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Ungeklärte Todesfälle und andere "weniger fromme Dinge": Faszination Konklave bei EWTN

Schwarzer Rauch quirlt aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle am 13. März 2013: Gegen Mittag hatte die erste Wahl des Tages noch keinen neuen Papst bestimmt.

Wenn der weiße Rauch aufsteigt: Selbst für Kirchenferne ist die Wahl eines Papstes spannendes Thema - auch wenn es dabei heute nicht gleich um ungeklärte Todesfälle und andere "weniger fromme" Dinge geht, die in der Sendung "Extra Omnes - Schauplatz Konklave" verhandelt werden, die der katholische Fernsehsender EWTN.TV derzeit ausstrahlt. Im Programm spricht der Vatikan-Experte Ulrich Nersinger mit EWTN-Redakteur Robert Rauhut über die Vorgänge rund um die Papstwahl in der Geschichte und Gegenwart.

Herr Nersinger, was sind denn die "weniger frommen" Dinge, die sie in der Sendung schildern? 

Die Wahl eines Papstes berührt wohl jeden Katholiken. Sie ist ein ganz besonderes Ereignis im Leben der Kirche. Und sie hat daher natürlich auch eine wichtige religiöse Dimension. Doch wie diese in der Praxis einzuschätzen und zu gewichten ist, darüber gibt es selbst unter den Wählern eines Nachfolgers Petri unterschiedliche Ansichten. Die Einschätzung der spirituellen Dimension wird sehr unterschiedlich gesehen. In seinem Hirtenwort zur Sedisvakanz des Jahres 2013 nannte Kadinal Reinhard Marx das Konklave "ein geistliches Geschehen"; der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Cordes hingegen verglich die Teilnahme an der Papstwahl mit "einem Besuch beim Zahnarzt".

Man muss sich vor Augen halten, dass Christus seiner Kirche keine festen Vorschriften über die Wahl ihres Oberhauptes hinterlassen hat. Eine Papstwahl beruht nicht auf göttlichem, sondern auf kirchlichem Recht. Das Konklave ist ein Vorgang, in dem Menschen agieren, mit all ihren Stärken und Schwächen. Auf den Punkt gebracht, könnte man sagen, bei einer Papstwahl "menschelt" es. Bei dem Konklave, aus dem 1492 Kardinal Rodrigo Borgia als Alexander VI. hervor ging, gab es eine erstaunliche Anzahl von Absprachen und verlockenden Angeboten (sprich Bestechungen), ja sogar die ein oder andere Nötigung. Doch man muss historisch auch immer genau hinsehen. Das, was uns heute als "Delikt" erscheint, war damals nicht immer vom Recht verboten. Und so mancher wird sich wundern, welche "Tricks" fromme, heiligmäßige und heiliggesprochene Männer bei einer Papstwahl anwendeten.

Aber keine Angst, dem Zuschauer wird keine unappetitliche chronique scandaleuse geboten. Er wird eingeladen, auf einen spannenden Streifzug durch die Kirchengeschichte mitzugehen und die Geschichte der Papstwahlen mit all ihren Höhen und Tiefen kennenzulernen. Und eines soll bei alldem nicht vergessen werden, einer der "Mitspieler" beim Konklave ist immer noch der Heilige Geist.

Kann einem da nicht manchmal der Zweifel kommen, wieviel Heiliger Geist noch mitspielt?

Mir hat ein Interview imponiert, dass 1998 August Everding, der Generalintendant der Bayerischen Staatstheater, mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation führte. Professor Everding fragte Kardinal Joseph Ratzinger, ob er wirklich glaube, dass bei der Papstwahl der Heilige Geist mitwirke.  Der Kardinal antwortete ihm: "Ich würde nicht sagen in dem Sinn, dass der Heilige Geist den jeweiligen Papst heraussucht, denn da gibt es zu viele Gegenbeweise, da waren doch viele da, die der Heilige Geist ganz evident nicht herausgesucht hätte. Aber dass er insgesamt die Sache nicht aus der Hand lässt, uns sozusagen wie ein guter Erzieher an einem sehr langen Band lässt, sehr viel Freiheit lässt, aber es nicht ganz abschnappen lässt, das würde ich schon sagen. Das wäre also in einem viel weitläufigeren Sinn aufzufassen und nicht so, dass er sagt, jetzt habt ihr den zu wählen. Wohl aber lässt er nur das zu, was die Sache nicht total zerstören kann."

Es gibt eine hübsche Geschichte, die einem berühmten Papstwähler, dem heiligen Karl Borromäus, zugeschrieben wird. Der Heilige hatte im Konklave von 1572 den anderen Kardinälen geraten, Ugo Boncompagni zum Papst zu wählen. Die Purpurträger hatten ein offenes Ohr für den Rat des Erzbischofs von Mailand. Das Konklave wurde eines der kürzesten der Geschichte (es dauerte nur 24 Stunden) und endete mit einer einstimmigen Wahl. Boncompagni regierte hoch angesehen als Gregor XIII. bis 1585. Als einige Zeit nach dem Konklave herauskam, dass der Papst einen natürlichen Sohn hatte, wurde der Mailänder Oberhirte vorwurfsvoll gefragt, ob er dies denn nicht gewusst habe, als er ihn zum Papst vorschlug. Der heilige Karl Borromäus antwortete: "Ich nicht, aber der Heilige Geist hat es gewusst – und es hat ihm nichts ausgemacht."

Aus der geschichtlichen Perspektive betrachtet: Wie bewerten Sie heutige und vor allem auch künftige Konklaven?

2013 wurde ein Kardinal von dem Korrespondenten eines großen amerikanischen Nachrichtensenders nach dem Verlauf der Papstwahl befragt. Der Kardinal gab dem Journalisten zur Antwort: "Einer meiner Vorgänger wurde während des Zweiten Vatikanischen Konzils um eine Stellungnahme zu einer heiklen Diskussion auf der Kirchenversammlung angegangen. Er erzählte dem Reporter, er habe ein Mal in dem Schaufenster einer Fischhandlung einen prachtvollen Hecht gesehen. Neben dem Fisch sei ein Zettel gelegen, und auf dem habe gestanden: ,Hätte ich mein Maul gehalten, läge ich heute nicht hier’."

Doch Spass beiseite, ich möchte mich nicht um die Beantwortung Ihrer Frage herumdrücken. Aber selbst wer sich gut im Vatikan auskennt und mit der Materie der Papstwahl bestens vertraut ist, wird sich heute bei seriösen Einschätzungen schwer tun. Viel zuviele Faktoren wirken auf ein Konklave ein. Die beachtliche Größe des Wahlkollegiums erschwert Einschätzungen im Vorfeld der Wahl. Und nach dem Weißen Rauch gilt immer noch das Konklavegeheimnis – unerlaubte Aussagen von Papstwählern und mutmaßliche Tagebücher sind daher mit Vorsicht zu bewerten, sie sind nicht selten Versatzstücke einer bewusst forcierten Kirchenpolitik. Wer jetzt schon detaillierte Voraussagen zu einem künftigen Konklave macht, ist weniger seriös als die Auguren im alten Rom, die aus dem Flug der Vögel das Schicksal deuten wollten, oder die Haruspices, die glaubten in den Eingeweiden der Tiere Künftiges erblicken zu können.

Vielleicht aber helfen dem Zuschauer die zwölf Episoden der Serie, mit Papstwahlen vertraut zu werden und sich bei einem kommenden Konklave selber ein Bild zu machen.

"Extra Omnes": Die Sendetermine bei EWTN.TV im Überblick

Sonntag: 21.30 Uhr
 
Wiederholungen:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Weitere Informationen unter www.ewtn.de 

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