Rom, 23 Juni, 2017 / 10:57 AM
Ein so symbolischer und aufwändiger Besuch, dass viele Beobachter es auch als politische Geste bewertet haben: Papst Franziskus ist diese Woche nach Norditalien gereist, um am Grab zweier Priester zu beten.
Wer aber waren diese beiden - nicht nur im deutschsprachigen Raum kaum bekannten - Männer?
Bei seinen Besuchen begab sich der Pontifex zuerst nach Bozzolo in der Lombardei und danach nach Barbiana in der Toskana, um die Gräber der Priester Primo Mazzolari und Lorenzo Milani zu besuchen.
"Der Pfarrer Italiens"
Don Primo Mazzolari ist aufgrund seiner pastoralen Nähe und seiner Bemühungen, jenen, die dem katholischen Glauben fern waren, das Evangelium zu bringen, als "der Pfarrer Italiens" bekannt.
Er wurde 1890 in Cremona (Lombardei) in einer Bauernfamilie geboren. 1912 wurde er zum Priester geweiht.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges diente er 1915 als Soldat in Genua, half in einem Krankenhaus in Cremona und wurde 1918 als Seelsorger zu den italienischen Truppen gesandt, die gegen die Franzosen kämpften.
1920 wurde er vom Bischof von Cremona als Pfarrer der Provinz Cicognara eingesetzt. In seinem priesterlichen Dienst zeichnete er sich durch seine klare Opposition gegen den Faschismus aus.
1932 wurde er nach Bozzolo gesandt. Er begann einige seiner Werke zu verfassen, wie La piu bella avventura (Das schönste Abenteuer), Tempo di credere (Zeit zu glauben), Impegno con Cristo (Mit Christus verpflichtet), in denen er die Notwendigkeit ausführte, jenen, die dem Glauben fernstehen, die Botschaft des Evangeliums zu bringen und in denen er die Idee vertrat, Italien müsse sich moralisch und kulturell erneuern.
Er unterstütze moralisch auch den Widerstand der Partisanen, einer Bewegung, die sich während des Zweiten Weltkriegs dem Faschismus und der Besatzung durch die Nationalsozialisten entgegenstellte. Laut Angaben des Online-Portals Korazym nahmen viele Katholiken an diesem Widerstand teil, einige erhielten sogar die Tapferkeitsmedaille.
Mitten im Widerstand schrieb Don Primo Mazzolari verschiedene Texte, in denen er die Diktatur verurteilte und die Bedeutung der Demokratie und der Verteidigung der Menschenwürde betonte.
Der Priester versteckte auch Juden vor den Nationalsozialisten. 1943 gelang es ihm, eine jüdische aus Bozzolo außerhalb der Stadt zu verstecken, damit sie nicht deportiert würde.
Aufgrund seiner Unterstützung des Widerstandes wurde er drei Mal verhaftet und musste sich verstecken, da ihn die SS suchte, um ihn gefangenzunehmen.
Nach der Befreiung Italiens im Jahr 1945, widmete er sich nach Ende des Krieges der Aufgabe, den Jugendlichen die Wichtigkeit der Demokratie zu lehren. 1949 gründete er eine Zeitschrift mit dem Namen Adesso (Jetzt), zum Zweck der Evangelisierung der Armen und Bauern.
1954 verbat ihm das Heilige Offizium, das seinen Namen später in Kongregation für die Glaubenslehre änderte, zu schreiben und außerhalb der Diözese Cremona zu predigen.
Trotz dieser Maßnahme fühlte der Priester die moralische Verpflichtung, weiter zu schreiben und veröffentlichte ein Jahr später anonym den Text Tu non uccidere (Du sollst nicht töten), in dem er über Krieg und Frieden spricht.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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In den folgenden Jahren begann die Kirche, die Bedeutsamkeit seiner Beiträge und Kritiken anzuerkennen. Im November 1957 lud ihn der damalige Erzbischof von Mailand, Kardinal Giovanni Battista Montini ein, in seiner Diözese zu predigen.
Als e zum Papst gewählt wurde und den Namen Paul VI. annahm, sagte er, Don Mazzolari "würde mit großen Schritten vorangehen und oft könne man seinem Tempo nicht folgen. Und so hat er gelitten und auch wir haben gelitten. Das ist das Schicksal der Propheten."
Im Februar 1959 empfing ihn Papst Johannes XXXIII. in einer Privataudienz und nannte ihn "die Trompete des Heiligen Geistes in der Po-Ebene", der Region in der Lombardei, in der der Priester lebte.
Zwei Monate nach dem Besuch beim Papst machte sich der "Pfarrer Italiens" auf, um ins Haus des Vaters heimzugehen.
Er war 69 Jahre alt.
Während des Aufenthalts von Papst Franziskus in Bozzolo gab derBischof von Cremona, Monsignore Antonio Napolioni, bekannt, dass am 18. September die diözesane Phase des Seligsprechungsprozesses von Don Mazzolari eröffnet werden wird.
Ein Erzieher für die Armen
Der andere italienische Priester, dessen Grab Papst Franziskus am 20. Juni aufsuchte, ist Don Lorenzo Milani, der sich durch sein erzieherische Wirken für die Armen auszeichnete.
Don Lorenzo Milani wurde 1923 in Florenz, in der Region Toskana, im Schoß einer reichen und atheistischen Familie geboren.
Während er Kunst studierte, interessierte er sich für die Gemälde, die katholische Themen behandelten und lernte den Priester Raffaello Bensi kennen, der ihm auf dem Weg seiner Bekehrung half. Pater Bensi wurde sein geistlicher Leiter.
1947 wurde Don Milani zum Priester geweiht und in die Pfarrei San Donato im Ort Calenzano gesandt. Die dort herrschende Armut der Leute rührte ihn und er öffnete seine erste "Volksschule", die an den Nachmittagen stattfand und sich an alle Kinder, ohne Unterschied von sozialer Klasse oder Religion, richtete.
Danach wurde er als Pfarrer nach Barbiana geschickt, wo die Leute sogar noch ärmer waren als in Calenzano. Auch hier unterrichtete er die Kinder an den Nachmittagen, bis er sich 1956 entschied, eine Ganztagsschule zu eröffnen, um ihnen auch eine berufliche Ausbildung zu geben.
In der Biographie des Priesters auf der Website der Stiftung Don Lorenzo Milani heißt es, der junge Priester sei der Meinung gewesen, die Erziehung sei ein Werkzeug dafür, den armen Kinder eine bessere Zukunft zu ermöglichen und ihnen zu helfen, ein kritisches Gespür für die Gesellschaft zu entwickeln sowie sich nicht täuschen oder diskriminieren zu lassen.
Seine bekanntesten Bücher sind "Esperienze pastorli" (Pastorale Erfahrungen) und "Lettera a una professoressa" (Brief an eine Lehrerin). Im letzteren Text sammelte der Priester Schriften seiner Schüler. Das Buch handelt von der Wichtigkeit, den Fortschritt und die Entfaltung der Talente zu fördern.
Don Milani starb 1967 im Alter von 44 Jahren an einem Lymphdrüsenkrebs. Bei seinem Besuch in Barbiana am 20. Juni schrieb Papst Franziskus, nachdem er an seinem Grab hatte, die folgende Nachricht: "Ich danke Gott, dass er uns Priester wie Don Milani geschenkt hat."
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