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„Skandalöse Liebe“: Geweihte Jungfrau Bernadette Lang spricht über ihr neues Buch

Bernadette Lang am Tag ihrer Jungfrauenweihe

Bernadette Lang sprach mit CNA Deutsch über ihr im März erscheinendes Buch „Skandalöse Liebe“ mit dem Untertitel „Warum ich auf Sex verzichte und Jesus mein Bräutigam ist“. Die katholische Theologin empfing vor zwei Jahren im Salzburger Dom die sogenannte Jungfrauenweihe. Lang leitet die „Home“-Akademie in Salzburg und ist dort zuständig für „Persönlichkeitsentwicklung, Jüngerschaft, Nachfolge in der Perspektive Gottes“.

Warum haben sie für ihr Buch den Titel „Skandalöse Liebe“ gewählt?

Der Titel ist für mich doppeldeutig. Einerseits finden viele meine Berufung skandalös. Dazu muss ich sagen: Ist sie ja auch! Es ist absolut skandalös, wenn sich jemand „Braut Christi“ nennt. Das war aber nicht meine Idee. Den Stand der gottgeweihten Jungfrauen gibt es schon seit fast 2000 Jahren. All diesen Frauen, die Christus radikal und exklusiv nachgefolgt sind und auf den Ehebund verzichtet haben, war zu eigen, dass sie „Sponsa Christi“, Braut Christi, sind. Insofern ist diese Berufung eine Erinnerung für die gesamte Kirche. Nämlich daran, dass wir zu einem Hochzeitsmahl eingeladen sind.

Zum anderen ist es eine skandalöse Liebe von Gott her. Christus liebt uns „skandalös“. Das schreibt Paulus schon in seinem Brief an die Korinther. Das Kreuz ist ein „Skandalon“, ein Skandal, ein Stolperstein. Gott liebt uns extravagant, teuer, leidenschaftlich wie ein Bräutigam, kurzum: absolut skandalös!

In der Buchbeschreibung steht, sie hätten sich kurz vor der öffentlichen Weihe Hals über Kopf in einen jungen Mann verliebt. Können Sie darauf etwas näher eingehen?

Ja, das stimmt. Das hat mich in meinen Fundamenten nochmal sehr erschüttert. Ich habe zu Gott gesagt: Ich nehme jetzt ein weißes Blatt Papier und hinterfrage alles neu, was ich in den letzten zehn Jahren über mich und meine Sehnsucht, Jesus allein zu gehören, erfahren habe. Ich habe mir sehr ernsthaft die Fragen nach Beziehung, Ehe und Familie gestellt. Ich habe mich in all den Fragen und Ringen um meine tiefsten Sehnsüchte – auch als Frau – definitiv nicht geschont! Aber am Schluss war eine Sehnsucht unleugbar: dass ich Jesus exklusiv gehören möchte. Warum? Weil ich seine Einladung stärker denn je spüre. Und hart geprüft habe.

Ist es nicht wesentlich härter, ihre Berufung außerhalb einer Ordensgemeinschaft zu leben?

Für manche mag das so sein. Sicher ist es oft nicht einfach, weil ich beispielsweise nicht den Gebetsrhythmus des Klosters habe oder ich mehr den Dingen der Welt ausgesetzt bin. Aber das ist ja gerade meine Berufung. Mittendrin Zeugin dessen zu sein, dass wir für mehr gemacht sind. Und dass wir alle auf ein Hochzeitsmahl eingeladen sind. Ich will die Menschen an ihre Zukunft erinnern.

Die Kirche betont die Rolle von Jungfrauen besonders, etwa in Messformularen für Jungfrauen. Was ist das Besondere an einer Jungfrau?

Es ist ein sehr alter Stand in der Kirche, der schon zu Zeiten Jesu sichtbar war, indem ihm Frauen radikal gefolgt sind. Die virgines consecratae machen eine Berufung in der Kirche besonders deutlich sichtbar: die der Braut. So ist die Kirche Braut, aber auch jeder einzelne. Und Christus der Bräutigam. Das ist ein tiefes Geheimnis, das auch die Eheleute betrifft. Sie bilden das in anderer Weise ab.

Sie sprachen in Ihrem Interview mit dem Radio Vatikan darüber, die Perspektive Gottes über die Sexualität zu verstehen. Was bedeutet das?

Als zölibatär Lebende müssen wir erst verstehen, was Gott sich mit Ehe und Sexualität gedacht hat. Schließlich ist er der Erfinder davon. Es geht nicht einfach nur um einen Verzicht, wenn wir gottgeweiht leben. Es geht darum, dass wir dasselbe Geheimnis auf eine andere Art und Weise beleuchten. Die Ehe ist ein sichtbares Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit. Was aber ist die unsichtbare Wirklichkeit? Die vollkommene Vereinigung Gottes mit den Menschen. Eine Ekstase unendlicher Schönheit, Freiheit und Glückseligkeit. Genau das soll ein gottgeweihtes Leben in einer Schon-und-Noch-Nicht-Spannung in die Existenz holen.

Wie kann man in einer, wie sie selbst sagten, übersexualisierten Gesellschaft die Tugend der Keuschheit wieder etablieren?

Indem wir erst mal verstehen, was wir verloren haben: nämlich die Intimität. Wir leben in einer übersexualisierten Gesellschaft, die aber das verloren hat, worum es bei Sex geht: eine tiefe sich hingebende Liebe. Nun ist sie aber vielfach zu einer nehmenden Liebe geworden. Egoistische Liebe lässt immer leer. Gottgeweihte Menschen sind also gerufen, andere Dimensionen von Intimität wachzuhalten und die Gesellschaft daran zu erinnern, dass sie diese Tore der Liebe auch in einer anderen Beziehung durchschreiten können.

Wie denken Sie darüber, dass es Tendenzen in der Kirche gibt, die Perspektive Gottes auf die Sexualität neu zu definieren?

Die Frage ist, in welche Richtung sie neu definiert wird! Ich bin auch dafür, dass wir die Perspektive Gottes auf Sexualität neu gewinnen. Aber dazu müssen wir erst einmal viel Zeit in seiner Gegenwart verbringen. Immerhin ist er der Erfinder von Liebe und Sexualität. Und dann, wenn wir Antworten haben, müssen wir sie wieder abgleichen. Stimmen sie mit der sich hingebenden Liebe Jesu überein, dem Skandalon am Kreuz? Mein Verdacht ist, dass wir oft zu schnelle Antworten haben, die nicht tiefgreifend genug der Liebe gerecht werden, mit der Gott uns liebt. Nämlich skandalös. Als Bräutigam.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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