Stuttgart, 15 Dezember, 2022 / 12:58 AM
Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart hat vor der Einsamkeit als „Symptom einer auf immer stärkere Individualisierung angelegten Gesellschaft“ gewarnt. Fürst hatte am Dienstag mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft zum Jahresempfang der Bischöfe eingeladen.
Die Corona-Einschränkungen, die von Kirchenvertretern grundsätzlich mitgetragen wurden, hätten das Problem Einsamkeit weiter verstärkt, so Fürst. Es sei „unsere Aufgabe, als Christinnen und Christen unsere Mitmenschen in ihrer Not wahrzunehmen und Gemeinschaft zu eröffnen. Dies ist der erste Schritt heraus aus der Einsamkeit.“
Erzbischof Burger äußerte sich ähnlich: „Einsamkeit ist ein hochaktuelles Thema, stellen wir doch fest, dass durch die Erfahrungen der Pandemie viele Menschen den Anschluss zu ihren Nächsten verloren haben.“
Es bedürfe „einer gesellschaftlichen Anstrengung wieder ein Miteinander zu finden: Auch wir als Kirche sehen darin einen Auftrag, schließlich leben wir als Christinnen und Christen mit der Lebensgewissheit, dass wir nicht alleine sind. Wir möchten Jesu Botschaft der Nächstenliebe ganz konkret durch unser Handeln weitertragen.“
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, betonte seinerseits, dass viele Menschen heutzutage „zunehmend auf sich allein gestellt“ und dadurch belastet seien.
„Gesellschaftliche Entwicklungen wie Individualisierung, berufliche Mobilität, digitale Kommunikation verstärken das“, so der Grünen-Politiker. „Deshalb fördern wir etwa lebendige und generationengerechte Quartiere, wohnortnahe kulturelle Angebote und bürgerschaftliches Engagement zum Beispiel bei Sport, Musik oder der Jugendfeuerwehr als starke Quellen für Gemeinschaftsleben.“
Die Rolle der Kirchen als „wichtige Impulsgeber“ würdigte er dabei gesondert und sagte, sie würden „offene Orte schaffen, die Begegnung ermöglichen oder Zeiten des Alleinseins Inhalt geben. Sie bieten Orte der Stille und der Feier, der Einkehr und der Gemeinschaft, des persönlichen Gebets und der gemeinsamen Gottesdienste.“
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