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Erzbischof Lackner: „Wir sollten Segen als ein Grundnahrungsmittel wie Brot wahrnehmen“

Erzbischof Franz Lackner OFM

Erzbischof Franz Lackner OFM hat mit Blick auf das vatikanische Dokument über „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ erklärt: „Wir sollten Segen als ein Grundnahrungsmittel wie Brot wahrnehmen, wobei hier nicht von einem sakramentalen, ‚bestätigenden‘ Segen die Rede ist. Die Ehe als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau steht nicht zur Disposition. Hier geht es um einen bittenden, ‚aufsteigenden‘ Segen, der das Gute festigen und mehren soll.“

Der Erzbischof von Salzburg äußerte sich am Mittwoch im Interview mit der Kirchenzeitung seiner Erzdiözese, dem Rupertusblatt, also noch vor Veröffentlichung einer sechsseitigen Pressemitteilung des Dikasteriums für die Glaubenslehre, die „zur Klärung der Annahme der Erklärung“ dienen sollte.

Er sei über die Erklärung „Fiducia supplicans“ „überrascht“ gewesen, so Lackner. „Ich war selbst mehrmals in Rom in dieser Sache und finde es gut, dass die Erklärung ‚Fiducia supplicans‘ (‚flehendes Vertrauen‘) jetzt gekommen ist, gerade vor Weihnachten.“

Es gehe nun um „die innere Haltung: Da kommen Menschen und bitten um einen Segen. Dass wir grundsätzlich Nein sagen, ist mit diesem Schreiben nicht mehr möglich – Gutes sagen im Namen Gottes, das wollen wir niemandem verwehren. Ich habe schon vor der Entscheidung im Vatikan bei einem Gespräch mit der HOSI (Homosexuellen Initiative) gesagt: Ich trete für den Segen ein, bitte aber auch um Verständnis, dass eine Verwechslung mit der Eheschließung nicht geschehen darf.“

„Wir gehen den Schritt zu den Menschen hin weiter“, betonte Lackner, um dann auszuführen: „Für mich ist ‚Fiducia supplicans‘ im Grunde die Fortschreibung des nachsynodalen apostolischen Schreibens Amoris laetitia (‚die Freude der Liebe‘). Wir gehen Menschen, die in besonderen Situationen sind, als Kirche, als Gemeinschaft der Glaubenden, als Gemeinschaft der Getauften weit entgegen.“

Rückblickend auf seine inzwischen zehn Jahre als Erzbischof von Salzburg sagte er: „Es ist natürlich nicht immer einfach in unserer Zeit ein solches Amt auszuführen. Oft ist es schwer zu argumentieren, dass Glaube eine Institution braucht. Sie ist das Gerippe, ohne es wäre das Herz ungeschützt. Insgesamt überwiegen aber die Freude und das Wissen: Ich bin gesendet. Ich habe es gewissermaßen nicht ‚von meiner eigenen Festplatte heruntergeladen‘, dass ich Erzbischof bin. Ich habe es wirklich als eine Sendung empfunden.“

Es gelte weiterhin, verschiedene Herausforderungen anzupacken – etwa den Priestermangel oder die Kirchenaustritte. Was ihn aber „sehr“ beschäftige: „Der Auferstehungsglaube schwindet. Wie können die Menschen Sinn am Leben auch in den schwersten Stunden sehen?“

„Die Menschen sagen oft, es fehle etwas“, so Lackner. „Gott müsse in dieses Fehlen hineinpassen. Doch so ist Gott nicht. Gott ist kein Lückenbüßer, Gott wird Mensch. Aber nicht nur, um meine Bedürfnisse zu befriedigen, sondern er gibt dem Leben einen neuen, ursprünglichen und über die Zeiten hinaus geltenden Sinn. Ich glaube nicht, weil ich muss, sondern weil Glauben an sich schön ist.“

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