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Luther und Ökumene: Bischof Feige plädiert für vertieftes Verständnis

"Vor allem wäre es wirklich wichtig, die noch offenen kontroversen Fragen demütig, zielorientiert und hoffnungsvoll anzugehen".

Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, wirbt für ein vertieftes Verständnis von Martin Luther. Gerade im Jahr 2017 seien dafür zahlreiche Chancen gegeben.

Diese Auffassung hat Bischof Feige gestern Abend anlässlich der Montagsakademie an der Theologischen Fakultät Paderborn vertreten. Die Akademie steht im Wintersemester 2016/2017 unter dem Thema "Ökumene 2017 – Grundlagen, Wege und Visionen". 

In seinem Vortrag "Von der 'Lutherdekade' zum 500. Reformationsgedenken – Ein ökumenischer Lernprozess mit Perspektive?" würdigte Bischof Feige die Bemühungen des ökumenischen Dialogs zwischen der katholischen und evangelischen Kirche. Dazu gehöre insbesondere neben der Rechtfertigungserklärung aus dem Jahre 1999 der im vergangenen Jahr veröffentlichte Text des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz "Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen".

Bischof Feige: "Davon ausgehend, dass es nach all dem, was Katholiken und Protestanten einander an Leid und Verletzungen angetan haben, noch immer zwischen ihnen manches Misstrauen und Unverständnis gibt, geht es darin um den Versuch, die negativen wie positiven Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat, zur Sprache zu bringen und die dringend einer Klärung bedürfenden offenen Fragen zu benennen."

Bischof Feige erinnerte auch an die vielfältigen Bemühungen der katholischen Kirche, auf dem Weg der Ökumene mutig voranzuschreiten.

"Dadurch, dass sich die katholische Kirche im Laufe des Zweiten Vatikanischen Konzils ausdrücklich darauf besonnen hat, eine 'ecclesia semper reformanda' – das heißt eine Kirche, die permanent der Erneuerung bedarf – zu sein, ist sie nicht etwa eine 'Kirche der Reformation' geworden", so Bischof Feige. Vielleicht könne man, wie der Jesuit und Publizist Mario von Galli 1962 gesagt habe, "davon sprechen, dass sie sich von der 'Gegenreformation' verabschiedet und auf den Weg einer 'Mitreformation' begeben hat. Diesen gilt es nach den ermutigenden Erfahrungen im Vorfeld des 500. Reformationsgedenkens beherzt weiter zu gehen. Das aber bedeutet, im Bemühen um eine Heilung der Erinnerungen und eine andauernde Versöhnung nicht nachzulassen, selbstkritisch die eigenen Grenzen und Schwächen wahrzunehmen und zuzugeben sowie auf die Herausforderungen des reformatorischen Erbes in und um sich kreativ einzugehen", betonte Bischof Feige.

Das bedeute auch, sich gegenseitig noch mehr im Lichte Jesu Christi zu betrachten und neidlos ins Wort zu fassen, was man aneinander schätze und vielleicht sogar bewundere, worin man spezielle Begabungen erkenne und den Geist Gottes eindrucksvoll wirken sehe. "Vor allem wäre es wirklich wichtig, die noch offenen kontroversen Fragen demütig, zielorientiert und hoffnungsvoll anzugehen … Es gibt erfreuliche Anzeichen dafür, dass der ökumenische Lernprozess der letzten Zeit uns auf dem Weg zu Christus und zueinander ein weiteres Stück vorangebracht hat. Welche Perspektive vor uns liegt, hängt freilich auch davon ab, ob wir wirklich an der Einheit der Kirche interessiert sind, wie es uns gelingt, sich in den theologischen Vorstellungen und kirchlichen Lebensvollzügen zu verständigen, und was wir letztlich dem Wirken des Heiligen Geistes zutrauen", so Bischof Feige.

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