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Wie künstliche Intelligenz bei der Übersetzung der Bibel in seltene Sprachen hilft

Joel Mathew und Ulf Hermjakob

Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) haben ihren großen Auftritt. KI-Bildgeneratoren wie MidJourney haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, fast jedes erdenkliche Bild zu erzeugen – sogar ein gefälschtes, aber überzeugendes Bild von Papst Franziskus in einem bequemen Daunemantel. In der Zwischenzeit verblüffen fortschrittliche „Chatbot“-Systeme wie ChatGPT von OpenAI die Öffentlichkeit, indem sie die menschliche Sprache mit fast beängstigender Genauigkeit imitieren.

Doch ein Forscherteam versucht, die KI für einen anderen, edleren Zweck einzusetzen: die Übersetzung der Bibel in extrem seltene Sprachen.

Ulf Hermjakob und Joel Mathew sind Forscher am Information Sciences Institute der University of Southern California in Marina Del Rey. Sie haben vor kurzem Greek Room auf den Markt gebracht, ein Computerprogramm, das den Prozess der Bibelübersetzung rationalisieren soll, indem es notwendige Qualitätskontrolldienste wie die Rechtschreibprüfung für von Menschen erstellte Übersetzungsentwürfe bereitstellt.

„Wir glauben nicht, dass KI den menschlichen Übersetzer ersetzen kann. Wir sehen das als Unterstützung bei dieser sehr anspruchsvollen Aufgabe, die Bibel in Sprachen zu übersetzen, in denen es oft so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt“, sagte Hermjakob, ein gebürtiger Deutscher und promovierter Informatiker, gegenüber CNA, der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

Hermjakob, ein lebenslanger Lutheraner, sagte, die Bibel sei zwar das am häufigsten übersetzte Buch der Welt, sei aber bisher nur in etwa 700 der 7.000 Sprachen der Welt übersetzt worden, wobei viele Sprachen mit mehreren tausend Sprechern nicht berücksichtigt seien – die Sprachen seien zwar selten, aber keineswegs unbedeutend.

„Unser Hauptziel ist eine Gemeinschaft von vielleicht 100.000 Sprechern. Es könnten auch etwas weniger oder mehr sein, aber in der Regel handelt es sich nicht um Sprachen, die innerhalb der nächsten 10 Jahre aussterben werden und von denen nur noch 10 Achtzigjährige übrig sind – das ist in der Regel nicht die Zielgruppe“, erklärte er.

Mathew, ein Ingenieur, der hauptsächlich auf dem Gebiet der Verarbeitung natürlicher Sprache arbeitet, wurde als Sohn christlicher Eltern in Indien geboren und kam nach Kalifornien, um seinen Master-Abschluss zu machen. Mathew bezeichnet sich als konfessionsloser Christ und ist in seiner Kirchengemeinde aktiv. Er sagte gegenüber CNA, die Bedeutung einer Bibel für Sprecher relativ seltener Sprachen könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, was er in den christlichen Gemeinden in Indien selbst erlebt habe.

„Die Freude und die Tränen, die es den Menschen bringt, ein gedrucktes Buch in ihrer ‚Herzenssprache‘ zu haben, verändern ihr Leben“, sagte er und bezog sich dabei auf die Sprache, welche die Menschen zu Hause sprechen und mit der sie sich am meisten identifizieren.

„Das Wort Gottes in der eigenen Herzenssprache zu haben, ist sehr bedeutsam. Und anders als in der Vergangenheit, als die Bibelübersetzung eher ein Anliegen einer größeren Organisation war, ergreift jetzt die örtliche Gemeinde die Initiative und sagt: ‚Wir wollen die Bibel in unserer Herzenssprache, denn wir sind eine Gruppe von Gläubigen in dieser kleinen Sprachgruppe, und wir freuen uns darauf, die Bibel in unserer Sprache zu haben.‘ So hat sich das Modell gewissermaßen verschoben.“

(Für Katholiken gilt: Bibelübersetzungen müssen vom Vatikan oder der zuständigen Bischofskonferenz genehmigt werden, bevor sie veröffentlicht werden können.)

Was macht die KI?

Rechtschreibprüfungen für große Sprachen wie Englisch gibt es schon seit einiger Zeit, aber für Sprachen mit nur ein paar tausend Sprechern gibt es einfach keine kommerzielle Software zur Rechtschreibprüfung, so Hermjakob.

Die Software der beiden Forscher kann Entwürfe der Übersetzung überprüfen, nach Unstimmigkeiten in der Rechtschreibung suchen und diese dem Benutzer anzeigen. Sie kann auch den Text scannen und sicherstellen, dass die Ausrichtung der Wörter korrekt ist, und auch hier kann sie den Übersetzer auf Unstimmigkeiten hinweisen. Bei einer langen und technischen Übersetzung wie der Bibel können solche Werkzeuge dem Übersetzer viel Zeit und Mühe ersparen. Nicht alles, was die KI anzeige, sei tatsächlich ein Fehler, aber sie liefere eine hilfreiche Liste von Punkten, welche die menschlichen Übersetzer sich ansehen und diskutieren könnten, so Mathew.

Die Software kann auch ein „Menü“ mit Begriffen aus anderen Übersetzungen präsentieren, um dem Übersetzer bei der Auswahl eines Wortes für schwierige Begriffe zu helfen. Als Beispiel nannte Hermjakob den Begriff „Rammbock“, für den es in einigen Sprachen keine Entsprechung gibt. In diesem Fall können die Vorschläge der Software den Übersetzern helfen, ein sinnvolles Wort in ihrer Sprache zu wählen.

Mathew und Hermjakob machten beide deutlich, dass ihr Programm keine Komplettlösung für die Übersetzung der Bibel sein soll. Das Verfahren erfordert ein kleines Team von Muttersprachlern der seltenen Sprache – idealerweise Christen –, die auch eine zweite, geläufigere Sprache wie Englisch oder Französisch beherrschen. Das Computerprogramm ist so konzipiert, dass es von den Muttersprachlern der seltenen Sprache „lernt“ und in der Lage ist, mehr Wörter und Grammatik aus der Sprache zu übernehmen, je mehr Input es erhält.

„In der Regel macht man [die Übersetzungsarbeit] nicht allein, sondern in Teams und in Zusammenarbeit mit einer lokalen Gruppe von Gläubigen, Christen, so dass es in der Regel ein schnelles Feedback zu dem gibt, was man verfasst. Das menschliche Element ist also für uns alle extrem wichtig“, so Mathew.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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„Wir wollen die Menschen mit einbeziehen, weil ich glaube, dass es ein christliches Element gibt, bei dem Gott den Menschen das Wort gegeben hat, und viele Jahre lang war es eine mündliche Tradition, es gab kein geschriebenes Wort. Es ist also wichtig, dass die Menschen daran beteiligt sind.“

Wie geht es weiter?

Hermjakob und Mathew werden nicht nur von ihrer Universität finanziert, sondern ihre Arbeit wird auch von einer großen christlichen Bibelübersetzungsagentur unterstützt. Ihr Ziel ist es, die Software kostenlos zur Verfügung zu stellen, ganz im Sinne ihrer christlichen Überzeugung, wie wichtig es ist, das Wort Gottes „in alle Stämme und Nationen“ zu tragen.

„Für uns ist es viel mehr als ein akademisches Projekt. Es ist auch ein Herzensprojekt, bei dem wir uns darüber freuen, dass Bibeln übersetzt werden, wie auch immer wir helfen können. Gott hat uns erlaubt, ein Teil davon zu sein, für sein Reich“, sagte Mathew.

Hermjakob stimmte zu. „Wenn wir den Prozess der Bibelübersetzung unterstützen, die Qualitätsprüfung beschleunigen und dazu beitragen können, dass bessere Bibeln entstehen, ist das für uns Lohn genug“, sagte er.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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