Warum das Grundrecht auf Gewissensfreiheit angegriffen wird – und die Kirche es verteidigt

Ehrenmedaille für einen Soldaten, der sich auf seine Gewissensfreiheit berief: Harry Truman bei der Auszeichnung von Desmond Doss
Ehrenmedaille für einen Soldaten, der sich auf seine Gewissensfreiheit berief: Harry Truman bei der Auszeichnung von Desmond Doss
(C) Pax Press Agency, SARL, Geneva
Das Podium
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Christophe Foltzenlogel
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Erzbischof Ivan Jurkovic im EWTN.TV-Interview
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Professor Bielefeld
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Lorcan Price von ADF International im Interview für EWTN.TV
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Professor Michael Veuthey
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Die Podiumsmitglieder
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Mel Gibsons Film "Hacksaw Ridge" erzählt die wahre Geschichte des US Unteroffiziers Desmond Doss im Jahre 1942. Er verweigerte aus Gewissensgründen den Waffendienst und erhielt dennoch als erster im Zweiten Weltkrieg die Ehrenmedaille von US-Präsident Harry S. Truman.  

Das Recht auf "Gewissensfreiheit" wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1948 im Artikel 18 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ratifiziert. Dort liest man:

"Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden." 

Um das Recht auf Gedanken-, Gewissens-, und Religionsfreiheit, und die Dienstverweigerung aus Gewissensgründen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, wurde Ende Juni diese Veranstaltung bei den Vereinten Nationen in Genf vom Heiligen Stuhl, dem Malteserorden, ADF International, ECLJ und "Famille et République" organisiert. 

Das Recht auf Dienstverweigerung aus Gewissensgründen wurde während der letzten Jahre unberechtigterweise nur noch auf den Wehrdienst beschränkt, zugunsten von radikal neuen und unzutreffenden Interpretationen der Menschenrechte. 

"Es gibt Gesellschaftsgruppen die eine gnostische Philosophie fördern, die sagt: Mein Körper ist nur eine Hülle und ich muss davon frei werden. Wenn ich ein Baby will, kriege ich eines, wenn nicht, habe ich ein Recht auf Abtreibung. Bin ich ein Mädchen, finde aber, dass ich ein Mann sein sollte, habe ich ein Recht, das zu ändern, und so weiter", sagt Christophe Foltzenlogel, Mitglied des Europäischen Zentrums für Recht und Gerechtigkeit.  

Auf die Frage, ob es Gruppen innerhalb des Systems der Vereinten Nationen gibt, die einen eigene Agenda verfolgen, dieses Recht zu untergraben, es zu ändern, antwortete er: 

"Es ist Realität geworden. Sie können das in UN-Dokumenten nachlesen. Die neuen Sonderregelungen für geschlechter-basierte Gewalt ['gender-based violence'] etwa, ist etwas Neues, das vor 30 Jahren weder behandelt, gefördert noch vorangetrieben, wurde." 

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Professor Michel Veuthey, stellvertretender ständiger Beobachter des Souveränen Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf: "Aber was sie jetzt vorhaben! …Denn wenn Sie beobachten, was vor sich geht, nicht nur hier bei den Vereinten Nationen, sondern draußen, stellen Sie fest, dass die Genfer Konventionen, das internationale Menschenrecht, die Genozid-Konvention und fundamentale Menschenrechte jetzt angegriffen werden. Angegriffen! Und wir brauchen Menschen, die all das verteidigen. Und wir brauchen Menschen, die diese Verteidiger verteidigen, die Verteidiger der Menschenrechte oder der internationalen Menschenrechtsgesetze. Wir müssen auch humanitäre Einsatzkräfte verteidigen, wir müssen das medizinische Personal schützen und wir müssen für die Krankenschwestern eintreten, die wirklich versuchen, menschliches Leben zu schützen."

 
Professor Heiner Bielefeld, früherer UN-Sonderberichterstatter für Religions- oder Glaubensfreiheit, bezeichnete das Recht auf Wehrdienstverweigerung aufgrund religiöser Überzeugungen als wichtig, und als einen unverzichtbaren Partner der Religionsfreiheit. Später bezog er auch medizinisches Personal mit ein, das sich weigere, Abtreibungen vorzunehmen. 

"Was die Gewissensentscheidungen betrifft," sagte Lorcán Price, Rechtsbeistand von der Menschenrechts-Organisation ADF International:  

"Es ist so wichtig, diese Ärzte und Schwestern, die Zeugnis ablegen für die Wahrheit, zu schützen. Die Wahrheit ist, dass das ungeborene Kind zur Menschheitsfamilie gehört und wert ist, bereits im frühesten Stadium geschützt zu werden."  

Gewissensfreiheit ist ein verbrieftes, grundlegendes, allgemeines Recht, welches die Funktionsfähigkeit und das Fortbestehen einer offenen und freien Zivilisation untermauert – darin sollten sich eigentlich alle einig sein. 

Erzbischof Ivan Jurkovic, apostolischer Nuntius und ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen und Fachbehörden in Genf sagte in seiner Rede: "Aus der Sicht der eigenen Überzeugung wäre eine Gleichmacherei, sich dem Strom anzupassen, das Schlimmste das man tun kann. Wissen Sie, wenn die eigene Persönlichkeit reift, ist man doch auch froh, anders zu sein, oder?" 

Menschen, die aus Gewissensgründen verweigern, werden Opfer verschiedenster Diskriminierungen: Amtsenthebung, Verlust des Arbeitsplatzes und bei Studenten die Verweigerung von Abschlusszeugnissen. Hebammen in Schweden, die sich weigern, an der Tötung ungeborenen Lebens mitzumachen, verlieren ihre Arbeit.  

Aus diesen Gründen verlangte die Diskussionsrunde eine sorgfältige Untersuchung dieses Themas im UN Menschenrechtsrat, da dies von entscheidender Wichtigkeit sei. Es darf nicht länger ignoriert und als etwas abgetan werden, das nur intolerante oder fanatische Menschen betrifft – so die Experten. 

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Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit sind unterschiedliche Dinge, stehen allerdings in einer Wechselbeziehung und die eine Freiheit kann ohne die andere nicht uneingeschränkt ausgeübt werden. 

Aus Sicht der Menschenrechte ist klar: Gläubigen Menschen, wie auch Menschen, die aufgrund anderer ethischer Bedenken einer moralischen Richtschnur folgen, muss Gewissensfreiheit gewährt werden, damit sie ihre Überzeugungen, Werte und ihren Glauben uneingeschränkt leben können. 

Erzbischof Ivan Jurkovic: "Ich denke auch, wir sollten unsere Überzeugungen mit Freude ausleben. Das ist die solide Ansicht der Kirche oder religiöser Organisationen. Wir sollen die positive Sicht unserer menschlichen Erfahrungen, die auch religiöse, geistliche Erfahrungen sind zeigen und anderen weitergeben - Deshalb finde ich auch Veranstaltungen wie diese heute – oder auch viele, die vielleicht ganz anders als diese sind - so wichtig, um das alles in einen Zusammenhang zu bringen." 

Dieser Bericht wurde von unserem Genfer UN-Korrespondenten Christian Peschken von Pax Press Agency, Genf, verfasst. Der Bericht ist auch im Rahmen der EWTN.TV-Sendung 'Vaticano' zu sehen. Mehr zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com