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Neuer Brief zeigt: Benedikt XVI. sah „Problem der universalen Versöhnung“ auf Seiten der Täter

Papst Benedikt XVI.

In einem bislang unveröffentlichten Brief legt der damals schon emeritierte Papst Benedikt XVI. dar, dass „das Problem der universalen Versöhnung nicht so sehr auf Seiten der Opfer, sondern auf Seiten der Täter“ liege. Hintergrund der Wortmeldung von Papst Benedikt aus dem Jahr 2015, die am Montag von der Zeitschrift „Communio“ veröffentlicht wurde, ist die Frage, ob es nach dem Tod zu einer Versöhnung von Opfern und Tätern kommen könne.

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hatte sich ausgehend von der Novelle „Das Konzert“ aus der Feder von Hartmut Lange mit dieser Frage befasst und sie auch dem emeritierten Papst mit der Bitte um „ein paar klärende Zeilen“ vorgelegt.

Die Novelle, so Benedikt, zeige „die Mühsal der Vergebung in den Opfern des Bösen eindringlich auf“. Was aber verwunderlich sei, „ist die Asymmetrie im Vergebungsprozess, wie er [Hartmut Lange] ihn darstellt. Denn er setzt voraus, dass die Täter nun nach dem Tod alle reumütig sind und Vergebung verlangen. Gerade dies ist aber die Frage.“

Als Beispiel führte der emeritierte Papst die Nünberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg an: „Soweit ich mich erinnere, hat nur einer der Verbrecher, der berüchtigte Generalgouverneur für Polen Frank tatsächlich Erschütterung und Reue gezeigt und ausdrücklich seinen Tod als Wiedergutmachung angenommen. Die allermeisten haben, wie Sie selber zu Recht erwähnen, sich selbst als schuldlose Exekutoren einer Macht darzustellen versucht, der sie sich nicht entziehen konnten.“

„Aber gerade so haben sie die Lüge weitergeführt, die ihr ganzes Leben prägte, und den Schlaf des Gewissens gleichsam als Rechtfertigung vorgegeben“, führte er aus. „So waren sie weder bußfertig noch verlangten sie nach Vergebung, die in ihrem Gerechtigkeitswahn auch keinen Anhalt gefunden hätte. Deshalb scheint mir das Problem der universalen Versöhnung nicht so sehr auf Seiten der Opfer, sondern auf Seiten der Täter zu liegen.“

Die Opfer seien „in die Hingabe des gekreuzigten Herrn einbezogen und werden von ihr nicht nur in einem äußeren Sinn versöhnt, sondern es wird ihnen alles geschenkt, was sie verloren hatten, das ganze verlorene Leben wird ihnen zurückgegeben“.

Auf der anderen Seite gelte: „Ob aber in den Tätern die Fähigkeit der Verwandlung und inneren Reinigung und Umgestaltung da ist oder wachsen kann, ist schwer zu sehen. Denn in ihnen muss doch die Lüge ausgebrannt werden, die Wahrheit aufgehen. Wenn aber das ganze Leben mit der Lüge identifiziert ist, sieht man nicht, was bei ihrer Beseitigung bleibt. Dies ist für mich die eigentliche Frage, die wir nicht beantworten können: Gibt es in den eigentlichen Häuptern des Bösen jenen Rest von Wahrheit und Liebe, der sie verwandlungsfähig macht oder nicht?“

Letztlich müsse man diese Frage, „wenn man von Allversöhnung sprechen will“, auch mit Blick auf die gefallenen Engel stellen. „Wenn ich dies alles bedenke, bleibt für mich die Frage der Allversöhnung mehr als problematisch“, betonte der Ende Dezember 2022 verstorbene Papst. „Dass wir dennoch für alle hoffen dürfen, wie unser Herr für alle gelitten hat, bleibt davon unberührt.“

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