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„Es war Gottes Wille": Wie der Glaube ihrer Mutter und eine Jugendgruppe zwei Brüder zum Priestertum führten

Die Patres Robert und Michael Bollinger bei der Priesterweihe von Pater Mike im Mai

Die Brüder Michael und Robert Bollinger aus dem Nordosten Pennsylvanias hüteten als Teenager ein Geheimnis, das sie mit niemandem teilten – nicht einmal miteinander: Beide träumten davon, Priester zu werden.

„Wir sind eben Deutsch-Iren. Bei uns redet man nicht viel”, erklärt Michael schmunzelnd. Der heute 30-Jährige, den alle nur Pater Mike nennen, fügt hinzu: „Unser Zuhause ist ziemlich ruhig.”

Im Mai dieses Jahres war das Geheimnis endlich gelüftet: Binnen einer Woche wurden beide Brüder zu Priestern geweiht – Michael für die Erzdiözese Newark in New Jersey, Robert für die Erzdiözese Philadelphia.

Diese Wendung hätte wohl niemand vorhergesehen. Als Jungen waren beide sportbegeistert, in der Highschool hatten sie Freundinnen. Als besonders fromm schätzten sich weder Michael noch Robert als Heranwachsende ein. „Unsere Mutter musste uns förmlich in die Kirche schleifen”, erinnert sich Pater Mike.

Eine überraschende Ankündigung

Als Michael nach seinem ersten Studienjahr beim Frühstück zu seiner Mutter Karen sagte, er müsse ihr etwas Wichtiges mitteilen, dachte sie sofort an seine dreijährige Beziehung. Ein Heiratsantrag schien im Anflug.

Stattdessen eröffnete ihr der Sohn seinen Wunsch, ins Priesterseminar einzutreten. Und als wäre das nicht überraschend genug, sollte ein paar Jahre später auch der jüngere Robert eine ähnliche Nachricht überbringen.

Die prägende Jugendgruppe

Den Grundstein für diese Entwicklung legten Karen Bollinger und eine besondere Jugendgruppe in der Gemeinde. Karen, die in der Softwareentwicklung für Arztpraxen arbeitet, praktiziert seit jeher ihren katholischen Glauben. Ihr Mann John, ein kürzlich pensionierter Schweißinspektor, hingegen nicht. Deshalb brachte Karen ihre vier Kinder jeden Sonntag allein zur Messe mit.

Das stieß bei den Kindern zunächst auf wenig Gegenliebe.

Das änderte sich, als Michael der Jugendgruppe der Pfarrei St. Agnes in Sellersville beitrat, etwa 50 Kilometer nördlich von Philadelphia. Die Gemeinde St. Agnes teilt sich mit der benachbarten Pfarrei Our Lady of the Sacred Heart eine katholische Jugendorganisation, die ursprünglich eher für Sport als für Religion bekannt war.

Vor etwa 20 Jahren beschloss der Gruppenleiter Gregg Hoyer, dem Ganzen eine geistliche Komponente zu verleihen.

„Wir begannen das Training mit einem Gebet und danach hielt ich eine kurze Andacht”, erzählt Hoyer, der 2020 zum Diakon geweiht wurde. „Die Trainer machten mit und die Kinder fanden es gut.”

„BPI” – eine ungewöhnliche Kombination

Aus den Gesprächen nach dem Training entwickelte sich ein regelmäßiger Bibelgebetsabend. Die Jugendlichen lasen gemeinsam aus der Heiligen Schrift, spielten danach draußen und aßen Eis. Einmal monatlich gab es ein gemeinsames Abendessen mit Vertiefung in Glaubenslehren und anschließender Eucharistiefeier.

Die Jugendlichen tauften ihre Gruppe kurzerhand „BPI” – Bible, prayer, ice cream, also: Bibel, Gebet, Eis.

Das Programm umfasste auch Missionsreisen nach Ost-Kentucky und die Teilnahme an Veranstaltungen der Franciscan University of Steubenville in Ohio.

„Mir ging es darum, die jungen Menschen ganz auf Christus auszurichten und eine echte Beziehung zu ihm aufzubauen” , erklärt Diakon Hoyer. „Der Blick muss zum Himmel gerichtet sein. Das ist das Wichtigste überhaupt – wichtiger als die Beziehung zu Christus gibt es nichts.”

Sein Konzept baute auf vier Säulen: Bibel, eucharistische Anbetung, Messfeier und Nächstenliebe. „Nichts ist wichtiger, als Menschen zum Himmel zu führen” , betont der Diakon. „Man muss ihnen davon erzählen und ihnen dienen.”

Ein Funke springt über

Diese Botschaft entfachte bei den Bollinger-Brüdern eine Begeisterung, die sie zuvor nicht kannten. „Er hat uns eine völlig neue Vision vom Glauben vermittelt”, schwärmt Pater Mike. „Plötzlich sah ich, dass da etwas Echtes war – dieser Glaube, dieser Jesus.”

Pater Rob beschreibt die Wirkung ähnlich: „Zum ersten Mal erlebte ich einen ganz normalen Mann, der sich vollkommen dem Glauben verschrieben hatte. Seine Hingabe war ansteckend. Und die Freundschaften in der Gruppe verstärkten das noch – endlich andere Jungs, die sich wirklich für den Glauben interessierten.”

Die Früchte dieser Arbeit sind bemerkenswert: Von den 50 bis 60 Jugendlichen der Gruppe wurden die Bollinger-Brüder Priester, ein Mädchen trat bei den Karmelitinnen ein, ein anderes bei den Kapuzinerinnen, und Hoyers Sohn ist Franziskaner und steht etwa drei Jahre vor der Priesterweihe.

Hoyer erinnert sich an die Bollinger-Jungs als beliebte und aufmerksame Gruppenmitglieder. „Ich habe Großes von ihnen erwartet” , gesteht er, „aber dass sie Priester werden würden – das hätte ich nie gedacht.”

Pater Mikes Umweg

Der 1,95 Meter große Michael war ein echter Allround-Sportler an der Pennridge High School – Golf, Basketball, Volleyball. Im Volleyball schaffte es seine Mannschaft sogar bis ins Staatsfinale. Nach der Schule zog es ihn voller Ehrgeiz zur Virginia Tech, um Maschinenbau zu studieren. Eine feste Freundin gehörte ebenfalls zu seinem Lebensplan.

Doch gegen Ende des ersten Studienjahres meldete sich unüberhörbar eine andere Stimme. „Es zerriss mich innerlich und belastete meine Beziehung” , gesteht er. Nach einem Gespräch mit einem Priester im Newman Center der Universität trennte er sich von seiner Freundin und sagte seinen Sommerjob ab.

Bald darauf schrieb er sich im St. Charles Borromeo Seminary ein, um Diözesanpriester für Philadelphia zu werden.

Doch während eines 30-tägigen Schweigeexerzitiums brach eine spirituelle Krise über ihn herein. Seine Berufung stellte er nicht in Frage, aber eine tiefe Unruhe plagte ihn. Er entschied sich, das Seminar zu verlassen.

Kurz vor seinem Weggang begegnete er jedoch Laienmitgliedern des Neokatechumenalen Weges, einer 1964 in Spanien gegründeten Bewegung, die kleine Gemeinschaften in schrumpfenden Pfarreien wiederbelebt.

Ohne Schule, Seminar oder festen Job ging er als Missionar nach New Britain, Connecticut, zur St.-Joachim-Gemeinde. Von Tür zu Tür lud er Menschen zum Gottesdienst ein und hielt Glaubensvorträge.

Diese Zeit brachte ihm eine Art Bekehrung innerhalb der Berufung. Er erkannte ungelöste Wut in sich, die er durch Dankbarkeit ersetzen wollte. Entscheidend für seine Heilung war, dass er anderen in schwierigen Situationen half, während er selbst in einer solchen lebte.

„Am Ende war ich überglücklich” , strahlt Pater Mike. „Ich sah sehr schnell, wie viel Gott an mir getan und wie sehr er mir geholfen hatte.”

Das Leben ohne Einkommen zwang ihn, sich ganz auf die Vorsehung zu verlassen. „Anderthalb Jahre lang musste ich um Benzin betteln, um überhaupt mobil zu sein.”

Nach zwei Jahren trat er in ein Seminar der Neokatechumenalen Bewegung in der Erzdiözese Newark ein. Am 24. Mai wurde er geweiht und der St. John the Evangelist Catholic Church in Bergenfield, New Jersey, zugewiesen – etwa 150 Kilometer nordwestlich der Gemeinde seines Bruders.

Er schreibt dem Neokatechumenalen Weg seine gerettete Berufung zu: „Ich brauchte zusätzliche Hilfe, und die Gemeinschaft war genau das, was ich brauchte. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.”

Pater Robs direkter Weg

Der 27-jährige Robert, 1,90 Meter groß, war Leichtathlet an derselben Schule. Auch er hatte eine Freundin und träumte von Ehe und Familie.

Doch als der Schulabschluss näher rückte, war ihm plötzlich klar: Er würde sich gar nicht erst für die Universität bewerben, sondern direkt ins Priesterseminar gehen.

„Wir waren beide fest entschlossen, unsere Zeit nicht zu verschwenden” , erklärt Pater Rob rückblickend. „Wir wollten nicht einfach so durchs Leben driften.”

Sein Vater John sieht es so: „Meine Frau hat immer gesagt, sie dachte, Robert würde Priester werden – er nahm sogar seine Bibel mit an den Strand.”

Während der Seminarausbildung arbeitete Pater Rob in der Innenstadt von Philadelphia und verteilte Lebensmitteltüten an Bedürftige. „Ich habe mich richtig in den Dienst an den Armen verliebt” , sagt er.

Nach seiner Weihe am 17. Mai wurde er als Vikar der katholischen Kirche Maternity of the Blessed Virgin Mary im Nordosten Philadelphias zugewiesen.

Das Predigen bereitet ihm besondere Freude: „Ich liebe alles daran – das Gebet mit der Heiligen Schrift, das Schreiben und Überarbeiten der Predigt und die verschiedenen Reaktionen der Menschen.”

Eine Mutter vor der Entscheidung

Karen Bollinger beschreibt Michaels erste Ankündigung als spirituelle Schlüsselerfahrung ihres Lebens.

„In diesem Moment musste ich mich entscheiden: Entweder unterstütze ich meinen Sohn von ganzem Herzen, wenn er sagt, er will Priester werden – oder ich habe ihn zu etwas geführt, was nicht echt ist.”

Diese Situation wurde für sie zum „Glaubensturbo”. „Ich musste mir in diesem Augenblick die entscheidenden Fragen stellen: Ist Jesus wirklich Gott? Ist die katholische Kirche die Kirche, die er gegründet hat? Ist das alles nur eine große Lüge? Oder ist es die Wahrheit – und dann macht es auch hundertprozentig Sinn, Priester zu werden?”

Pater Rob würdigt das Beispiel seiner Mutter: „Sie hat uns durch ihr Leben gezeigt, wie man Gott nachfolgt. Sie hat ihren Glauben jeden einzelnen Tag gelebt.”

Gottes Wille geschehe

Beide Priester sind überzeugt, dass ihr Weg von höherer Hand gelenkt war.

„Gott wollte, dass das geschieht”, ist Pater Mike sicher. „Egal welche Pläne, Gefühle oder Absichten wir hatten – Gott schafft aus dem Nichts. Es war ja nicht mein Plan, Priester zu werden. Eigentlich war es auch nicht Roberts Plan. Es war nicht Mamas Plan und nicht Papas Plan.”

„Es war Gottes Wille – weil er wusste, dass das der beste Weg für unsere Rettung ist.”

Übersetzt und redigiert aus dem Original unserer Partner-Zeitung National Catholic Register.

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