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Philosoph Ostritsch kritisiert Tendenz, Kant zum Dogma zu erheben und falsch zu rezipieren

Sebastian Ostritsch

Der Philosoph und Publizist Sebastian Ostritsch hat in einem Podcast der katholischen Zeitschrift Communio die Tendenz kritisiert, die philosophischen Argumente Immanuel Kants zum Dogma zu erheben und falsch zu verstehen.

Ostritsch ging unter anderem darauf ein, dass Kant zwar alle Gottesbeweise ablehnte, aber dennoch an Gott als zentralem Element seiner Philosophie festhielt. Kant sehe in Gott eine notwendige Annahme für die Aufrechterhaltung eines moralischen Systems.

„Wir können nicht anders, als an die Existenz eines gerechten Gottes zu glauben“, erklärte er, „denn ohne diesen Gott wäre es unmöglich, die Gerechtigkeit, die wir moralisch fordern, in der Welt zu gewährleisten“.

Zunächst ging Ostritsch auf die fünf klassischen Wege des Thomas von Aquin ein, die als Grundlage für viele spätere Diskussionen über die Existenz Gottes dienten. Diese Wege basieren auf einfachen, alltäglichen Beobachtungen, wie etwa der Tatsache, dass sich die Dinge verändern.

Thomas habe argumentiert, dass es für diese Veränderungen eine erste Ursache geben müsse, eine Instanz, die selbst unveränderlich sei – den so genannten „unbewegten Beweger“. Diesen ursprünglich von Aristoteles stammenden Gedanken entwickelt Thomas weiter und macht ihn zur Grundlage seines Gottesbeweises.

„Man sollte an gute Argumente denken, wenn man über Gottesbeweise spricht, und vielleicht nicht so sehr an mathematische Beweise“, betonte Ostritsch.

Diese philosophischen Argumente seien logisch stringent, würden aber auf Prämissen beruhen, die immer wieder hinterfragt und verteidigt werden müssten.

Neben den Wegen des Thomas von Aquin wurde auch der ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury thematisiert. Dieser versucht, die Existenz Gottes allein durch die Analyse des Begriffs „Gott“ zu beweisen. Anselm argumentierte, dass der Begriff eines Wesens, über dem nichts Größeres gedacht werden kann, notwendigerweise dessen Existenz impliziert.

Allerdings wurde dieses Argument von Immanuel Kant heftig kritisiert. Kant argumentierte, dass Existenz keine Eigenschaft sei, die aus bloßen Begriffen abgeleitet werden könne, sondern empirisch nachgewiesen werden müsse.

Ostritsch betonte, dass Kant zwar alle Gottesbeweise ablehnte, dennoch aber Gott als zentrales Element seiner Philosophie beibehielt. Für Kant sei Gott eine unverzichtbare Annahme, um ein moralisches System aufrechtzuerhalten.

Interessanterweise werde Kants Argumentation in der modernen deutschen Theologie oft einseitig rezipiert. Ostritsch kritisierte, dass Kant oft als Symbol für Vernunft und Aufklärung herangezogen worden sei, ohne seine umfassendere Philosophie und seine Zweifel an der Möglichkeit eines Gottesbeweises vollständig zu berücksichtigen.

Dies habe dazu geführt, dass in der deutschen Theologie die Möglichkeit eines Gottesbeweises oft als überholt angesehen werde, während in anderen Teilen der Welt, insbesondere im angelsächsischen Raum, eine offenere Diskussion stattfinde.

Dort werde die natürliche Theologie weiterhin als legitimer und relevanter philosophischer Diskurs gepflegt.

Ein weiterer Aspekt der Diskussion war die Rolle der natürlichen Theologie und des Naturrechts in der modernen katholischen Philosophie. Hier sieht Ostritsch eine wertvolle Tradition, die es wiederzubeleben gelte.

„Die Naturrechtslehre, wie sie von Thomas von Aquin formuliert wurde, bietet eine robuste Grundlage für moralische Argumente“, so Ostritsch.

Er betonte, dass diese Tradition, die davon ausgeht, dass es in der Natur des Menschen moralische Gesetze gibt, die über die bloße Rechtsordnung hinausgehen, wieder mehr Beachtung finden sollte.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Diese Denkrichtung sehe das Streben des Menschen nach seinem höchsten Ziel – der Vereinigung mit Gott im Himmel – als zentralen Bestandteil der menschlichen Natur.

Ostritsch machte deutlich, dass der Rückgriff auf das Naturrecht in der heutigen theologischen und philosophischen Diskussion von großer Bedeutung sei, gerade in einer Zeit, in der traditionelle moralische Werte zunehmend in Frage gestellt würden.

„Papst Benedikt XVI. hat immer wieder auf den Naturrechtsgedanken verwiesen“, fügte Ostritsch hinzu und bedauerte, dass dieser in der deutschen Theologie nicht mehr die Aufmerksamkeit erhalte, die er verdiene.

Ostritsch sprach sich dafür aus, die Diskussion über diese Themen wieder aufzunehmen und philosophische Argumente nicht vorschnell als überholt abzutun. Vielmehr sollten sie als lebendige und dynamische Beiträge zur modernen theologischen und philosophischen Diskussion verstanden werden.

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