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„Grenzgänger“: Jerusalemer Abt Nikodemus Schnabel würdigt Vorgänger zum 100. Geburtstag

Abt Nikodemus Schnabel OSB

Abt Nikodemus Schnabel OSB von der Dormitio-Abtei in Jerusalem hat seinen Vorgänger, Abt Nikolaus Egender OSB, zum 100. Geburtstag gewürdigt. Der „Grenzgänger“, wie Schnabel ihn bezeichnete, war 1979 bis 1996 für das Kloster verantwortlich.

„Wie ich liebt er die Liturgie, interessiert sich auch wissenschaftlich dafür“, sagte Schnabel über Egender im Gespräch mit dem Kölner Domradio. „Er liebt die Ostkirchen. Sein Kloster Chevetogne, wo er wieder jetzt lebt, sein Professkloster, hat diese beiden Lungenflügel. Das Kloster in der Mitte, was umrahmt wird von zwei Kirchen, die lateinische Kirche, wo im römischen Ritus gefeiert wird und die byzantinische Kirche im byzantinischen Ritus.“

„Er ist bis heute auch ein Grenzgänger, der fühlt sich in beiden Riten zu Hause“, erklärte Schnabel. „So wie er sich auch in zwei Sprachen zu Hause fühlt. Er ist gebürtiger Elsässer und berichtet das immer, als Kind durfte er einmal nicht Deutsch reden und einmal nicht Französisch.“

Über das Wirken des Altabtes sagte er: „Dank ihm sind wir ein Kloster im Dialog. Ein Kloster, was eben sowohl die Hand ausstreckt zum hebräisch sprechenden Teil wie zum arabisch sprechenden Teil, zu den Israelis wie zu den Palästinensern, zu den Evangelischen wie zu den Ostkirchen. Dafür steht er schon sehr stark.“

„Er war ein Abt, der sehr stark für diese Öffnung im Dialog war“, betonte Schnabel. „Und da muss ich sagen, ist er mir auch ein Vorbild. Da schaue ich wirklich hoch und nehme jeden Rat von ihm an. Ich schätze ihn einfach sehr.“

Das lange Mönchsleben von Egender – er war 1946, also vor mehr als 75 Jahren, ins Kloster eingetreten – mache ihm Hoffnung, sagte Schnabel: „Ich habe da jemanden getroffen, der alles andere als verbittert ist. Der einfach auf ein glückliches Leben schaut, der auch wirklich mit strahlenden Augen berichtet. Er war ja auch Prior in Chevetogne, hatte da Leitungsverantwortung, war dann Abt in Jerusalem und hat sich danach gar nicht zur Ruhe gesetzt, im stolzen Alter. Er hat dann noch die Reichenau wieder begründet.“

„Ich finde, es gibt sehr viele Menschen leider, die eine Verbitterung haben, die untröstlich auf ihr Leben zurückschauen“, erläuterte der Abt. „Und er, der wirklich keine einfache Biografie hatte, erlebt mit Freude den 100. Geburtstag. […] Er hatte schon auch ein Leben, was wirklich nicht immer nur einfach gewesen ist! Aber das dominiert nicht seine Lebenshaltung. Er schaut da ganz versöhnt und wirklich glücklich zurück. Das hat mich schon tief beeindruckt.“

„Mönch sein scheint offensichtlich ein Lebensentwurf zu sein, wo man mit 100 Jahren mit einem Lächeln dasitzen kann und auch frei von Todesangst in die Zukunft schaut“, schloss Schnabel. „Das hat mich sehr getröstet und auch berührt.“

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