Redaktion, 19 August, 2025 / 10:55 AM
Der Erzbischof von Toulouse, Guy de Kerimel, hat am Wochenende nach heftigem Widerstand die Beförderung eines Priesters zurückgenommen, der wegen Vergewaltigung eines minderjährigen Jungen eine Gefängnisstrafe verbüßt hat.
In einer Stellungnahme erklärte de Kerimel am Samstag: „Um keine Spaltung unter den Bischöfen zu verursachen und um nicht bei einer Konfrontation zwischen den ‚Befürwortern‘ und den ‚Gegnern‘ zu bleiben, habe ich beschlossen, meine Entscheidung zu revidieren; dies ist nun mit der Ernennung eines neuen Kanzlers geschehen.“
Der Erzbischof von Toulouse hatte im Juni angekündigt, dass der Priester Dominique Spina mit Wirkung zum 1. September zum Kanzler der Erzdiözese Toulouse und zum bischöflichen Delegierten für das Thema Ehe befördert werde.
Spina war 2006 vom Berufungsgericht Tarbes wegen Vergewaltigung eines 16-jährigen Schülers im Jahr 1993 verurteilt worden. Er war damals als Seelsorger an der Schule Notre-Dame de Bétharram tätig. Das Gericht verurteilte ihn zu fünf Jahren Haft, wovon ein Jahr auf Bewährung ausgesetzt wurde.
Die Entscheidung, Spina zu beförden, sei „von vielen Menschen als Affront gegenüber den Opfern sexuellen Missbrauchs interpretiert“ worden, räumte de Kerimel ein und bat um Verzeihung. „Das war natürlich nicht meine Absicht.“
„Andere sahen darin endlich ein Zeichen der Hoffnung für die Täter, die ihre Strafe verbüßt haben und nun einen sehr schweren sozialen Tod erleben“, fuhr er fort. „Hier muss ich mich bei demjenigen entschuldigen, den ich ernannt habe.“
„Wie findet man die richtige Haltung, ohne sich auf Kosten der anderen Seite festlegen zu müssen?“, fragte de Kerimel. „Wie kann man den Opfern die gebührende Aufmerksamkeit schenken, ohne die Täter für immer abzulehnen?“
Der Erzbischof betonte: „Wir, die wir die Aufgabe haben, das Evangelium zu bezeugen, können die Barmherzigkeit nicht ignorieren, die Jesus immer gezeigt hat, bis hin zum Kreuz, indem er dem Verbrecher vergab, der sich ihm zuwandte. Wir glauben, dass Gerechtigkeit nicht im Widerspruch zur Barmherzigkeit steht und Barmherzigkeit nicht im Widerspruch zur Gerechtigkeit.“
Er schloss mit der Frage, wie sich „Gerechtigkeit und Barmherzigkeit miteinander vereinbaren“ lassen. Es gelte, „weiter über dieses wichtige Thema“ nachzudenken, „damit wir uns nicht von Emotionen leiten lassen, die nur selten zu wahrer Gerechtigkeit führen, sondern dass wir als Christen eine möglichst gerechte Haltung einnehmen, die im Einklang mit dem Evangelium steht“.
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