Mainz, 10 November, 2022 / 3:20 PM
In einem Interview über die Notfallseelsorge hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bekräftigt, es gebe eine Spaltung zwischen den Gläubigen und den Bischöfen.
Auf seine vergangenen Äußerungen angesprochen, wonach es eine solche Spaltung gebe, sagte Kohlgraf am Donnerstag gegenüber katholisch.de: „Diese Äußerung war auf die Erfahrungen beim Synodalen Weg bezogen, besonders auf die Akzeptanz der kirchlichen Morallehre. Da sehe ich seit Jahrzehnten in der Tat eine große Spaltung zwischen den Gläubigen sowie der kirchlichen Lehre und den Bischöfen – jedenfalls einigen.“
„Manchmal denke ich als Bischof, ich bewege mich in Parallelwelten“, räumte der Bischof ein. „Denn ich erlebe in meinem Amt viele Dimensionen von Kirche: Gerade bei meinen Besuchen in den Gemeinden nehme ich wahr, dass auf dem Gebiet der Seelsorge eine große Nähe zwischen Bischof und Gläubigen bestehen kann. Das ist auch Alltag.“
Bei der vierten Synodalversammlung des Synodalen Weg hatte sich gezeigt, dass nur noch eine Minderheit der Bischöfe die überlieferte Sexualmoral ausdrücklich bejaht. Eine lehramtliche Neubewertung der Homosexualität etwa wurde nur von acht Bischöfen abgelehnt. Acht weitere Bischöfe enthielten sich.
Kohlgraf selbst hat sich positiv zur Homosexualität geäußert. Zuletzt betonte er: „Sexualität hat mehrere Dimensionen und Homosexualität ist keine Sünde.“
Kritik an seiner Position zur Homosexualität wies der Bischof dabei zurück: „Ich bekomme Briefe, in denen mir Menschen vorwerfen, dass ich nicht mehr katholisch sei oder die kirchliche Lehre vergessen hätte. Sie behaupten, dass ich die wahre Lehre vertreten solle, und erinnern mich an meinen Bischofseid.“
Dies ärgere ihn, räumte der Mainzer Bischof ein. „Ich würde diesen Menschen gerne erklären, was ich unter apostolischer Lehre verstehe. Der Kern der apostolischen Lehre muss sich heute in einem anderen Umgang mit den Menschen zeigen.“
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