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Prager Erzbischof bei Synode: Wir haben „nicht den sensus fidei der Gläubigen entdeckt“

Erzbischof Jan Graubner

Die Kirche habe im Rahmen der von Papst Franziskus einberufenen mehrjährigen weltweiten Synode zur Synodalität „nicht den sensus fidei der Gläubigen entdeckt“, sagte Erzbischof Jan Graubner von Prag in seiner Predigt zum Auftakt der Kontinentalversammlung in seiner Bischofsstadt. Die Versammlungen auf Kontinentalebene sind der letzte große Schritt vor der Bischofssynode in Rom im Herbst 2023.

„Seit vielen Monaten versuchen wir, auf Einladung von Papst Franziskus, uns in einer für den Heiligen Geist offenen Atmosphäre zu treffen und zu lernen, einander zuzuhören“, so Graubner in seiner Predigt in deutscher Sprache. „Aus den Ergebnissen geht hervor, dass wir alles zusammengetragen haben, was viele Menschen belastet oder verletzt, was sie in der Gemeinschaft der Kirche brauchen und wünschen, was sie gerne ändern würden.“

„Jedoch haben wir nicht den sensus fidei der Gläubigen entdeckt“, betonte der Erzbischof. „Es stellt sich heraus, dass auch viele Menschen, die in der Kirche aktiv sind, weder die Bibel noch die Lehre der Kirche kennen. Dies ist nicht das beste Zeugnis für unsere Arbeit.“

Vor diesem Hintergrund sei es „notwendig, vor allem auf die Stimme Gottes zu hören und zu fragen: Was sagt uns Jesus, der die Gemeinschaft der Kirche gegründet und uns eingeladen hat, zu ihr zu gehören?“

In der europäischen Wohlstandsgesellschaft der letzten Jahrzehnte seien auch viele Christen „zu sehr auf sich selbst und die eigenen Rechte“ konzentriert. Gleichzeitig sei Gott „für uns zu einem bloßen Helfer bei der Realisierung unserer Pläne und dem Streben nach unserem Glück geworden“. Viele hätten ihn dann gleich entlassen, als sie zur Überzeugung kamen, „dass der Helfer ihnen nicht ausreichend diente“. Fazit: „Sie brauchen die Kirche nicht mehr.“

„Keine noch so große menschliche Weisheit, Schlauheit oder Ausreden werden uns aus dieser Situation heraushelfen“, betonte Graubner. „Und schon gar nicht der Versuch, sich der Welt anzupassen. Die einzige richtige Einstellung ist, die Aufforderung Christi anzunehmen, mit der er seine öffentliche Ansprache begann: ‚Kehrt um!‘“

Hintergrund

Im Arbeitspapier der Weltsynode vom Oktober wurden verschiedene kontroverse Themen angesprochen. So konnte man an einer Stelle lesen: „Unter denen, die einen wirksameren Dialog und einen einladenderen Raum fordern, finden wir auch jene, die aus verschiedenen Gründen ein Spannungsverhältnis zwischen ihrer Mitgliedschaft in der Kirche und ihren eigenen, von Liebe getragenen Beziehungen spüren, wie z. B. Wiederverheiratete Geschiedene, alleinerziehende Eltern, Menschen, die in einer polygamen Ehe leben, LGBTQ-Personen usw.“

„Sehr viel unterschiedlichere Positionen sind zur Priesterweihe für Frauen zu hören, die man sich in einigen Berichten wünscht, während andere diese Frage als abgeschlossen betrachten“, so das Dokument an anderer Stelle.

Die Kontinentalversammlungen im Rahmen der Weltsynode sollen unter bestimmten Gesichtspunkten, die im vatikanischen Arbeitsdokument vom Oktober angegeben sind, wiederum ein Schlussdokument erarbeiten, das dann bei der Bischofssynode im Herbst 2023 relevant sein soll.

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