Dublin, 23 August, 2018 / 10:23 PM
Katholiken sollen "LGBT-Personen und deren Familien in ihren Pfarreien willkommen heißen". Das hat der Jesuitenpater James Martin vor über 1000 Zuhörern beim Weltfamilientreffen am Donnerstag in Dublin gesagt.
Wer "homophobe" Pfarrer habe, seien sie nun "heimlich oder offen", habe "Pech" gehabt, doch Pfarreien sollten sich bemühen auf "LGBT"-Pfarrmitglieder einzulassen, ihnen zuzuhören; im Vertrauen darauf "dass der Heilige Geist sie in ihrer Bildung als Christen und Katholiken leiten" werde, statt "einfach nur die Lehre der Kirche zu wiederholen, ohne deren gelebte Erfahrung zu bedenken".
In seiner Rede warnte Martin: "Reduziert 'LGBT'-Menschen nicht auf den Ruf zur Keuschheit, den wir alle teilen".
"'LGBT'-Menschen sind mehr als ihr Sexualleben", sagte er, "und wenn Du mit 'LGBT'-Personen über Keuschheit sprichst, dann tue es so viel wie mit heterosexuellen Personen".
Martin ist Autor des - auf Englisch erschienen - Buches "Eine Brücke bauen: Wie die katholische Kirche und die LGBT-Community in eine Beziehung des Respekts, des Mitfühlens und der Empfindsamkeit treten kann".
Kardinal Kevin Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben und Organisator des Weltfamilientreffens, lobte das Werk, das im Original den Titel trägt: "Building a Bridge. How the Catholic Church and the LGBT Community Can Enter into a Relationship of Respect, Compassion, and Sensitivity".
Kritiker werfen jedoch dem Buch vor, dass es nicht anspricht, was die Kirche über den Zölibat oder Keuschheit lehrt, und sich auch nicht mit den Katholiken auseinandersetzt, die sich als "LGBT" identifizieren und ein Leben als praktizierende Katholiken führen.
Auch mehrere Kirchenvertreter, darunter Kardinal Robert Sarah und Erzbischof Charlest Chaput von Philadelphia haben Martins Werk dafür kritisiert.
Eine Gruppe, der vom Vatikan wie der US-Bischofskonferenz vorgeworfen wird, die Lehre der Kirche zu verdrehen - "New Ways Ministry" - verlieh Pater Martin im Jahr 2016 einen Preis dafür, dass er geholfen habe "den Dialog über LGBT-Themen in der katholischen Kirche zu erweitern".
Bei seinem Vortrag in Dublin legte Martin sechs "grundsätzliche Einsichten" dar, mithilfe derer Pfarreien sich seines Erachtens besser Katholiken annehmen könnten, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen.
Er sagte, dass solche Katholiken "genauso Teil der Kirche seien wie Papst Franziskus, der Ortsbischof oder der Pfarrer", dass sie sich ihre sexuelle Orientierung nicht ausgesucht hätten, dass viele von der Kirche wie "Aussätzige" behandelt würden und es eine hohe Rate von Selbstmordversuchen und Obdachlosigkeit gebe.
Der Jesuitenpater fügte hinzu, dass "'LGBT'-Leute der Kirche wie jede andere Gruppe besondere Gaben bringen". Und wer sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühle, der habe auch besonderes Mitgefühl für diejenigen, die an den Rand gedrängt werden, weil selber Marginalisierung erfahren hätten.
Katholiken, die gleichgeschlechtliche Neigungen haben, sehnten sich zudem danach, Gott zu kennen, und von Gott geliebt zu werden.
In Anbetracht dieser Punkte schlug Martin vor, dass Katholiken ihre eigene Haltung gegenüber "LGBT-Menschen und ihren Familien prüfen sollten", um festzustellen, ob sie grundsätzliche Gefühle der Diskriminierung hegen.
Er sagte auch, dass Pfarrgemeinden die "LGBT-Community" als Teil einer Pfarrgemeinde anerkennen sollten, indem sie diese in Predigten oder anderen Präsentationen erwähnen sollten; und sich bei ihnen entschuldigen sollten, wenn sie von der Kirche Schaden erlitten hätten.
"Du kannst dich entschuldigen. Es löst nicht alles, aber es ist ein Anfang", sagte Pater Martin.
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Der Jesuit forderte Pfarrgemeinden außerdem auf, sich für die Gleichgeschlechtlichen einzusetzen.
"Wer LGBT-Leute ausschließt, zerstört Gottes Familie, zerreißt den Leib Christi", fügte er hinzu.
Pater Martin fuhr fort: "Das ist ein Teil dessen, was es bedeutet, Christ zu sein: sich für die Ausgegrenzten, Verfolgten und Niedergeschlagenen einzusetzen. Es ist schockierend, wie wenig die katholische Kirche das getan hat."
Die Rolle von Pater Martin beim Weltfamilientreffen hatte bereits im Vorfeld für erhebliche Kontroversen gesorgt. Mehr als 16.000 Menschen hatten eine Petition unterschrieben, in der sie den Vortrag des Jesuiten bei der Veranstaltung verhindern wollten.
Es gab ebenfalls Proteste von LGBT-Aktivisten vor dem Gebäudekomplexes, in dem das Weltfamilientreffen stattfindet. Kurz nachdem Martin gesprochen hatte, spielten etwa ein Dutzend Mitglieder einer LGBT-Kapelle namens "Rainbow Choir" zwei Songs - "Something Inside So Strong" und "We Are Family" - vor dem Gebäude.
Jessica Webbley-O'Gorman, die zum "Rainbow Choir" gehört, sagte gegenüber CNA, dass der Chor beschloss, aufzutreten, nachdem LGBT-Gruppen nicht am Weltfamilientreffen teilnehmen dürften.
Ursula Halligan, eine irische Journalistin, die eine der Organisatorinnen des Protestes war, kritisierte auch die Abwesenheit von "LGBT-Familien". Das Werbematerial für das Weltfamilientreffen enthielt zunächst Fotos eines gleichgeschlechtlichen Paares. Diese Bilder wurden später entfernt.
Vor der Veranstaltung übte darüberhinaus die irische Regierung Druck auf das Weltfamilientreffen aus. Eine Ministerin warnte die Kirche, keine "Intoleranz" gegenüber LBGT-Gruppen oder gleichgeschlechtlichen Paaren zu äußern.
"Es sollte eine Begrüßung für alle geben. Und nie wieder sollten öffentliche Äußerungen oder Bemerkungen, die darauf abzielen, bestimmte Familien zu isolieren, toleriert werden", sagte Katherine Zappone, die irische Ministerin für Kinder- und Jugendfragen, laut der "Irish Times".
Kardinal Farrell antwortete darauf, dass das Ereignis das Familienleben wiederbeleben werde und niemanden ausschließen.
"Diese Begegnung.... soll das christliche Konzept der Ehe und das katholische Konzept der Ehe fördern und wird sich darauf konzentrieren. Alle Menschen sind eingeladen, wir schließen niemanden aus", sagte der Kardinal.
Übersetzt und redigiert von AC Wimmer.
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