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Papst Franziskus: Künstliche Intelligenz ist „kognitiv-industrielle Revolution“

Papst Franziskus mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beim G7-Gipfel am 14. Juni 2024 in Italien

Beim G7-Gipfel in der süditalienischen Region Apulien hat Papst Franziskus am Freitagnachmittag über Künstliche Intelligenz gesprochen und betont, sie gehe hervor „aus der Nutzung dieses kreativen Potentials, das Gott uns gegeben hat“. Es handle sich um eine „kognitiv-industrielle Revolution“, die „zur Schaffung eines neuen Gesellschaftssystems beitragen“ werde.

„Wir sind begeistert, wenn wir uns den Fortschritt vorstellen, der durch die künstliche Intelligenz erzielt werden kann, aber zugleich bekommen wir Angst, wenn wir die Gefahren bemerken, die mit ihrem Einsatz verbunden sind“, fasste der Pontifex die gegenwärtigen Sichtweisen auf das Thema zusammen.

Franziskus ordnete Künstliche Intelligenz als „Werkzeug“ ein und erklärte: „Der Mensch hat schon immer eine Beziehung zur Umwelt gehabt, die durch die Werkzeuge vermittelt wurde, die er nach und nach hergestellt hat. Es ist unmöglich, die Geschichte des Menschen und der Zivilisation von der Geschichte dieser Werkzeuge zu trennen.“

Aber der Gebrauch der Werkzeuge sei „nicht immer eindeutig auf das Gute ausgerichtet. Auch wenn der Mensch in sich eine Berufung zum Darüberhinaus und zur Erkenntnis verspürt, die als Werkzeug des Guten im Dienst der Brüder und Schwestern und des gemeinsamen Hauses gelebt wird, so geschieht dies nicht immer. Im Gegenteil, die Menschheit hat gerade wegen ihrer radikalen Freiheit die Ziele ihres Daseins nicht selten pervertiert, indem sie sich selbst und dem Planeten zum Feind wurde.“

Die Künstliche Intelligenz sei jedoch nicht einfach ein Werkzeug, sondern könne sich anders als etwa ein Messer „autonom an die ihr zugewiesene Aufgabe anpassen und, wenn sie so konzipiert ist, unabhängig vom Menschen eine Auswahl treffen, um das gesetzte Ziel zu erreichen“.

Vor diesem Hintergrund mahnte der Pontifex: „Wir würden die Menschheit zu einer hoffnungslosen Zukunft verdammen, wenn wir den Menschen die Fähigkeit nehmen würden, über sich selbst und ihr Leben zu entscheiden, und sie dazu verdammen würden, von der Wahl von Maschinen abhängig zu sein. Wir müssen der menschlichen Kontrolle über den Auswahlprozess von Programmen der künstlichen Intelligenz einen bedeutenden Raum geben, diesen garantieren und schützen: Die menschliche Würde selbst steht dabei auf dem Spiel.“ So gelte etwa: „Keine Maschine darf jemals die Wahl treffen können, einem Menschen das Leben zu nehmen.“

Im Grundsatz sei Künstliche Intelligenz darauf ausgelegt, „spezifische Probleme zu lösen, aber für diejenigen, die sie nutzen, ist die Versuchung oft unwiderstehlich, aus den von ihr vorgeschlagenen spezifischen Lösungen allgemeine, sogar anthropologische Schlüsse zu ziehen“.

„Zu vergessen, dass die künstliche Intelligenz nicht ein menschliches Wesen ist und dass sie keine allgemeinen Prinzipien vorschlagen kann, ist oft ein schwerer Fehler, der entweder auf das tiefe Bedürfnis des Menschen zurückzuführen ist, eine dauerhafte Form der Gemeinschaft zu finden, oder auf eine unterbewusste Annahme des Menschen, nämlich die Annahme, dass Beobachtungen, die durch einen Rechenmechanismus gewonnen werden, unbestrittenen sicher und zweifellos allgemeingültig sind“, warnte der Papst.

Außerdem warnte er vor der sogenannten „generativen künstlichen Intelligenz“, die jedoch „streng genommen nicht wirklich ‚kreativ‘ ist“: „Sie durchsucht in Wahrheit Big Data nach Informationen und verpackt sie in dem von ihr gewünschten Stil. Sie entwickelt keine neuen Konzepte oder Analysen. Sie wiederholt die gefundenen und gibt ihnen eine ansprechende Form. Und je öfter sie einen Begriff oder eine Hypothese wiederholt vorfindet, desto mehr hält sie diese für legitim und gültig. Sie ist also nicht ‚generierend‘, sondern ‚verstärkend‘, in dem Sinne, dass sie bestehende Inhalte neu ordnet und zu ihrer Konsolidierung beiträgt, oft ohne zu prüfen, ob sie Fehler oder Vorurteile enthält.“

Papst Franziskus verwies auf die Notwendigkeit „einer ethischen Ausrichtung“ der Künstlichen Intelligenz, um so „nicht nur die Ergebnisse einer Handlung“ zu berücksichtigen, „sondern auch die Werte, die auf dem Spiel stehen, und die Pflichten, die sich aus diesen Werten ableiten“.

Abschließend betonte der Pontifex vor den anwesenden G7-Vertretern, von US-Präsident Joe Biden bis hin zu Bundeskanzler Olaf Scholz, „wie wichtig eine ‚gesunde Politik‘ ist, um mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft zu blicken“. Es liege an allen, die Künstliche Intelligenz „sinnvoll zu nutzen, und es kommt der Politik zu, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass eine solche positive Nutzung möglich und fruchtbar ist“.

Papst Franziskus bleibt noch bis zum Abend beim G7-Gipfel, um sich mit verschiedenen Staatsoberhäuptern und Regierungschefs zu treffen. Gegen 21:15 Uhr wird er zurück im Vatikan erwartet.

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