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Papst Franziskus sieht Gründung des neuen Bistums Tallinn in Estland als „Meilenstein“

Papst Franziskus auf dem Petersplatz am 11. November 2015

Papst Franziskus hat der Kirche in Estland zum 100-jährigen Bestehen der Apostolischen Administratur gratuliert, die er kürzlich zu einem Bistum erhoben hatte. Am 26. September 2024 hatte der Pontifex die Apostolische Administratur Estland in das Bistum Tallinn umgewandelt. Das neue Bistum umfasst das ganze Land, in dem Katholiken eine Minderheit von 0,4 Prozent der Gesambevölkerung bilden.

„Dieser bedeutende Meilenstein in Ihrer Geschichte markiert ein Jahrhundert unerschütterlicher Treue zum katholischen Glauben, die es dieser kleinen, aber lebendigen Kirche ermöglicht hat, eine Quelle des Mitgefühls und der geistigen Nahrung für unzählige Männer und Frauen im ganzen Land zu sein“, betonte der Papst.

Trotz der Minderheitensituation hat der Papst das Bistum in Estland gegründet: „In diesem Sinne möchte ich, wenn Sie über die vergangenen hundert Jahre nachdenken, gemeinsam mit Ihnen dem allmächtigen Gott für das Beispiel des Glaubens danken, das Ihre mutigen und widerstandsfähigen Vorfahren gegeben haben, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die katholische Gemeinschaft in Estland zu nähren und zu erhalten.“

Besonders hob der Papst das Beispiel des aus Deutschland stammenden Erzbischofs Eduard Profittlich hervor. Der „Diener Gottes“ war, ein Bekenner und Märtyrer in den Zeiten, als Estland noch durch die kommunistische Sowjetunion kontrolliert wurde.

Sein „Zeugnis für Christus und dessen Standhaftigkeit in der Nähe seiner Herde, sogar bis zum Vergießen seines Blutes“, habe Samen gesät, die „noch heute Früchte tragen“, so der Papst über den deutschen Märtyrer auf dem Weg zur Seligsprechung. „Möge sein Zeugnis für Sie immer eine Quelle der Inspiration sein und Sie daran erinnern, dass auch die kleinste Pflanze, die kleinste Geste und die bescheidenste Gabe weit über ihre bescheidenen Anfänge hinaus wachsen und eine reiche Ernte einbringen kann.“

2018 hatte Papst Franziskus selbst das Baltikum besucht, unter anderem auch Estland.

Seinen Brief vom 1. November schloss er mit den Worten: „In diesem Sinne ist es mein inbrünstiges Gebet, dass die Gnade Gottes Sie, den Klerus, die Ordensleute und die Laien der Kirche in Estland, auch weiterhin begleiten möge, wenn Sie das nächste Kapitel Ihres Weges voller Glauben, Hoffnung und Liebe in Angriff nehmen.“

Der neue Bischof von Tallinn ist der bisherige Apostolische Administrator Philippe Jean-Charles Jourdan. Als Apostolischer Nuntius ist der deutsche Erzbischof Georg Gänswein für die baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen zuständig.

Erzbischof Eduard Profittlich

Geboren 1890 in der Pfarrei Leimersdorf, trat Profittlich nach dem Abitur in das Priesterseminar in Trier ein. Anschließend wurde er Jesuit und studierte – mit kriegsbedingter Unterbrechung – Philosophie und Theologie an der Hochschule der Jesuiten in den Niederlanden.

Im Jahre 1922 wurde er zum Priester geweiht und feierte seine Primiz in seiner Heimatgemeinde Leimersdorf. 1930 ging er als Missionar nach Estland. Papst Pius XI. ernannte ihn 1931 dort zum Apostolischen Administrator und 1936 zum Bischof.

Als nach dem Hitler-Stalin-Pakt sowjetische Truppen in Estland einmarschierten, wurden alle Verbindungen zum Westen gewaltsam abgebrochen. Katholiken standen unter Verdacht und wurden schwer unterdrückt.

Über diese Zeit schrieb Profittlich: „Es gibt heute viele Christen, die traurige Gedanken über das Reich Gottes in unserer Zeit haben. […] Wenn sie z. B. nach Russland schauen und sehen, wie hier die Gottlosigkeit ihre furchtbare Schreckensherrschaft ausübt, wie sie die Kirchen verfolgt, indem sie sie unterdrückt, wie sie den ganzen Glauben aus den Herzen der Menschen reißen will […].“

1941 erhielten die deutschstämmigen Esten die Möglichkeit, nach Deutschland umzusiedeln. Der Bischof entschied sich jedoch, zu bleiben: „Es geziemt sich ja wohl, dass der Hirte bei seiner Herde bleibt und mit ihr Freud und Leid gemeinsam trägt. […] Ich weiß, dass Gott mit mir ist. Und dann wird alles gut werden. Und mein Leben und, wenn es sein muss, auch mein Tod wird Leben und Tod in Christus sein.“

Profittlich wurde im Juni 1941 von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und galt jahrzehntelang als verschollen. Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die Akten über ihn von der Regierung freigegeben. Der Bischof wurde demnach wegen „konterrevolutionärer Tätigkeit und Agitation in der Kirche“ zum Tod durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Februar 1942 vollstreckt.

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