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Fall Emanuela Orlandi: Vatikan übergibt neue Informationen an Staatsanwaltschaft

Zwei Gardisten der Schweizergarde im Vatikan
Mitarbeiter des Vatikans öffnen ein Grab auf dem Campo Santo Teutonico am 11. Juli 2019
Ermittler im Fall Orlandi auf dem Campo Santo Teutonico im Vatikan am 11. Juli 2019

Eine neue Wende im mysteriösen Fall der 15-jährigen Emanuela Orlandi: Der Chefankläger des Vatikanstaates, der den 40 Jahre alten Fall des verschwundenen Teenagers untersucht, hat der Staatsanwaltschaft in Rom Informationen übermittelt mit dem Hinweis, dass er diese für "untersuchenswert" hält.

Staatsanwalt Alessandro Diddi sagte am 22. Juni, dem Jahrestag des Verschwindens der 15-jährigen Emanuela Orlandi, sein Büro habe "alle verfügbaren Beweise" im Fall des sogenannten "Vatikanmädchens" gesammelt.

Diddi hatte die Ermittlungen im Januar wieder aufgenommen, nachdem ihm Papst Franziskus "maximale Handlungsfreiheit gegeben hatte, um [den Fall Orlandi] umfassend und ohne Bedingungen zu untersuchen".

Emanuela Orlandi war die jugendliche Tochter von Ercole Orlandi, einem Gesandten der Präfektur des Päpstlichen Hauses und Bürger des Staates der Vatikanstadt. Ihr Verschwinden am 22. Juni 1983 auf dem Weg zu einer Musikstunde in Rom hatte jahrzehntelang für Schlagzeilen und Spekulationen gesorgt.

Diddi sagte am Donnerstag, er habe Personen befragt, die zum Zeitpunkt von Orlandis Verschwinden vor 40 Jahren in verschiedenen Ämtern tätig waren. Das Büro des Promotor de Justicia habe das Material geprüft und "einige Ermittlungsansätze bestätigt, die es wert sind, weiter untersucht zu werden".

Die entsprechenden Unterlagen seien diesen Monat an die Staatsanwaltschaft in Rom geschickt worden, "damit sie sie sich anschauen und in die Richtung gehen kann, die sie für die geeignetste hält".

Der Leiter der Staatsanwaltschaft sagte, dass seine Behörde die Ermittlungen in den kommenden Monaten fortsetzen werde, und fügte hinzu, dass er "die Trauer von Emanuelas Familie mitfühle und sich des Schmerzes bewusst sei, den man empfindet, wenn ein geliebter Mensch verschwindet".

Diddi hatte sich im April mit Orlandis Bruder Piero und dem Anwalt der Familie getroffen. Laut Vatikansprecher Matteo Bruni bot das Treffen, um das Orlandi gebeten hatte, ihm die Gelegenheit, "seine eigenen Erklärungen abzugeben und alle in seinem Besitz befindlichen Informationen zu der im Januar vom vatikanischen Promotor der Justiz eröffneten Akte zur Verfügung zu stellen".

In einem Interview im April stellte Diddi klar, dass sich seine Ermittlungen auf die Grenzen des Vatikanstaates beschränkten. Er sagte: "Ich genieße weitgehende Autonomie, aber für Ermittlungen auf italienischem Boden muss ich zwangsläufig mit der Staatsanwaltschaft in Rom und dem neuen Staatsanwalt Francesco Lo Voi zusammenarbeiten."

Der Vatikan erklärte im Januar, dass der Fall Emanuela Orlandi auf Wunsch der Familie wieder aufgenommen worden sei.

Das öffentliche Interesse an dem Fall wurde im vergangenen Herbst durch die Veröffentlichung von "Vatican Girl: The Disappearance of Emanuela Orlandi" auf Netflix erneut geweckt.

Die Doku-Serie über ein wahres Verbrechen, die im Oktober 2022 auf dem Streaming-Dienst Premiere feierte, enthielt Interviews mit Personen, die zahlreiche Theorien über Orlandis Verschwinden aufstellten, von denen keine bewiesen werden konnte.

In der letzten Episode stellt die Doku-Serie die Theorie auf, dass der Vatikan in irgendeiner Weise in Orlandis Verschwinden verwickelt war, basierend auf einem neuen Interview mit einem Kindheitsfreund des vermissten Mädchens. Der Vatikan bestreitet, in irgendeiner Weise an ihrem Verschwinden beteiligt gewesen zu sein.

Im Jahr 2019 erklärte sich der Vatikan bereit, zwei Gräber auf dem Friedhof des Teutonischen Kollegs zu öffnen, der sich auf vatikanischem Boden in der Nähe des Stadtstaates befindet, nachdem die Familie Orlandi einen Hinweis erhalten hatte, dass die sterblichen Überreste des vermissten Mädchens dort gefunden werden würden.

Die Gräber erwiesen sich als völlig leer, und in einer unerwarteten Wendung entdeckten die vatikanischen Beamten "Tausende" menschlicher Knochen - nicht die von Orlandi - in einem bis dahin unbekannten Beinhaus in der Nähe.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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