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Was ist das synoptische Problem? Ein Bibelexeget erklärt

Bibel

Nach Einschätzung von Pater Matteo Munari OFM gehört das synoptische Problem zu den zentralen Fragen der neutestamentlichen Wissenschaft. Als Dozent für Biblische Exegese am Studium Biblicum Franciscanum in Jerusalem sieht der Franziskaner darin nicht nur eine literarische, sondern auch eine kirchlich relevante Fragestellung.

„Das synoptische Problem betrifft die Beziehung zwischen den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas“, erklärte Pater Munari gegenüber CNA Deutsch. „Angesichts ihrer Ähnlichkeit versuchen wir zu verstehen, wer zuerst geschrieben hat und wer von wem übernommen hat.“

Große Textabschnitte dieser drei Evangelien stimmen nahezu wörtlich überein, während andere deutlich voneinander abweichen. Solche Parallelen lassen sich nicht allein durch mündliche Überlieferung erklären, sondern weisen auf literarische Abhängigkeiten hin.

Diese Untersuchung, so betonte Pater Munari, helfe auch dem heutigen Gläubigen, „zu verstehen, wie die erste christliche Gemeinde lebte und den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, weitergab“.

Von besonderem Interesse seien jüngste Entdeckungen in Jerusalem, etwa am Heiligen Grab, die „in gewisser Weise“ den Eindruck bestätigt hätten, „dass die Beschreibung des Ortes der Kreuzigung und Begräbnisstätte Jesu durch den Evangelisten Johannes historisch und nicht nur symbolisch ist“.

Zur unterschiedlichen Herangehensweise an die Heilige Schrift in den christlichen Konfessionen sagte Pater Munari: „Wenn wir die heiligen Texte studieren, sollte es theoretisch keine konfessionellen Vorurteile geben, die die Exegese beeinflussen. In der Praxis ist es jedoch unvermeidlich, dass jeder durch seine Erfahrungen geprägt ist.“

Diese Prägung zeige sich etwa in der Bewertung einzelner Logiken Jesu: „Als Katholik habe ich beispielsweise keine Schwierigkeiten zu glauben, dass die Worte aus Matthäus 7,21 (‚Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur der, der den Willen meines Vaters im Himmel tut‘) in dieser Form von Jesus selbst stammen können.“

Ein protestantischer Ausleger hingegen neige „zu der Annahme, dass die parallele Formulierung in Lukas 6,46 ursprünglicher ist, da in der Version von Matthäus die Erlösung eher mit Werken als mit Gnade verbunden zu sein scheint“.

„Jedes der synoptischen Evangelien hebt die besondere Rolle des Petrus in der Gemeinschaft der Gläubigen hervor“, erklärte der Franziskaner weiter. „Im Matthäusevangelium gibt es jedoch eine einzigartige Passage, in der Jesus über die Mission des ersten Jüngers spricht.“

Gemeint ist die Szene von Cäsarea Philippi (Mt 16,17–19), die Pater Munari als Schlüsseltext versteht: „Jesus verleiht Petrus lehrmäßige und moralische Autorität, damit er durch seine Lehre jedem, der die Stimme Gottes hören möchte, die Türen zum Himmelreich öffnen kann.“

Dieses Verständnis bilde den Kern der katholischen Sicht auf das Papsttum: „Wir Katholiken glauben, dass diese Autorität auch auf den Nachfolger Petri übertragen wurde, der jedoch, wie die folgende Passage zeigt, weiterhin ein Mensch ist, der sich manchmal von eher menschlichen als göttlichen Logiken leiten lässt. Aus diesem Grund muss jeder Katholik ständig für den Papst beten.“

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