Vatikanstadt, 29 November, 2016 / 10:27 AM
Es ist das wahrscheinlich bedeutendste systematische Werk von Professor Joseph Ratzinger, bevor er Erzbischof von München wurde: Seine Arbeit über die Eschatologie.
Und dieser – der Lehre der letzten Dinge und dem Anbruch einer neuen Welt – war auch das diesjährige internationale Symposium der vatikanischen Stiftung Joseph Ratzinger – Papst Benedikt XVI. gewidmet.
Drei Tage trafen sich die Gelehrten an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz, der "Santa Croce", um Analysen und Perspektiven auszutauschen.
Die Präsentation des Gedankenguts Joseph Ratzingers war Paul O'Callaghan, dem Leiter des Fachbereichs Dogmatische Theologie der Santa Croce anvertraut worden.
Der Theologe stellte drei Fragen vor: Die biblische Frage, die Frage nach dem Tod, der Unsterblichkeit und der Auferstehung, und die Frage nach der Bedeutung der Parusie und vor allem des Gerichts; verbunden mit der Vorwegnahme – oder auch nicht – des Reiches Gottes in der Welt durch die christliche Hoffnung.
Gerade die Parusie – die erhoffte Wiederkunft Christi am Ende der Zeit – war das Thema, anhand dessen der Professor sich der Eschatologie Ratzingers näherte. Im Einklang mit dem heiligen Bonaventura glaubt jener Theologe, der später Papst werden sollte, dass "die zukünftige Zeit die grundlegende für den Christen sei... denn die Gegenwart ist wesentlich provisorisch. Daher entspringt die echte Theologie aus dem Leben der Heiligen, die auf die Zukunft hin leben."
Und er stellt sich die Frage: "Wo bricht in diesem Leben das Reich Gottes ein, wo sieht man es? Hauptsächlich in der Liturgie, in der Eucharistiefeier."
Theologie der Hoffnung
Ein weiteres fundamentales Thema, so O'Callaghan, ist jenes der "Theologie der Hoffnung", die ihre Bestätigung in der Enzyklika Spe salvi von Papst Benedikt XVI. finden wird.
Im Text ist die Rede von Lern- und Übungsorten der christlichen Hoffnung: das Gebet, das Leid, das christliche Handeln und am Ende: Das Gericht, das die Christenheit von frühesten Zeiten an bis in das alltägliche Leben hinein bestimmt hat. Die Solidität und Unumstößlichkeit des Gerichtes Gottes verhindert, dass der Mensch denken könnte, dass seine Wahrheit und sein Schicksal in seinen eigenen Händen liegen würden.
Der Professor endet damit, dass "die Position Ratzingers zur Eschatologie sich im Lauf seiner Karriere entfaltet und bereichert, von den ersten geschriebenen Werken an. Aber es bleibt immer die gleiche Grundposition, dass nämlich die Eschatologie in Wahrheit Heil ist. Konkreter: Sie ist die Anwendung des Heilswerkes Christi in der Zeit, bis zu dem Moment, in dem der Vater die Geschichte mit dem Gericht beschließen wird. Mit den Augen des Glaubens und der Hoffnung erwartet der Christ den letzten Augenblick und bereitet sich selbst und die Welt darauf vor. Aber letztendlich ist es allein Gott, der die Welt rettet, Gnade schenkt, Gerechtigkeit schafft und sein Handeln kann nie vom Menschen instrumentalisiert werden."
Unter den vielen bedeutenden Beiträgen war auch der von Romano Penna, der die Eschatologie des heiligen Paulus darstellte.
Rabbiner und Ontologie
Im Symposium fand auch die hebräische Eschatologie des Alten Testamentes Platz, mit einigen Rabbinern als Gast, darunter Riccardo Di Segni und Giuseppe Momigliano.
Interessant war des weiteren der Raum, der Theologen gegeben wurde, die Themen angesprochen haben, die eng mit der Theologie Joseph Ratzingers verbunden sind, wie beispielsweise die Beziehung zwischen Eschatologie und Ontologie oder der Dialog mit der Zivilgesellschaft in ihrem "etsi Deus non daretur", das die Debatten der letzten Jahre vor der Wahl des Präfekten der Glaubenskongregation zum Papst gezeichnet hatte.
Viele Beiträge waren mit dem Sinn der theologischen Studien zur Eschatologie heute verbunden – und am Ende wurde die Schließung des Symposiums Kardinal Ravasi anvertraut, der die "Eschatologie Jesu von Nazareths" veranschaulichte.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Am Vormittag des 26. November fand die Übergabe des Ratzinger-Preises statt, der dieses Jahr an Inos Biffi und erstmals an einen Orthodoxen, den jungen griechischen Theologen Ioannis Kourempeles, verliehen wurde.
Der Theologe hatte 2014 am Treffen des "Neuen Schülerkreises" in Konstantinopel unter Schirmherrschaft des Patriarchen Bartholomeos I. teilgenommen.
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