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Warum Kardinal Koch optimistisch ist, obwohl die Christen heute mehr trenne als früher

Kardinal Kurt Koch am 10. Dezember 2015

In einem Interview hat Kardinal Kurt Koch anläßlich der morgen endenden Gebetswoche für die Einheit der Christen einen Überblick gegeben über aktuelle Herausforderungen: Die angebliche Interkommunion mit der evangelischen Kirche, das panorthodoxe Konzil sowie der Umgang mit "heissen Eisen" wie gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Abtreibung und Euthanasie.

Der Schweizer Kurienkardinal ist Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der gemeinsam mit dem lutheranischen Weltbund nun das Dokument "Von Konflikt zur Einheit" publizierte. Dieses soll Richtlinien zum Gedenken der Reformation geben, die sich im jahr 2017 zum 500. Mal jährt und seit Monaten bereits Schatten vorauswirft: Ist es ein "Reformationsjubiläum" oder doch ein "Reformationsgedenken?"

Die Frage bezeichnet, dass viele Protestanten die Spaltung von der Kirche als “Jubiläum” interpretieren, was auch weltliche Medien dann als Begriff verwenden; aus katholischer Sicht wird eher von einem “Gedenken” der Trennung gesprochen, mit Blick auf die sehr wechselvolle gemeinsame Geschichte bis hin zur Annäherung in jüngerer Zeit.

Vorschläge zum liturgischen Gedenken der Reformation

Vor diesem Hintergrund und "aufbauend auf diesem Dokument haben wir liturgische Elemente bereitgestellt, (...) die den Kirchen angeboten werden, so dass ihnen vorgeschlagen wird, wie man liturgisch ein Reformationsgedenken gemeinsam begehen kann”, erklärte Kardinal Koch.

Wie das aussehen kann, soll ein Gottesdienst in Lund, Schweden, zeigen, der am 31. Oktober 2016 gefeiert werden soll. Mit diesem Gottesdienst "haben wir das sehr schöne ökumenische Zeichen, dass die Lutheraner von vorne herein gesagt haben, nicht ‘wir Lutherane’ laden die Katholiken ein, sondern Lutheraner und Katholiken laden gemeinsam die anderen christlichen Kirchen ein", so Kardinal Koch.

Weiter Verwirrung über Interkommunion

Gleichzeitig wies der Kurienkardinal Stimmen zurück, welche die Worte von Papst Franziskus unlängst bei seinem Besuch der lutheranischen Gemeinde Roms dahingehend interpretiert hatten, dass es Lutheranern möglich sei, Kommunion in der katholischen Kirche zu empfangen. Dies hatte auch der Pastor der lutherischen Gemeinde dahingehend interpretiert, wie Jens Kruse in einem Interview mit Edward Pentin vom National Catholic Register kürzlich noch einmal bestätigte. Dort sagte Pastor Kruse, er glaube, dass Papst Franziskus die Tür zur Interkommunion geöffnet habe.

Diese Einschätzung ist nicht die von Kardinal Koch.

"Hier hat der Heilige Vater zweierlei gesagt, nämlich, erstens einmal, dass  er selbt keine Kompetenz hat, das zu entscheiden, und zweitens hat er gesagt, ‘redet mit dem Herrn und geht weiter‘, das heißt für ihn ist die ganze Frage, welche Christusbeziehung der einzelne Mensch hat, von ausschlaggebender Bedeutung." Kontinuität mit seinen Vorgängern sei damit gegeben, so der Kardinal, und bewertet somit die Worte des Papst völlig anders als Pastor Kruse und manche Vatikanisten: "Von Interkommunion war überhaupt nicht die Rede", meint Kardinal Koch sogar.

Möglichkeit eines gemeinsamen Osterdatums

Gleichzeitig wies Koch auf die Bedeutung des panorthodoxen Konzils hin, das in naher Zukunft gehalten werden soll, nachdem es schon lange geplant war. "Die Orthodoxen haben seit mehr als 1.000 Jahren kein Konzil mehr gehabt, und sie sind seit 60 Jahren an der Vorbereitung dieses Konzils und deshalb kann ich ihnen nur wünschen, dass dieses Konzil endlich stattfinden kann."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Einigung unter den Orthodoxen würde sich auch positiv auf den Dialog mit der Kirche auswirken, erklärte Kardinal Koch. Vor allem sei die Möglichkeit auf ein gemeinsames Osterdatum eröffnet: "Das wäre wirklich ein ganz schönes Zeichen, wenn Ostern zur gleichen Zeit gefeiert werden könnte. Da ist das Zentralfest, das elementarste Fest der Christenheit." Herausforderungen bleiben dennoch bestehen, denn "weil wir verschiedene Traditionen haben und schließlich dürfen wir beim Suchen eines gemeinsamen Ostertermins nicht die jüdischen Wurzeln des Pascha-Festes nicht zu vergessen. Das alles zu bedenken wird nicht einfach sein, aber wer etwas will wird es auch erreichen."

Drohung der Spaltung wegen Homosexuellen-Frage bei Anglikanern

Erst vor kurzem hat die US-amerikanische Form der Anglikaner, die Episkopalische Kirche, für die Einführung von “homosexuellen Ehen” gestimmt. Die weltweite anglikanische Gemeinschaft hatte sich aus diesem Grunde entschieden, die amerikanischen Geschwister für drei Jahre mit Sanktionen zu belegen. Eine formelle Spaltung der Anglikaner wegen der Frage nach dem Umgang mit “Homo-Ehen” konnte so noch einmal verhindert werden, droht aber weiterhin.

Kardinal Koch drückt seine Bedenken aus, dass auf Grund dieser entgegensätzlichen Sichtweisen  weiterhin Spannungen bestehen. "Ich bin immerhin froh, dass es nicht zur Spaltung gekommen ist. Denn wir suchen ja die Einheit, und da ist jede neue Spaltung ein Hindernis. Aber das was sich hier zeigt, ist typisch für die gesamte Ökumene: wir haben heute sehr viele Spannungen und Differenzen auf ethischem Gebiet und das ist neu." Er verglich die Lage mit den 1970er und 1980er Jahren, in denen der ökumenische Dialog teils unter dem Motto: "Glaube trennt, handeln eint" funktioniert habe. Der Kardinal stellte fest: "Heute müssen wir fast das Umgekehrte sagen, dass wir viele Glaubensfragen vertiefen konnten, nun aber ganz neue Differenzen aufgetreten sind, auf ethischem Gebiet."

Starke Unterschiede bei Abtreibung, Euthanasie und Bioethik generell

Vor allem bioethische Fragen stächen heraus. "Der Anfang und das Ende menschlichen Lebens, Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik, Euthanasie. Dann die ganzen Fragen von Ehe und Familie, vor allem unter dem Vorzeichen von Gender. Das sind Fragen, die die einzelnen Kirchen spalten und die auch in der Ökumene neue Spaltungen provozieren."

Trotzdem bleibt der Kurienkardinal optimistisch und freut sich, dass die Gebetswoche für die Einheit wie alljährlich wieder mit einer ökumenischen Vesper in der römischen Basilika "Sankt Paul vor den Mauern" endet, an der auch Papst Franziskus teilnimmt.

"Das Gebet ist Fundament unseres Strebens nach Einheit. Menschen können die Einheit nicht schaffen, wir können nur spalten, das zeigt die Geschichte und die Gegenwart; die Einheit aber ist das Werk des Heiligen Geistes."

Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wird jedes Jahr vom 18. bis 25. Januar begangen.

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