Jerusalem, 21 Mai, 2024 / 1:00 AM
Am Montag, dem Tag nach seiner Rückkehr aus der katholischen Gemeinde im nördlichen Gazastreifen, hat sich Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM mit einer kleinen Gruppe von Journalisten im Patriarchat in Jerusalem getroffen, um über seinen Besuch zu sprechen.
„Die Begegnung mit der Gemeinde hat mich getröstet“, sagte Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem.
„Die Situation ist sehr kompliziert“, sagte er, „aber ich habe eine gut organisierte, aktive Gemeinschaft vorgefunden, die in der Lage ist, in dieser Situation mit der richtigen Einstellung zu leben. Ich habe kein Wort des Zorns gehört. Ich hörte Worte des Schmerzes, des Leidens und der Klage – aber nicht des Zorns oder der Verbitterung. Alle wünschen sich, dass der Krieg zu Ende ist. Sie sagten mir: ‚Wir Christen haben keine Gewalt im Blut, wir können das alles nicht verstehen.‘ Das schien mir wirklich bedeutsam zu sein.“
Vor allem aber, so Pizzaballa, habe er eine Gemeinschaft vorgefunden, die es noch versteht, mit Sorge, aber auch mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken.
„Sie machen sich Sorgen um die Zukunft der Kinder, der Schule, der Häuser. Es ist wichtig und dringend, sofortige und konkrete Antworten zu geben, um ihnen zu versichern, dass es eine Zukunft für sie gibt", sagte er.
„Aus humanitärer Sicht hat sich die Situation verbessert“, erklärte er, auch wenn „das nicht bedeutet, dass sie gut ist“. Viele Schwierigkeiten bestehen weiterhin, und die Christen haben wie die übrige Bevölkerung mit Nahrungsmittelknappheit, fehlenden sanitären Einrichtungen, psychischen Traumata, körperlichen Verletzungen, chronischen Krankheiten und der Zerstörung von Häusern und Infrastruktur zu kämpfen.
Laut einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung des Lateinischen Patriarchats begann der Besuch des Kardinals am 15. Mai.
Pizzaballa lehnte es ab, logistische Details oder Informationen über eine Koordinierung mit der israelischen Armee zu geben, was den Besuch ermöglichte. Er beschrieb jedoch die Auswirkungen der Einreise nach Gaza.
„Ich bin vor dem Krieg mindestens zehn Mal dort gewesen“, erklärte er. „Der erste Eindruck beim Betreten der Stadt war ein Gefühl der Orientierungslosigkeit aufgrund der umfassenden Zerstörung. Die Straßen sind nicht mehr dieselben; wir gingen durch Ruinen, über behelfsmäßige Straßen und durch Müllberge. Die Orte, mit denen ich einigermaßen vertraut war, sind nicht wiederzuerkennen. Es ist sehr schwierig, ein intaktes Haus zu finden. Wir sind schweigend gereist.“
Selbst wenn er die Bilder gesehen hätte, „hat es eine ganz andere Wirkung, es persönlich zu sehen“, fügte er hinzu. „Man sieht nicht nur die Zerstörung, sondern auch die Menschen, die dort leben, und diese Beziehung berührt das Herz.“
Während seines Aufenthalts in Gaza „gab es ständig Kämpfe und Explosionen, manche näher, andere weiter weg, aber fast ununterbrochen. Am Anfang ist das ein bisschen beängstigend, aber dann gewöhnt man sich daran", sagte er. „Für sie ist es ganz normal geworden, sogar für die Kinder.“
Pizzaballa traf sich mit der vertriebenen christlichen Gemeinschaft, sprach mit den Gläubigen, feierte Messen und leitete Gebete. Er besuchte den Friedhof, wo er die Gräber der verstorbenen Gläubigen segnete, insbesondere die Gräber von Nahida und Samar, jener beiden Frauen, die am 16. Dezember 2023 auf dem Gelände der Pfarrei getötet wurden.
Der Patriarch besuchte auch einige zerstörte Gemeindestrukturen, die griechisch-orthodoxe Gemeinde St. Porphyrius und segnete die Bäckerei einer christlichen Familie, die vor kurzem ihren Betrieb wieder aufgenommen hat. Außerdem feierte er mit der Gemeinde von Gaza das Pfingstfest und spendete zwei jungen Gemeindemitgliedern das Sakrament der Firmung.
Zu denjenigen, die mit Pizzaballa nach Gaza kamen, gehörte auch Pater Gabriel Romanelli, der Pfarrer der Kirche der Heiligen Familie in Gaza, der nun endlich wieder mit seiner Gemeinde vereint ist.
Zu denjenigen, die mit Pizzaballa nach Gaza kamen, gehörte Pater Gabriel Romanelli IVE, der Pfarrer der Kirche der Heiligen Familie in Gaza, der nun endlich wieder mit seiner Gemeinde vereint ist. Außerdem kamen Pater Carlos Ferrero IVE, der Provinzial des Instituts vom fleischgewordenen Wort, Ordensschwestern des Instituts sowie zwei Schwestern der Missionarinnen der Nächstenliebe in die Pfarrei in Gaza und blieben dort.
Nach Angaben des Patriarchats leben derzeit knapp 500 Christen auf dem Gelände der Pfarrei, darunter 60 behinderte Kinder, die von den Schwestern betreut werden. Auf dem orthodoxen Gelände befinden sich etwa 130 Christen und 40 Muslime. Etwa 40 bis 50 Christen sitzen im Süden des Gaza-Streifens fest. In ganz Gaza gibt es nur noch etwa 50 Katholiken, die fast alle in der lateinischen Gemeinde Zuflucht gefunden haben.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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„Ich habe alle Familien getroffen“, sagte Pizzaballa vor Journalisten. „Es war notwendig, zusammen zu sein, zu versuchen, jedem Einzelnen zuzuhören, bei ihnen zu sein. Auch wenn wir keine sofortigen Lösungen haben, ist es wichtig, da zu sein, Trost, Nähe und Solidarität anzubieten. Ich wollte ihnen die Unterstützung der Kirche zusichern und ihnen sagen, dass wir da sein werden, dass wir uns keineswegs abwenden, sondern dass wir ihnen weiterhin helfen werden, so gut wir es in der aktuellen Situation können.“
Ein konkretes Zeichen dieser Nähe ist die am 14. Mai unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem und dem Malteserorden über die Einrichtung einer gemeinsamen humanitären Mission.
Führende Vertreter des Malteserordens stehen seit November 2023 in Kontakt mit dem Patriarchat, aber zu diesem Zeitpunkt war eine Intervention noch nicht möglich, und niemand konnte sich vorstellen, dass der Krieg so lange dauern würde.
„Um Ostern herum hatten wir das Gefühl, dass es an der Zeit war, etwas zu tun“, erklärte Pizzaballa.
Er fügte hinzu: „Wir wollen ein Zentrum zur Verteilung von Lebensmitteln und lebenswichtigen Gütern sowie ein Feldlazarett außerhalb unseres Geländes einrichten, das für alle zugänglich ist.“ Der erste Aspekt, der angegangen werden müsse, sei jener der lebensnotwendigen Güter.
„Es kommen einige Hilfsgüter an, das Problem ist die Verteilung“, so der Kardinal. Der andere Aspekt ist die medizinische Versorgung.
„Im gesamten nördlichen Teil des Gazastreifens gibt es nur ein einsatzbereites Krankenhaus, was nicht ausreicht. Die Malteser sind Experten für Feldlazarette in Kriegsgebieten. Es ist wichtig, damit anzufangen und dann allmählich zu expandieren, um die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu ermöglichen.
„Die Menschen fragen auch nach psychologischer Unterstützung“, teilte der lateinische Patriarch mit. „Wir sind dabei herauszufinden, wie wir in dieser Hinsicht intervenieren können. Die traumatischen Auswirkungen des Krieges auf die Bevölkerung sind enorm.“
Pizzaballa appellierte weiter für ein Ende des Konflikts. „Je eher er endet, desto eher können wir mit dem Wiederaufbau friedlicherer Lösungen beginnen“, sagte er.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
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