Die verschiedenen sogenannten Gottesbeweise sind heute vielen nicht mehr bekannt. Spätestens seit Kant ist vor allem in philosophischen Kreisen die Meinung weit verbreitet, dass die Existenz Gottes nicht bewiesen werden kann. Aber stimmt das wirklich?

Grundsätzlich gibt es in der Apologetik vier theoretische Gottesbeweise, nämlich den historischen Gottesbeweis, den kosmologischen Gottesbeweis, den teleologischen Gottesbeweis und den moralischen Gottesbeweis.

Die Bedeutung der Gottesbeweise liegt nicht in erster Linie darin, Atheisten zu bekehren, sondern ein vorhandenes Gottesbewusstsein wissenschaftlich zu begründen. Sie bilden eine Vorstufe zum Glauben – eine natürliche Überzeugung von der Existenz Gottes.

Alle gehen nach dem Gesetz der Kausalität vor und schließen von den Dingen der Welt auf Gott als ihre letzte (bzw. erste) Ursache, und zwar nach dem Prinzip, dass alles, was existiert oder entsteht, auch einen hinreichenden Grund für seine Existenz oder Ursache braucht. Dieses Gesetz hat allgemeine Gültigkeit und ist ein Vernunftgesetz. Darüber hinaus besagt das Kausalitätsgesetz, dass das Geschaffene nicht vollkommener ist als seine Ursache.

Der historische Gottesbeweis

Der Gedanke an Gott – vermehrt auch an lichte und freundliche Gestalten – hat immer in allen Völkern existiert, wenn auch in sehr unvollkommener und verzerrter Form. Alle sind sich einig, dass es ein höheres Wesen geben muss. Einzelne, isolierte Familien mögen nie an Gott geglaubt haben, aber nie ein ganzes Volk. Gerade unberührte Naturvölker haben einen noch reineren und unverzerrteren Gottesglauben als hochentwickelte heidnische Völker.

Dieser allgemeine Glaube an ein höheres Wesen kann nicht einfach auf eine Neigung des Herzens zurückgeführt werden, weil die Existenz Gottes oft unbequem ist und die Menschen sich plötzlich einer Moral unterwerfen oder Opfer bringen müssen.

So bleibt nur die Schlussfolgerung übrig, dass es hier eine Übereinstimmung der Vernunft aller Menschen und somit ein Wahrheitskern zugrunde liegen muss.

Auch der Einwand, Religion sei das Werk von Priestern und Gesetzgebern, lässt sich schnell entkräften. In allen Kulturen, die einen Gottesglauben hatten, waren die Priester Personen, die der verehrten Gottheit geweiht waren.

Das heißt, bevor diese Völker Priester weihen konnten, musste es bereits einen Glauben an Gott geben. Auch die Gesetzgeber hatten zuerst den Glauben, der ihren Gesetzen dann eine höhere Gültigkeit verlieh. Hätten sich ansonsten wirklich alle Kulturvölker mit all ihren weisen Männern täuschen lassen?

Natürlich sind die heidnischen Götter häufig wahrscheinlich Personifikationen von Naturkräften. Diese sind jedoch genau das Ergebnis eines Abfalls vom Monotheismus, wie aus der Geschichtsschreibung bezeugt. Auch der Glaube an eine Gottheit rein aus Furcht vor angsteinflößenden Naturerscheinungen erscheint unlogisch, da diese Völker nach den Erscheinungen ihren Glauben hätten aufgeben müssen, wenn die natürliche Ursache erkannt wurde.

Der kosmologische Gottesbeweis

Alle Dinge, die existieren, bedingen einander, außer Gott, der unabhängig und absolut existiert. So bedingen sich etwa Materie und Kraft, Leben und Mensch. Sie haben also nicht ihren Grund in sich selbst, sondern aus eine anderen Ursache.

Ein bekannter Einwand gegen diesen Beweis ist die unendliche Reihe, nach der Gott selbst auch einen Ursprung haben müsste. Ein Problem bei dieser Annahme ist, dass jedes Glied dieser Reihe seine Existenz nur durch das Vorhergehende erklärt werden kann und dann die innere Notwendigkeit fehlt, um das Dasein des Seins überhaupt zu erklären.

Ein einfaches Beispiel sind mehrere Eisenbahnwaggons, die alle bewegt werden: der erste den zweiten, der zweite den dritten, usw. Eine Bewegung des ersten Wagens muss da sein und wird von außen mitgeteilt. Würde man den Zug ins Unendliche verlängern, so wäre diese Unendlichkeit keine Ursache der Bewegung.

Überall ist Bewegung, auch in der Welt der Sterne und Atome. Aber woher kommt die erste Bewegung? Für Aristoteles geht diese erste Bewegung vom sogenannten unbewegten Beweger aus: Von einem Wesen, das alles bewegt, ohne selbst von anderen Dingen bewegt zu werden. Auch die Naturwissenschaft erkennt im Bereich des Lebens an, dass jede Zelle aus einer anderen Zelle, von einem anderen Leben stammt.

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Für Christen ist diese erste Ursache, dieser erste Beweger, Gott selbst, der unabhängig von allem existiert.

Der teleologische Gottesbeweis

Im Kosmos herrscht trotz der großen Vielfalt der Dinge eine erstaunliche Ordnung. Die Einteilung der Welt in verschiedene Kategorien, beispielsweie Tiergattungen, lässt einen Einheitsgedanken erkennen. Auch in den Naturgesetzen findet sich diese Ordnung in mathematischen Formeln wieder.

So ergibt sich auch die Zweckmäßigkeit  aus der Ordnung des Kosmos. Jeder kann feststellen, dass vieles in der Welt für die Erhaltung des Lebens geeignet zu sein scheint. Um nur einige Beispiele zu nennen: die verschiedenen Konstanten der Physik oder die genau passende Entfernung der Erde zur Sonne. In der organischen Welt finden wir auch zwei Ziele aller Organismen: die Bildung eines Organismus und die Erhaltung desselben.

Welche andere Ursache könnte es für die planmäßige Ausrichtung auf ein Ziel geben als Gott?

Der moralische Gottesbeweis

Der Mensch fühlt sich einem Sittengesetz verpflichtet, das sich in seinem Gewissen meldet. So sei der Mensch nach Kant nur dann autonom und frei, wenn er nicht von sinnlichen Begierden getrieben werde, sondern seiner Vernunft und seinem Gewissen folge.

Auch Menschen, die nicht an Gott glauben, unterscheiden zwischen gut und böse. Bei einigen Menschen mag das Bewusstsein für das eigene Gewissen besser ausgeprägt sein, bei anderen weniger.

In allen Kulturen gibt es jedoch Handlungen, die unter allen Umständen schlecht sind. Beispiele dafür sind Betrug, Vergewaltigung oder Mord. Auf der anderen Seite gibt es Handlungen, die immer gut sind, wie z. B. die Eltern zu ehren oder treu zu sein.

Aus sich selbst kann der Mensch dieses Gesetz nicht empfangen haben. Wäre es von ihm, so müsste er sich auch völlig von jedem Gefühl der Reue befreien können. Wäre das Sittengesetz außerdem nur ein Produkt der Erziehung, so müsste es bei denen fehlen, die es nie gelernt haben.

Widerlegt ist auch die Behauptung, die Menschen würden sich in einem gesellschaftlichen Konsens, z. B. in einem Gesellschaftsvertrag, auf eine verbindliche Moral einigen. Wäre diese Annahme richtig, dann wäre es, vereinfacht gesagt, unlogisch, sich über böse Ideologien und deren hohe Opferzahlen zu empören, denn Moral ist relativ und das war nunmal der damalige Konsens.

Auf wen, wenn nicht auf Gott, den höchsten und absoluten Gesetzgeber, könnte das Sittengesetz hindeuten?

Dieser Artikel basiert auf den Ausführungen zu den theoretischen Gottesbeweisen aus dem Buch Grundriß der katholischen Apologetik von Joseph Schielle.