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Bischof Kohlgraf: „Wir leben in einer Zeit einfacher Parolen“

Bischof Peter Kohlgraf

Bischof Peter Kohlgraf hat anlässlich des Seminarfeiertags im „Haus der kirchlichen Berufe“ am Montag erklärt: „Wir leben in einer Zeit einfacher Parolen.“ Die Veranstaltung stand im Zeichen der Beschäftigung mit rechten politischen Strömungen, wozu ein Vortrag der Theologin Sonja Strube, die an der Universität Osnabrück doziert, mit dem Titel „Identitäre Politik als ‚christliche Tradition‘?“ gehörte.

Zu den „Parolen“ zählte Kohlgraf etwa: „Die Kirche soll sich aus der Politik heraushalten, sie soll sich um das sogenannte Seelenheil kümmern, was immer das ist. Ich höre, dass Glaube etwas Privates sein solle, der nichts in der Öffentlichkeit zu suchen habe.“

Demgegenüber gelte indes, so der Bischof: „Gottes Heil, Gottes Liebe gilt allen Menschen. Nicht einem Volk, nicht einer Religion, nicht einer Kultur. Allen Menschen wird zuteil, Gottes Heil. Dieser Satz ist alles andere als harmlos. Er erlaubt nämlich keine Unterteilung der Menschen mehr in wertvollere und weniger wertvolle.“

In einer Pressemitteilung ging das Bistum Mainz nicht näher darauf ein, auf wen genau Kohlgraf mit seinen Worten abzielte. Die Menschheit jedenfalls, sagte der Bischof, sei eine Schicksalsgemeinschaft, in der es Personen auf der einen Seite nicht gut gehen könne, solange andere Personen leiden.

„Gott unterscheidet die Menschen und ihren Wert offenbar nicht aufgrund von Herkunft, Hautfarbe und Religion“, unterstrich Kohlgraf in seiner Predigt. „Allen Menschen wird sein Heil zuteil, besonders jenen, die arm sind vor ihm. Diese Botschaft in die Welt zu tragen ist eine politische Botschaft, eine öffentliche Botschaft.“

„Wer meint, Religion solle sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, hat weder den Propheten Jesaja noch die Evangelien gelesen, geschweige denn verstanden“, führte er aus. „Wer die Bibel versteht, versucht seine eigene Identität nicht durch Herabsetzung und Geringschätzung anderer und durch den Rückzug in die Innerlichkeit zu retten.“

Auch hier blieb unklar, wer die eigene Identität „durch Herabsetzung und Geringschätzung anderer“ zu retten versuche. Kohlgraf forderte die Gläubigen auf, „Expertinnen und Experten der Barmherzigkeit“ zu werden, denn „Glaube hat immer eine politische Seite.“

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