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Warum betreibt das Erzbischöfliche Archiv Freiburg neuerdings einen Blog?

Freiburger Münster

Seit wenigen Wochen betreibt das Erzbischöfliche Archiv Freiburg einen Blog. CNA Deutsch sprach mit Tony Franzky, einem Archivmitarbeiter, dem die Projektleitung Digitale Langzeitarchivierung obliegt, über das neue Projekt.

Der Blog des Erzbischöflichen Archivs Freiburg soll „ein niederschwelliges Angebot sein, um das Interesse an Kirchen- und Diözesangeschichte, Archivarbeit, Digitalisierung und verwandten Themen zu wecken“. Wen genau sprechen Sie damit an?

In aller erster Linie sprechen wir natürlich die Nutzerinnen und Nutzer sowie die Besucherinnen und Besucher unseres Archivs an. Das können interessierte Laien, Historikerinnen und Historiker aller Art oder Genealoginnen und Genealogen sein, ebenso Fachkolleginnen und -kollegen und überhaupt an Archivarbeit interessierte Personen. Dabei wollen wir gerne auch den „kleinen“ Geschichten etwas Raum geben. Gleichzeitig soll der Blog als eine Art Informations- und Wissensspeicher dienen und neugierig darauf machen, was es so alles in einem Archiv zu entdecken gibt.

Welche Chancen bietet die Digitalisierung für kirchliche Archive?

Ganz allgemein formt und verändert die Digitalisierung sämtliche Lebensbereiche unserer Gesellschaft. Wir möchten daher speziell im Archiv versuchen, zeitgemäße Angebote zu schaffen, die dieser Entwicklung Rechnung tragen.

Konkret ermöglicht die Digitalisierung natürlich, Dinge schneller und einfacher zugänglich zu machen: Beispielsweise fallen lange Anreisewege weg, wenn man weltweit Archivalien online abrufen kann. Zudem schont es Kulturgüter, dass diese nicht im Original vorgelegt werden müssen, wenn auch ein Digitalisat für viele Nutzungsfälle ausreichend ist.

Auch betrachten wir ein digitales Angebot als eine Art Türöffner, um zu zeigen, was es alles zu erforschen und zu entdecken gibt, und welche wichtigen Aufgaben ein Archiv meist eher verborgen hinter dicken Sandsteinwänden erfüllt.

Zeitgleich wollen wir aber auch betonen, dass Digitalisierung ein kultureller Prozess ist, der stets mit Diskussionen und Fragen verbunden ist, denen wir uns als Archiv stellen müssen – beispielsweise das Verhältnis vom Wissensspeicher „Archiv“ zum Wissensspeicher „Internet“. Es ist ja nicht so, dass etwas nicht existiert, nur weil man es nicht online findet.

Welche Themen sollen auf dem Blog behandelt werden?

Die Bandbreite der Themen ist zunächst bewusst sehr breit gewählt. Das Erzbischöfliche Archiv Freiburg beherbergt, institutionell bedingt natürlich, vor allem Dokumente und Kulturgüter über Kirche, Kirchenverwaltung und Kirchengeschichte im südwestdeutschen Raum. Gern möchten wir daher im Rahmen des Blogs unsere Bestände und Sammlungen etwas näher vorstellen, Kuriositäten zeigen, die sich zwischen jahrhundertealtem Schriftgut finden, aber auch kleinere Stücke präsentieren, die für Fachpublikationen aufgrund ihres Umfangs vielleicht ungeeignet wären.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die alltägliche Archivarbeit. Sicherlich wissen die wenigsten Menschen, welche Maßnahmen zu treffen sind, um beispielsweise Urkunden über Generationen hinweg zu bewahren, finden es aber vielleicht interessant, Näheres darüber zu erfahren. Und genauso spielen schon heute – und künftig zunehmend mehr – Themen wie das Archivieren von digital entstandenen Dokumenten, Fotos, Daten etc. eine wichtige Rolle.

Bis in welche Zeit geht das Erzbischöfliche Archiv Freiburg denn zurück?

Das älteste Stück ist ein Fragment einer Pergament-Handschrift aus dem 9. oder 10. nachchristlichen Jahrhundert – damit also rund 1000 Jahre.

Viele Menschen wissen gar nicht, was überhaupt in einem Diözesanarchiv aufbewahrt wird. Was kann man bei Ihnen also alles finden (einige Dinge haben Sie ja schon angesprochen)? Sind irgendwelche Schätze zu heben?

Spektakuläre Stücke wie eine Abschrift von Aristoteles’ zweitem Buch der Poetik oder einen bisher unerforschten Lageplan von Hugues de Pairaud haben wir (bisher zumindest) noch nicht gefunden. Dennoch beherbergt das Erzbischöfliche Archiv Freiburg eine beachtliche Bandbreite an Kulturgütern und Archivalien. Das Erzbistum Freiburg wurde 1827 errichtet und umfasst Teile der früheren Bistümer Konstanz, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Würzburg, von welchen das Erzbischöfliche Archiv Freiburg eine Vielzahl von Archivalien besitzt, deren älteste aus dem hohen Mittelalter stammen. Hinzu kommen Kirchenbücher seit dem 16. Jahrhundert, die eine wichtige Quelle für Genealogie und Sozialgeschichte sind. Zudem verwahren wir mehrere tausend Urkunden aus acht Jahrhunderten, diverse Handschriften, Nachlässe von mehr oder weniger hohen Geistlichen, Wissenschaftlern sowie Privatpersonen, Dekanatsakten, Verwaltungsschriftgut der höchsten Kirchenbehörde der Diözese, eine Vielzahl von Fotografien wie auch Siegel, Pläne, Bauunterlagen und Musikalien. Schließlich ist das Archiv mit der Beratung und Betreuung von rund 1000 (historischen) Pfarreien betraut.

In einer schrumpfenden Kirche in Deutschland ist die Zusammenarbeit ein wichtiges Thema. Arbeiten Sie mit den Archiven anderer Bistümer zusammen?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Austausch mit Fachkolleginnen und -kollegen ist in unserer heutigen Zeit enorm wichtig. Gerade Themen wie Digitalisierung und digitale Langzeitarchivierung oder archivische Rechtsfragen können nicht von einem einzelnen Archiv bewältigt oder bearbeitet werden. Zentrales Organ ist dabei die Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland. Sie ist die Dachorganisation des katholischen Archivwesens in Deutschland, in der sich vor allem die Vertreterinnen und Vertreter der Leitungsebene austauschen. Hinzu kommt die jährlich stattfindende Konferenz der Archive der Oberrheinischen Kirchenprovinz, bei der die Kolleginnen und Kollegen der Bistümer Mainz, Rottenburg-Stuttgart und Freiburg sich gegenseitig über aktuelle Projekte und Entwicklungen informieren. Daneben gibt es eine Vielzahl von eher dezentralen Arbeitskreisen für spezielle Themen wie etwa die digitale Langzeitarchivierung, bei denen mit Archiven aus allen Sparten kooperiert wird.

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