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Bischof Wilmer zur Kirchenkrise: "Der Schrei der Opfer zwingt zur Umkehr"

Der neue Bischof von Hildesheim

Die Bischöfe unterschätzen die Kirchenkrise und müssen sich bekehren: Das fordert angesichts der Skandale um sexuelles Fehlverhalten, Missbrauch und Vertuschung der deutsche Bischof Heiner Wilmer. Seine Amtsbrüder verkennen immer noch die Tragweite der Krise, warnt der Oberhirte von Hildesheim.

Wilmer ruft zur Umkehr und Bekehrung auf - und dazu, sich zu seiner Verantwortung zu stellen, auch in Deutschland: "aus der Bischofskonferenz mit ihren fast 70 Mitgliedern hat sich noch kein einziger zu einem konkreten Versagen bekannt (...) Schon rechnerisch kann da etwas nicht stimmen", sagt der Hildesheimer Hirte im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger". 

Dabei behauptet der Bischof auch, dass der Missbrauch von Macht in der "DNA der Kirche" stecke. Wörtlich sagt Wilmer: 

"Ich glaube, der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche. Wir können das nicht mehr als peripher abtun, sondern müssen radikal umdenken. Bisher aber fehlt es uns an jeglicher Idee, welche Konsequenzen das für die Theologie haben muss."

Außerdem bezeichnet er unter anderem den Theologen Eugen Drewermann als einen "Propheten".

Historisches Ausmaß

Bischof Wilmer, der seit 100 Tagen im Amt ist, vergleicht die aktuelle Kirchenkrise mit der Sinnkrise, welche die Plünderung Roms durch die Westgoten im 5. Jahrhundert ausgelöst hat - und die Theodizee-Frage, welche etwa 1755 nach dem Erdbeben von Lissabon dramatisch gestellt wurde.

"Und ich glaube, die Kirche ist heute in einer ähnlichen und vielleicht sogar noch dramatischeren Situation, weil das Übel diesmal von ihr selbst ausgegangen ist."

Der Bischof warnt, dass der Schrei der Opfer von Fehlverhalten, Missbrauch und Vertuschung "die Kirche zur Umkehr – im strengen Sinn des Wortes 'Kehre'" geradezu zwinge: 

"Wir brauchen einen radikalen Wandel, einen neuen, unverstellten Blick auf unsere Wurzel, unseren Ursprung: das Leben und die Botschaft Jesu. Und können nicht mehr weitermachen wie bisher."

Das gelte vor allem für ihn und seine Amtsbrüder, warnt Wilmer: 

"Wir Bischöfe sitzen für mein Empfinden immer noch zu sehr auf dem hohen Ross. Wir müssen davon herunterkommen: nicht mehr von oben herab, von oben nach unten, sondern auf Augenhöhe mit den Menschen. Und selbst das ist mir noch zu wenig."

Es reiche nicht, auf Augenhöhe zu reden, so Wilmer weiter. 

"Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist, hat Dietrich Bonhoeffer gesagt. Wir sind nur Kirche, wenn wir an der Seite der Menschen sind, im Schulterschluss mit ihnen. In der Bibel steht, wie das geht. Wir müssen es nur lesen und beherzigen."

Das gesamte Interview lesen Sie beim Kölner Stadt-Anzeiger. Letztes Update 13:42 Uhr.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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