Vatikanstadt, 14 Dezember, 2024 / 8:00 AM
Die Rekordzahl von 140 Kardinälen könnte derzeit an einem eventuellen Konklave in der Sixtinischen Kapelle teilnehmen. Eigentlich wären es 141 gewesen, doch mit dem Tod von Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot am 25. November hat sich die Zahl um ein Mitglied verringert. Insgesamt hat das Kardinalskollegium nach dem jüngsten Konsistorium am vergangenen Wochenende nun 255 Mitglieder.
Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle ist das wichtigste Ergebnis des Konsistoriums. Von den 140 wahlberechtigten Kardinälen wurden 110 von Papst Franziskus, 24 von Papst Benedikt XVI. und sechs von Papst Johannes Paul II. ernannt. Am Ende des Jahres, am 24. Dezember, wird der indische Kardinal Oswald Gracias, der 2007 von Benedikt XVI. zum Kardinal ernannt wurde, 80 Jahre alt und kann daher nicht mehr an einem Konklave teilnehmen.
Weitere 14 Kardinäle werden im Jahr 2025 80 Jahre alt. Es handelt sich um Christoph Schönborn, Fernando Vérgez Alzaga, Celestino Aós Braco, George Alencherry, Carlos Osoro Sierra, Robert Sarah, Stanisław Ryłko, Joseph Coutts, Vinko Puljić, Antonio Cañizares Llovera, Vincent Nichols, Jean-Pierre Kutwa, Nakellentuba Ouédraogo und Timothy Radcliffe.
Zwei davon wurden von Johannes Paul II. kreiert, vier von Benedikt XVI. und acht von Papst Franziskus.
Es wird jedoch – von möglichen Todesfällen abgesehen – bis Mai 2026 dauern, bis die von Papst Paul VI. festgelegte und nie aufgehobene Zahl von maximal 120 wahlberechtigten Kardinälen wieder erreicht ist.
Entscheidungen von Papst Franziskus
Zum ersten Mal gibt es nun einen Kardinal im Iran, nämlich Erzbischof Dominique Matthieu von Teheran-Ispahan, ein belgischer Missionar. Es ist auch das erste Mal, dass es einen Kardinal in Serbien gibt: Erzbischof Ladislav Nemet von Belgrad hat den roten Hut erhalten.
Papst Franziskus hat in seiner Amtszeit Kardinäle aus 72 verschiedenen Nationen ernannt, und 24 dieser Nationen hatten noch nie zuvor einen Kardinal.
Papst Franziskus hat auch gezeigt, dass er nicht nach den traditionellen Kardinalssitzen auswählt. So gibt es zum Beispiel keine Kardinäle, die die beiden historischen europäischen Patriarchate von Lissabon und Venedig leiten, und auch nicht in Mailand, Florenz oder Paris.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen. In diesem Konsistorium ernannte Papst Franziskus die Erzbischöfe von Turin und Neapel in Italien, Lima in Peru, Santiago de Chile, Toronto und den Generalvikar der Diözese Rom zu Kardinälen.
Neapel wurde allerdings etwas überraschend in die Liste aufgenommen: Die Entscheidung des Papstes wurde in einer Erklärung des Pressebüros des Heiligen Stuhls am 4. November bekannt gegeben. Erzbischof Domenico Battaglia von Neapel ersetzte Bischof Paskalis Bruno Syukur von Bogor in Indonesien, der Papst Franziskus gebeten hatte, ihn aus nicht näher genannten persönlichen Gründen von der Liste der neuen Kardinäle zu streichen.
Geografische Ausgewogenheit des Kardinalskollegiums
Der Papst hat also nicht beschlossen, einen möglichen indonesischen Kardinal durch einen anderen Kardinal aus Asien zu ersetzen.
Inzwischen ist der Anteil italienischer Kardinäle im Kardinalskollegium der niedrigste aller Zeiten – zumindest in der Neuzeit. Nur während der sogenannten Gefangenschaft von Avignon (1309-1377) war der Prozentsatz der italienischen Kardinäle ähnlich niedrig.
Zu den 17 italienischen Kardinälen kommen jedoch noch Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, der in der Asienquote enthalten ist, und Kardinal Giorgio Marengo, der Ordinarius der Mongolei, ebenfalls in Asien.
Kardinal Angelo Becciu wird stattdessen als Nichtwähler betrachtet, aber dieser Status wird noch geprüft. Papst Franziskus hatte ihn gebeten, auf seine Vorrechte als Kardinal zu verzichten, hat ihn aber weiterhin zu Konsistorien und Messen eingeladen, wo er immer unter den Kardinälen saß. Sollte bis zum nächsten Konklave keine Entscheidung getroffen werden, wird das Kardinalskollegium mit einer Mehrheitsentscheidung darüber befinden, ob Becciu zum Konklave zugelassen wird oder nicht.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Regionale Verteilung
Das Gleichgewicht bleibt im Wesentlichen gleich. Europa hat zusätzlich zu den vier stimmberechtigten Italienern drei weitere Kardinäle erhalten: Ladislav Nemet von Belgrad, 58, Erzbischof Rolandas Makrickas, 52, seit März Koadjutor der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore, und den Dominikanerpater Timothy Radcliffe, 79. Europa hat nun 55 Kardinäle.
Lateinamerika hat fünf neue Kardinäle erhalten. Der Purpur ist in Diözesen angekommen, die ihn schon mehrmals erhalten haben – mit Erzbischof Carlos Gustavo Castillo Mattasoglio, 74, in Lima, Peru, und Erzbischof Fernando N. Chomali Garib, 67, in Santiago de Chile – oder nur einmal – mit Erzbischof Luis Gerardo Cabrera Herrera, 69, in Guayaquil, Ecuador, und Erzbischof Jaime Spengler, 64, der auch Präsident der Bischofskonferenz von Lateinamerika ist, in Porto Alegre, Brasilien.
Der rote Hut für Erzbischof Vicente Bokalic Iglic, 72, von Santiago del Estero, Argentinien, ist eine Premiere. Allerdings war in diesem Fall der Boden bereits durch die jüngste Entscheidung bereitet worden, den Titel des Primas von Argentinien von Buenos Aires an diesen Sitz zu verlegen. Insgesamt gibt es in Lateinamerika nun 24 Kardinäle (einschließlich des emeritierten Kardinals von Santiago de Chile, Braco, der in Spanien geboren wurde).
Asien hat vier neue Kardinäle erhalten. Der Papst verlieh den roten Hut an Erzbischof Tarcisius Isao Kikuchi von Tokio (66) und an die Bischöfe zweier Diözesen, die noch nie einen Kardinal an der Spitze hatten: Bischof Pablo Virgilio Siongco David, 65, von Kalookan auf den Philippinen, und Erzbischof Dominique Joseph Mathieu, 61, von Teheran.
Afrika hat zwei neue Kardinäle erhalten, womit sich die Gesamtzahl der Kardinäle des Kontinents auf 18 erhöht. Die beiden neuen Kardinäle sind Erzbischof Jean-Paul Vesco, 62, in Algier, und Erzbischof Ignace Bessi Dogbo, 63, in Abidjan, Elfenbeinküste.
In Nordamerika gibt es jetzt 14 wahlberechtigte Kardinäle, darunter den 53-jährigen Erzbischof von Toronto, Francis Leo. Ozeanien hat mit der Ernennung des ukrainischen Bischofs Mykola Bychok von der Eparchie der Heiligen Peter und Paul in Melbourne zum Kardinal vier wahlberechtigte Kardinäle. Mit 44 Jahren ist Bychok auch das jüngste Mitglied des Kardinalskollegiums.
Nationale Verteilung
Italien ist mit 17 Wahlmännern (plus zwei weitere in Asien) weiterhin die am stärksten vertretene Nation im Konklave. Die Vereinigten Staaten stellen zehn Kardinalwahlmänner, Spanien sieben (mit drei weiteren in Marokko, Chile und Frankreich).
Brasilien hat sich auf sieben und Indien auf sechs Wahlmänner erhöht. Frankreich hat weiterhin fünf Wahlmänner, zu denen noch Vesco in Nordafrika hinzugekommen ist. Kardinal François-Xavier Bustillo, Bischof von Ajaccio auf Korsika, ist ursprünglich Spanier, obwohl er als Franzose eingebürgert wurde.
Argentinien und Kanada kommen zu Polen und Portugal mit vier Kardinalwahlmännern, während Deutschland mit den Philippinen und Großbritannien mit drei gleichauf liegt.
Das Gewicht der wahlberechtigten Kardinäle, die in der Kurie, in anderen römischen Ämtern oder in den Nuntiaturen tätig sind, hat wie das der Italiener abgenommen. Sie würden 34 von 140 sein, ein historischer Tiefstand.
Von den 21 neuen Kardinälen gehören zehn (allesamt wahlberechtigt) Ordensgemeinschaften an – ein weiterer Rekord. Die Zahl der wahlberechtigen Kardinäle aus Ordensgemeinschaften im gesamten Kardinalskollegium ist von 27 auf 35 gestiegen. Die Minderbrüder haben sich mit fünf Ordensleuten zu den Salesianern gesellt und die Jesuiten, die bei vier Ordensleuten bleiben, überholt. Die franziskanische Familie wächst auf zehn Wahlmänner an (fünf Minderbrüder, drei Konventualen und zwei Kapuziner). Die Lazaristen und Redemptoristen kommen auf zwei.
Wie würde ein mögliches Konklave aussehen?
Mit Stand vom 8. Dezember hat Papst Franziskus 78 Prozent der Kardinäle ernannt, die in einem Konklave wählen können. Das bedeutet, dass die von Papst Franziskus ernannten Kardinäle die für die Wahl eines Papstes erforderliche Zweidrittelmehrheit weit überschreiten.
Das bedeutet nicht unbedingt, dass das Konklave nach den Wünschen von Franziskus verlaufen wird. Die neuen Kardinäle haben nicht nur alle ein sehr unterschiedliches Profil, sondern sie hatten auch noch keine Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen.
Päpste haben Konsistorien auch dazu genutzt, Kardinäle zusammenzubringen, um Themen von allgemeinem Interesse zu diskutieren. Papst Franziskus hat dies erst dreimal getan: 2014, als es um die Familie ging, 2015, als es um die Reform der Kurie ging, und 2022, als die Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium oder die Reform der Kurie, die jetzt definiert und verkündet wurde, diskutiert wurde.
Bei diesem letzten Treffen waren die Kardinäle in Sprachgruppen aufgeteilt, so dass sie weniger Gelegenheit hatten, in der Versammlung gemeinsam zu sprechen. Dieses Szenario macht das Abstimmungsverhalten bei einem Konklave sehr unsicher.
Eine weitere Tatsache ist, dass die zum Konklave versammelten Kardinäle bis zur Wahl von Johannes Paul II. in provisorischen Unterkünften im Apostolischen Palast in der Nähe der Sixtinischen Kapelle untergebracht waren. Johannes Paul II. ließ das Domus Sanctae Marthae renovieren, um den Kardinälen, die seinen Nachfolger wählen sollten, eine angemessenere Unterbringung zu garantieren.
Heute jedoch wohnt Papst Franziskus im Domus Sanctae Marthae. Das bedeutet, dass nach dem Tod des Papstes zumindest das Stockwerk, in dem der Pontifex wohnt, versiegelt werden muss, da die päpstliche Wohnung versiegelt ist. Die Versiegelung einer Etage des Domus bedeutet auch den Verlust einer beträchtlichen Anzahl von Räumen. Und bei einer so großen Zahl von wahlberechtigten Kardinälen besteht auch die Gefahr, dass nicht genügend Zimmer zur Verfügung stehen, um alle Kardinäle unterzubringen.
Die wahlberechtigten Kardinäle könnten in leerstehenden Wohnungen innerhalb des Vatikanstaates untergebracht werden. Damit wären sie jedoch noch mehr isoliert. In der Praxis besteht zudem Risiko, dass die Kardinäle während des Konklaves nicht immer zusammen sein können, um die Wahl zu besprechen.
Aus diesen Gründen ist es, auch wenn Papst Franziskus mehr als zwei Drittel der wahlberechtigten Kardinäle gestellt hat, keineswegs sicher, dass der in einem künftigen Konklave gewählte Papst das gleiche Profil wie Papst Franziskus haben wird.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
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