Berlin, 03 Mai, 2024 / 9:30 AM
Die am Donnerstag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellte Strategie zur Suizidprävention reicht laut Prälat Karl Jüsten, dem Leiter des Katholischen Büros in Berlin, „inhaltlich bei Weitem noch nicht aus“. Das Katholische Büro in Berlin ist die Schnittstelle zwischen Kirche und Bundespolitik.
„Es müssen umfassende gesetzliche Regelungen und verbindliche Finanzierungszusagen folgen“, forderte Jüsten am Donnerstag. „Wir müssen uns insgesamt darum bemühen, dass Menschen nicht in Situationen geraten und verbleiben, in denen sie den Tod als vermeintlich kleineres Übel dem Leben vorziehen.“
Die Strategie zur Suizidprävention – in Deutschland kommt es pro Jahr zu mehr als 9.000 Selbstmorden – sieht etwa „eine bundesweite Koordinierungsstelle für Beratungs- und Kooperationsangebote, eine zentrale deutschlandweite Krisendienst-Notrufnummer sowie Schulungen für Fachkräfte in Gesundheitswesen und Pflege“ vor, wie die Tagesschau berichtete. „Auch die Forschung zu Suizidversuchen und Suiziden soll ausgebaut werden.“
„Darüber hinaus plädiert der Minister für ‚methodenbegrenzende‘ Maßnahmen, also Zugangsbeschränkung zu Mitteln und Orten für einen Suizidversuch, darunter Gleisanlagen, Brücken oder Hochhäuser“, hieß es weiter. „Geprüft werden soll auch die Einrichtung eines pseudonymisierten Suizidregisters – unter anderem, um Risikogruppen leichter zu erkennen.“
Jüsten, der Leiter des Katholischen Büros, erklärte: „Diese gesellschaftliche Verantwortung gilt es jetzt gemeinsam von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft umzusetzen. Eine Suizidpräventionsstrategie sowie ein Suizidpräventionsgesetz, wie es auch der Deutsche Bundestag im Juli 2023 mit großer Mehrheit gefordert hat, müssen daher umfassend sein und die genannten Aspekte berücksichtigen. Auch die Länder müssen entsprechend ihren Zuständigkeiten zeitnah ihren Beitrag für eine gute Suizidpräventionsstrategie leisten und handeln.“
„Wir müssen in einer humanen Gesellschaft gewährleisten, dass wir Menschen in vulnerablen Lebenslagen möglichst frühzeitig erreichen und eine Kultur gegenseitiger Fürsorge und Lebensbejahung stärken“, so Jüsten. „Als katholische Kirche leisten wir dazu gerne mit Seelsorge, kirchlichen Angeboten und Einrichtungen unseren Beitrag, damit kein Mensch den Suizid wählt, weil er ihn als die scheinbar einfache oder beste Lösung ansieht oder ihm nicht die notwendige Hilfe zuteilwurde, wie es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, immer wieder formuliert.“
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