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"Das wird eine spannende Aufgabe": Interview mit Prinz Stefan von und zu Liechtenstein

Flagge des Vatikan

Das Fürstentum Liechtenstein hat einen neuen Botschafter am Heiligen Stuhl: Prinz Stefan von und zu Liechtenstein (56) war zuvor unter anderem Botschafter in Deutschland und der Schweiz. Der Katholik gründete auch das Projekt "Liechtenstein Languages": Ein Sprachlernprojekt, mit dem Migranten und Flüchtlinge besser integriert werden können. CNA Deutsch sprach mit dem neuen Botschafter und Prinzen über seine neue Rolle, den Zusammenhang von Sprache und Integration, und warum wir alle irgendwo Migranten sind.

 
(Foto: Privat)

CNA Deutsch: Durchlaucht, seit wenigen Tagen sind Sie Botschafter am Heiligen Stuhl. Bei Ihrer Begegnung mit Papst Franziskus am 14. Dezember hatten Sie einen Brief liechtensteinischer Ministranten für den Pontifex dabei – was stand darin zu lesen?

PRINZ STEFAN VON UND ZU LIECHTENSTEIN: Dieser Brief, unterzeichnet von über siebzig Ministrantinnen und Ministranten aus Liechtenstein, hat den Heiligen Vater - so glaube ich - besonders gefreut. Der Heilige Vater las ihn auch spontan auf Deutsch vor: 'Lieber Heiliger Vater, wir Ministranten aus Liechtenstein grüssen Sie von Herzen und beten für Sie!' Für die Ministranten war es natürlich ein tolles Abenteuer, zu wissen, dass der Papst ihren Brief lesen wird.


Was haben Sie sich perönlich vorgenommen – als nichresidierender Botschafter – für Ihre neue diplomatische Aufgabe? Wie wichtig ist der Vatikan für das Fürstentum Liechtenstein?

Der Heilige Stuhl ist das weltweite geistige Zentrum von 1,7 Milliarden Christen. Von hier aus geht so vieles in die Welt. Und umgekehrt fließen hier viele Informationen zusammen. Deshalb schätzen alle meine Kolleginnen und Kollegen den Vatikan ganz außerordentlich. Und wir natürlich auch. Ich werde mich bemühen, an die langjährige und ausgezeichnete Arbeit meines geschätzten Vorgängers Botschafter Prinz Nikolaus anzuknüpfen. Dazu gehört auch die weitere Arbeit an einem Rahmen für die langfristigen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl, der Kirche und unserem Land. Das wird eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Ich werde aber auch, in persönlichen Gesprächen in meinem Land, über das berichten, was im Vatikan passiert, was die Botschaft dieses Pontifikats ist. Keinen Staat der Erde gibt es so lange, wie die Kirche. Es lohnt sich also für alle Exponenten der Staaten aufmerksam auf die Kirche und diesen Papst zu hören.

Sie waren zuvor unter anderem zehn Jahre lang der Berliner Botschafter Liechtensteins. In diese Zeit fällt auch die Initiative Liechtenstein Languages, kurz LieLa, ein Sprachlernprojekt für Flüchtlinge und Migranten im gesamten deutschen Sprachraum. Wie kam es dazu?

Bereits Ende 2014 machten wir uns in Berlin Gedanken, ob wir unseren Nachbarstaaten mit der in Liechtenstein etablierten Unterrichtsmethode Neues Lernen eine Hilfe anbieten könnten. Wir nannten das Projekt Liechtenstein Languages – LieLa.  Anfang 2016 begannen dann fünf Sprachtrainer aus Liechtenstein in Deutschland, Österreich und der Schweiz andere Interessierte auszubilden,  nach dem Prinzip train-the-trainer. Heute unterrichten in diesen Ländern über 300 Personen nach unserer Methode. Etwa 10'000 Flüchtlinge und Migranten wurden auf diese Weise in den letzten zwei Jahren in die deutsche Sprache eingeführt. 

Mittlerweile findet man LieLa-Kurse von St. Gallen bis Bochum – was unterscheidet den Unterricht von herkömmlichen Sprachschulen?

Verschiedene gehirnfreundliche Unterrichtsmethoden wurden zu einem spannenden und in unterschiedlichen Situationen gut funktionierenden Konzept zusammen geführt. Die rechte, emotionale Gehirnhälfte wird angesprochen. Learn a second language like your first language, sagt man auf Englisch. Als kleine Kinder haben wir unsere Muttersprache nicht mit Tafeln und Grammatik gelernt, sondern quasi ganz nebenbei. In unserem LieLa Basiskurs lernt man in nur 60 Unterrichtsstunden etwa 600 Vokabeln - und auch etwas über die neue Kultur und das Zusammenleben in Europa, dazu macht es auch noch Spass.

Das Global Forum on Development and Migration der Vereinten Nationen at LieLa als Best Practice-Beispiel anerkannt. Wie aber sieht es aus in der Praxis? Sind Sie zufrieden mit dem bisher Erreichten? 

Wir hätten uns diese rasante Entwicklung vor zwei Jahren kaum vorstellen können. Das Thema Integration ist eines der Mega - Themen unserer Zeit. Migration und auch das Thema second generation bleiben die nächsten Jahrzehnte eine der Herausforderungen für jede Regierung in Europa. Dort sehen wir LieLa als kleinen Beitrag. 

Papst Franziskus hat sich wiederholt für Migranten und deren Integration eingesetzt. Welche Rolle spielt ein so Sprachlernprojekt in der Integration? Was sollte ebenfalls betrachtet werden? 

Mit einem gelungenen Einstieg in die Sprache der neuen Lebenswelt ist auch schon ein ganz wichtiger erster Schritt der Integration getan. Ein freundliches Lächeln, ein entgegenkommendes Wort auf beiden Seiten, bewirken, dass man aufeinander zugeht. Letztendlich sind wir alle unterwegs und irgendwo Migranten. Auch ich habe schon in verschiedenen Ländern gelebt. Überall hat man es geschätzt, wenn ich wenigstens einige Sätze in der anderen Sprache sprechen konnte. Es beginnt doch alles mit dem richtigen Wort.

Mehr zu Liechtenstein Languages auf der Homepage: www.liela.li

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