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Bischof Overbeck: Tradition ist „nicht einfach ein festgeschnürtes Paket“

Bischof Franz-Josef Overbeck

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat in seiner Neujahrspredigt am Montag gesagt, die Tradition sei „nicht einfach ein festgeschnürtes Paket, das wir unveränderlich durch alle Zeiten tragen“, wobei vergessen werde, „dass es immer wieder neu gedeutet werden muss, um verstanden zu werden“.

Es gelte, „offen zu sein für wirklich Neues, ohne sich dabei jede beliebige Tendenz zu eigen zu machen. Denn unser Glaube an den lebendigen Gott verträgt keinen Stillstand. Jeder Versuch, im Namen einer scheinbar unveränderlichen Tradition bedingungslos Veränderungen zu verhindern, ist heute zum Scheitern verurteilt.“

Es brauche „den Mut, endlich damit aufzuhören, an einer verklärten Gestalt von Volkskirche festzuhalten, die es so wahrscheinlich nie gegeben hat, nicht gibt und auch nie geben wird“. Bereits in vergangenen Zeiten habe es Probleme gegeben, so Overbeck: „Der erhebliche Druck, der geherrscht hat, das eigene Leben an die, oft rigiden, religiösen und auch moralischen Vorstellungen der jeweiligen Zeit anzupassen, darf als wichtiger Grund gesehen werden, warum sich bis heute viele vom Glauben entfernt haben.“

Konkret nahm Overbeck Bezug auf die im Jahr 2023 realisierte Tatsache: „Als Christen werden wir in Deutschland zur Minderheit – mit allen Folgen.“

Dabei handle es sich „nicht um den vorübergehenden Zustand einer Krise“, sondern „um einen dramatischen Umbruch“, sagte Overbeck in aller Deutlichkeit. „Die großen Strukturveränderungen unseres Bistums haben seit der Jahrtausendwende vieles in unserer Kirche vor Ort verändert, auch mit der Hoffnung, dass es hinterher in ruhigeren Bahnen wieder weitergeht. Das war, ist und bleibt eine Illusion.“

„Die Krise, die vom griechischen Wortsinn her mit Entscheidung und Umbruch zu tun hat, ist kein vorübergehender Ausnahmezustand, der beendet werden kann“, zeigte sich der Bischof von Essen überzeugt. „Die Kirchenkrise, in der wir stecken, ist und bleibt eine Wirklichkeit. Es geht eben darum, den dramatischen Umbruch, den wir zu bestehen haben, als einen solchen zu begreifen, weil er viel tiefer geht, als jede Krise.“

Jener Umbruch berühre „die Wurzeln unseres Selbstverständnisses als Christin und Christ, erst recht als katholische Kirche. Denn vieles, was lange Zeit als unantastbar und unveränderlich galt, steht heute infrage. Wer insgeheim immer noch hofft, irgendwann werde die Krise schon überstanden sein und dann werde sich all das, was früher galt, wieder neu und unverändert ins Recht setzen, erliegt ebenso einer Illusion.“

„Die einfache Wahrheit lautet daher schlicht und ergreifend: Es gibt kein Allheilmittel, das den Trend einer so genannten ‚Entkirchlichung‘ unserer Gesellschaft beenden könnte“, betonte Overbeck, um dann auf den deutschen Synodalen Weg zu sprechen zu kommen, der teils drastische Kehrtwenden in der überlieferten Lehre der Kirche fordert: „Daran werden auch nicht die aus meiner Sicht dringend notwendigen Reformen, die u. a. der Synodale Weg der Kirche in Deutschland beschreibt, etwas grundsätzlich ändern. Aber auch nicht flammende Appelle zu einer ‚Neuevangelisierung‘, die oft so klingen, als bräuchte den Menschen einfach nur besser erklärt zu werden, woran sie glauben sollten, damit sie es denn auch tun.“

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