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Nach Missbrauchsstudie: Kirchenrechtler Lüdecke fordert Rücktritt von Bischof Overbeck

Bischof Franz-Josef Overbeck

Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für das Bistum Essen am Dienstag hat der emeritierte Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke den Rücktritt von Bischof Franz-Josef Overbeck gefordert.

Mit Blick auf die Bischöfe der Diözese Essen hatte die Studie festgehalten: „Es war nicht die Aufgabe dieser Untersuchung, den jeweiligen Funktionsträgern im Bistum Essen eine persönliche Schuld beim Umgang mit den Tätern und Beschuldigten nachzuweisen. Strukturelle Verantwortung haben die Genannten aber in jedem Fall. In einer hierarchischen Organisation wie der Katholischen Kirche liegt die Gesamtverantwortung letztlich immer bei den Führungspersonen und bündelt sich in der zentralen (Macht-) Position des Bischofs.“

„Ein Bistum kann als solches keine Fehler machen“, betonte Lüdecke am Dienstag gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Verantwortlicher ist immer der Diözesanbischof. Der muss für Fehler geradestehen, denn in Bistümern ist Verantwortung nie kollektiv, sondern amtlich-individuell.“ Wenn man von „Systemfehlern“ rede, bedeute das auch „Entpersonalisierung von Verantwortung“.

Er sehe in den deutschen Bistümern „nur Reaktionen auf die Entlarvung bisheriger Fehlleistungen. Ohne mutige Betroffene, hartnäckige Journalisten und engagierte Anwälte würde hier wenig passieren.“

Nun müsse aber doch einmal jemand sagen, „dass er einer der Köpfe in diesem System ist – und selbigen dann hinhalten.“ Es sei problematisch, wenn jemand, „der die größten Fehler gemacht hat“, sich als „am besten geeignet“ darstelle, „hinterher alles besser zu machen“.

Zuletzt hatte die Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück im September 2022 ergeben, Bischof Franz-Josef Bode, der seit 1995 für das Bistum zuständig ist, habe „in den ersten Jahrzehnten seiner Amtszeit mehrfach Beschuldigte, auch solche, an deren Gefährlichkeit kaum Zweifel bestehen konnte, in ihren Ämtern belassen oder in Ämter eingesetzt, die weitere Tatgelegenheiten ermöglichten, z. B. als Subsidiar und Pfarradministrator oder sogar mit Leitungsaufgaben in der Jugendseelsorge betraut“.

Kurz nach der Veröffentlichung der Studie sagte Bode, er habe einen Rücktritt „intensiv“ erwogen, sich aber letztlich dafür entschieden, zu bleiben. Er habe „mich mit engen Mitarbeitenden beraten und mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt, und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts zu stellen“.

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