Vatikanstadt, 21 Januar, 2016 / 5:22 PM
Mit einem kurzen, klaren Brief an Kardinal Robert Sarah hat Papst Franziskus die Liturgie der katholischen Kirche am Gründonnerstag geändert, dem Tag vor Karfreitag an Ostern: Zukünftig sollen nicht mehr nur Männer, sondern auch Frauen unter den 12 Personen sein dürfen, denen die Füße gewaschen werden.
Das Schreiben, das auf den 20. Dezember datiert ist, beruft sich auf eine lange "Zeit gründlicher Überlegung" des Papstes über den liturgischen Ritus, und ordnet eine entsprechende Änderung der bisherigen Rubrik im Messbuch an. Kardinal Sarah ist der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung; diese veröffentlichte heute ein entsprechendes Dekret – und den Brief des Papstes.
Die Handlung erinnert daran, wie Jesus seinen zwölf Jüngern die Füße wusch um zu zeigen, wie Christen einander dienen sollen. Bisher wurden die Jünger symbolisch durch Männer vertreten, welche die Gemeinde repräsentieren. Nun soll laut Dekret die Gruppe "aus Männern und Frauen sowie tunlichst aus Jugendlichen und älteren Menschen, Gesunden und Kranken, Klerikern, Ordensleuten und Laien" bestehen.
Die Innovation stieß auf ein stark geteiltes Echo in der Weltkirche. Einerseits würdigten Beobachter, dass Franziskus nun zur Regel mache, was er ohnehin bereits als Papst wie Erzbischof vorgemacht habe (bis dato wurden die Handlungen von Franziskus als "Ausnahmen" vom Vatikan erklärt); und für einige Befürworter stellt der Akt eine symbolische "Öffnung" dar. Gleichzeitig stößt die Änderung andererseits auf Unverständnis bei vielen Katholiken: Sie fragen nach Begründung und Nutzen der Änderung, die zudem eine jahrhunderte alte Tradition nach biblischem Vorbild verzerre, so die Kritiker.
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