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Theologe Magnus Striet: Von der klassischen Erlösungslehre „verabschiede ich mich ganz entschieden“

Magnus Striet

„Von der klassischen Soteriologie, also der Lehre, dass Gott stellvertretend für die Menschen ihre Sünden am Kreuz sühnen musste, verabschiede ich mich ganz entschieden“, hat der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet im Interview mit katholisch.de erklärt.

Die Soteriologie, also die Lehre von der Erlösung durch Christus, ist dogmatisch grundlegend. Nach der klassischen Auffassung hat Jesus Christus am Kreuz stellvertretend für die Sünden der Menschheit gelitten und dadurch das Heil aller Menschen ermöglicht. Diese Auffassung wurzelt in der kirchlichen Tradition und wurde durch das Konzil von Trient bekräftigt.

„Aber es wäre doch wunderbar, wenn Gott von Anfang an den Willen hatte, in dem Moment, wo sich ein ihm ähnliches Leben in seinem Universum zeigt, dieses Leben mit dem ihm Ebenbildlichen zu teilen und ihm zu begegnen“, so Striet weiter.

Das zentrale, christliche Glaubensbekenntnis, welches auf dem Konzil von Nizäa verfasst wurde, kommentierte Striet wörtlich: „Die Konzilsväter versuchten damals zu Formulierungen zu finden, die bis heute so etwas wie den ‚Minimalkonsens‘ des christlichen Glaubens bilden. Umstritten ist aber auch dieser.“

Im nizänischen Glaubensbekenntnis werden der Glaube an den einen Gott, die Gottheit Christi („wahrer Gott vom wahren Gott“), seine Menschwerdung „zu unserem Heil“, sein Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt sowie der Glaube an den Heiligen Geist betont.

Die Kernaussage, dass Gott Mensch in Jesus Christus geworden ist, habe sich in der heutigen Gegenwart „wieder verflüchtigt“, sagte Striet. Als Grund führte er an: „Die Kirchen beschäftigen sich sehr stark mit sich selbst und den selbstproduzierten Skandalen. Zentrale theologische Fragen werden kaum diskutiert.“

„Und der starke Anthropozentrismus des christlichen Glaubens irritiert ja auch: Kann man ernsthaft glauben, dass Gott nach 13,8 Milliarden Jahren, die dieses Universum alt ist, selbst Mensch wurde, um dem Menschen als Mensch zu begegnen?“, wirft er fragend ein.

Deswegen nage der „Zweifel“: „Der Mensch scheint im unendlichen Universum doch eher eine zu vernachlässigende Nebenrolle zu spielen. Gleichzeitig ist er nach unserem Kenntnisstand jedenfalls auf der Erde die einzige Lebensform, die derart vernunftgeleitet agieren kann.“

Auf die Frage, ob das Glaubensbekenntnis „abgeändert“ werden könne, antwortete er: „Das sehe ich im Moment nicht. Ich halte es auch nicht für nötig.“ Viel Interessanter sei für ihn, „ob es eine lebendige Auseinandersetzung um die Frage geht, ob noch geglaubt werden kann, was das Credo vorgibt.“

„Hier auf ein Lehramt zu setzen, das autoritäre Vorgaben meint machen zu können, halte ich für illusorisch“, so Striet wörtlich.

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