes beschlossen hatten, bei ihren Gläubigen zu bleiben und am 19. September 1943 ermordet wurden.
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Der Seligsprechung der Märtyrer stand der Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Marcelo Semeraro, im Heiligtum Madonna dei Boschi (Muttergottes der Wälder) im italienischen Boves vor.
Auf der Webseite des vatikanischen Dikasteriums wird erklärt, dass das Martyrium von Giuseppe Bernardi, Pfarrer von Boves, und seines Kooperators, Pfarrer Mario Ghibaudo, nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 erfolgte.
Die deutschen Truppen übernahmen die Kontrolle über das nördliche Zentrum Italiens.
Die Stadt Boves (Provinz Cuneo) befand sich an einem Konzentrationspunkt der deutschen Streitkräfte, die versuchten, die Flucht der italienischen Soldaten zu blockieren, von denen sich viele mit den Partisanen in den Bergen versteckten, auch um einer möglichen Deportation nach Deutschland zu entgehen.
Das Massaker von Boves ging von einem Feuergefecht zwischen deutschen Soldaten und italienischen Widerstandskämpfern aus. Auf jeder Seite starb ein Soldat und von den Partisanen wurden zwei deutsche Soldaten gefangengenommen.
Danach kam deutsche Verstärkung unter dem Kommando von Joachim Peiper, der drohte, die Stadt zu zerstören, wenn sie seine Soldaten nicht freiließen und den Leichnam des Verstorbenen übergaben.
Giuseppe Bernardi und der Bürger Antonio Vassallo wurden von den Nazis als Vermittler geladen.
Die Vermittlung gelang, dennoch wurden Bernardi und Vassallo am 19. September 1943 in einem Panzerwagen zu einem abgelegenen Ort gebracht und dort erschossen und verbrannt, nachdem sie zuvor die Zerstörung von Boves mit ansehen mussten. Denn trotz der Freilassung der Soldaten und der Übergabe der Leiche zerstörte das deutsche Militär Boves und tötete 23 Menschen, denen die Flucht nicht gelungen war.
Am selben Tag widmete sich Pfarrer Ghibaudo – der sich dessen bewusst war, was gerade geschah – der Rettung der Kinder des Waisenhauses und anderer Bewohner von Boves. Gegen 16:30 Uhr näherte er sich einem Mann, der von Kugeln der Nazis verwundet worden war und im Sterben lag.
Während er die Absolution erteilte, wurde er von einer Explosion getroffen. Dadurch verwundet, wurde er von einem Soldaten anschließend durch einen Dolchstich getötet. Er war erst drei Monate zuvor, am 19. Juni 1943, zum Priester geweiht worden.
Die Predigt von Kardinal Semeraro
In seiner Predigt erinnerte der Kardinal an die Episode aus dem Alten Testament, in der Moses die Hände hochhält, während Josuas Truppen gegen die Amalekiter kämpfen. "Eine Geste der Fürbitte zugunsten des leidenden Israels im Kampf", betonte der Kardinal, die der Katechismus als "Prophezeiung der Fürbitte Jesu am Kreuz" definiert.
Diesbezüglich erklärte er, dass die neuen Seligen "mit den beiden Armen Moses verglichen werden können, die erhoben wurden, um für die Kirche in Cuneo einzutreten", der sie bis in den Märtyrertod dienten; denn die Mission des Priesters bestehe wesentlich darin, Fürsprecher zu sein.
Kardinal Semeraro zitierte das Buch La porta della Parola des Jesuiten Pietro Bovati und wies mit dessen Worten darauf hin, dass "der Priester Fürbitte einlegt, nicht weil er heilig ist oder weil er verdienstvoller ist als andere, sondern weil er an die erlösende Kraft seines Herrn zugunsten der Menge glaubt."
In diesem Sinne unterstrich der Kardinal auch, dass es diese Liebe zu den Gläubigen war, für die der 46-jährige Pfarrer Bernardi und der 23-jährige Pfarrer Ghibaudo getötet wurden. Der erste beschloss, nicht zu fliehen, um die Bevölkerung zu retten, und der zweite starb "während er den priesterlichen Dienst ausübte und einem Sterbenden die Absolution erteilte", erinnerte er.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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"Unsere beiden Seligen haben wie Moses ihre Hände zum Himmel erhoben und vor Gott Fürbitte eingelegt", sagte er.
Der Gesandte von Papst Franziskus betonte jedoch, dass "die Fürbitte das Werk eines jeden Christen ist", ebenso wie das Gebet für alle Menschen. Es sei die "ultimative Form christlicher Verantwortung gegenüber der Welt", erklärte er.
Bei der Seligsprechungsfeier in Boves war auch eine Delegation aus Schondorf anwesend, wo Joachim Peiper, der Verantwortliche des Massakers von Boves, begraben liegt. Die aktuelle Freundschaft der beiden Dörfer ist ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung und vielleicht auch eine Frucht des Martyriums der beiden Priester.
Papst Franziskus erwähnte gestern beim Angelus die Seligsprechung von Pfarrer Bernardi und Pfarrer Ghibaudi und sprach seine Hoffnung aus, dass "ihr Beispiel in den Priestern den Wunsch wecke, Hirten nach dem Herzen Jesu zu sein".
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