Donnerstag, November 14, 2024 Spenden
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„Lebensmittel und Wasser in Gaza reichen nur noch wenige Tage“

Menschen in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt

Der Krieg im Heiligen Land hat die Lage für die christliche Minderheit in der Region erheblich verschärft. Das gilt besonders für die Christen im Gaza-Streifen. Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) steht in engem Kontakt mit der katholischen Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. In Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem hat das Hilfswerk Nothilfen bereitgesellt für die Christen in den Palästinensischen Gebieten und in Israel, wo die christliche Gemeinde überwiegend aus Arbeitsmigranten besteht. Volker Niggewöhner hat mit Reinhard Backes, Projektreferent in der internationalen Zentrale von „Kirche in Not“ in Königstein im Taunus, über die aktuelle Situation gesprochen.

Die Welt schaut auf die humanitäre Situation in Gaza. Wie geht es den verbliebenen Christen dort?

Die Lage dort ist sehr besorgniserregend. Meine Kollegen und ich sind ständig mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem in Kontakt. Dazu gehört auch die Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. Dort haben mehrere hundert Menschen Unterschlupf gefunden. Die Lebensmittel- und Wasservorräte dort reichen nur noch wenige Tage. „Kirche in Not“ hat Finanzhilfen bereitgestellt, um den nötigsten Bedarf an Lebensmitteln abzudecken. Neben dem Gaza-Streifen helfen wir über das Lateinische Patriarchart auch Christen in Ostjerusalem, im Westjordanland und christlichen Arbeitsmigranten in Israel. Aktuell ist bekanntlich der Nordteil des Gaza-Streifens abgeriegelt. Es kommen keine Güter mehr in die Region. Wir hoffen aber, dass das wieder möglich sein wird.

Wie geht es den Menschen, die dort in der katholischen Pfarrei untergebracht sind?

Wie gefährlich die Lage ist, konnte ich anhand eines Videoclips sehen, der mir zugescickt wurde. Er stammt vom 1. November, dem Allerheiligentag. Man sieht Menschen, die in der Kirche versammelt sind und den Rosenkranz beten. Und dann hört man plötzlich einen lauten Knall. Ich vermute, dass eine Rakete in der Nähe eingeschlagen ist. Man hört die Detonation, man sieht, dass die Wände beben, im Eingangbereich stürzt ein kleiner Teil der Decke herunter. Aber Gott sei Dank wurde die Kirche nicht zerstört, es ist alles glimpflich verlaufen. Diese Bombardements sind für die Menschen jetzt Alltag geworden.

Wie gehen die Menschen mit dieser Situation um, wie sieht ihr Alltag aus?

Die Pfarrei ist nicht darauf ausgelegt, mehrere hundert Menschen zu beherbergen. Es herrscht Enge, die Menschen halten sich auch viel im Freien auf, die Lebensmittel sind begrenzt. Die Wasserversorgung ist ein riesiges Problem. Es kam auch bereits vereinzelt zu Infektionskrankheiten, vermutlich aufgrund von verunreinigtem Wasser. Das scheint sich jetzt wieder gebessert zu haben. Die hygienischen Verhältnisse sind eine Katastrophe, und was am meisten fehlt, sind Medikamente. Trotz oder gerade wegen dieser prekären Situation finden die Menschen auch Trost im Gebet. Sie feiern regelmäßig Gottesdienst. Sie bitten um ein Ende der gegenwärtigen Situation.

Viele Menschen fragen: Warum sind die Menschen eigentlich noch dort, im Norrdteil des Gaza-Streifens? Das israelische Militär hat ja mehrfach dazu aufgerufen, dass die Menschen in den Süden gehen sollen.

Ich habe das natürlich auch meine Gesprächspartner gefragt, und die sagen mir: Wo sollen die Menschen hingehen? Die Kirche ist ihre letzte Zufluchtsstätte. Dort fühlen sie sich sicher und unter den aktuellen Umständen gut aufgehoben. Würden sie weggehen, bedeutet das eine große Unsicherheit. Die Bombardements haben nicht nur den Norden des Gaza-Streifens getroffen, sondern auch den Süden. Es gab Berichte, dass auch Menschen, die Richtung Süden unterwegs waren, in die Kämpfe geraten sind. Ich glaube unter diesen Umständen kann man nachvollziehen, warum Menschen auch unter diesen schwierigen Bedingungen in Gaza bleiben.

Das ganze Heilige Land steht nach den Terror-Angriffen der Hamas unter Schock, und das betritt natürlich auch Jerusalem und das Westjordanland. Was wissen Sie über die Situation dort?

Von unseren Projektpartnern höre ich, dass das Westjordanland abgeriegelt ist. Viele Palästinenser, und unter ihnen sind natürlich auch Christen, können deshalb nicht mehr an ihre Arbeitsstellen. Es kommen keine Pilger und Touristen mehr, damit ist für viele Christen die Lebensgrundlage zusammengebrochen. Auch hier wird „Kirche in Not“ jetzt mit den Partnern vor Ort abklären, wie wir diesen Menschen helfen können.

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