Vatikanstadt, 02 Februar, 2016 / 4:25 PM
Die Welt sollte keine Angst vor Chinas Aufstieg haben: Das hat Papst Franziskus kurz vor dem Beginn der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr der “Asia Times” aus Hong Kong in einem Interview gesagt.
“Wir müssen keine Herausforderung jedweder Art fürchten, da jeder, Mann und Frau, in sich die Fähigkeit hat, Wege der Ko-Existenz zu finden, des Respekts und gegenseitiger Bewunderung”, so der Papst wörtlich.
Der Zeitung gegenüber sprach der Pontifex über eine ganze Reihe von Themen, darunter den rasanten Aufstieg Chinas, die Kinderarmut der “Großmutter Europa” und über die Wichtigkeit einer gesunden Balance zwischen Arbeit und Familienleben.
Viele Familien in China seien von Trennungen betroffen, die durch eine starke Betonung der Arbeitswelt und des Geldverdienens verursacht würden. Papst Franziskus schlägt deshalb in seinem Interview einen “gesunden Realismus” vor, um diesem Ungleichgewicht zu begegnen. Das Zuhause, das Heim der Familie, sei eine Medizin.
“Die Realität muss man akzeptieren, aus welcher Richtung sie auch immer kommen mag”, so der Papst wörtlich. “Realistisch sein. Das ist unsere Realität”; in einem zweiten Schritt müsse diese dann jedoch verändert werden, und ihre Richtung geändert werden.
Der Papst führte das Gespräch mit Francesco Sisci, Kolumnist der Asia Times und Forscher der chinesischen Renmin Universität, am 28. Januar im Vatikan.
Im Lauf des langen Austauschs bestellte der Papst auch Grüße an den Präsidenten der Volksrepublik, Xi Jinping, sowie an das chinesische Volk anlässlich der Neujahrsfeierlichkeiten, die am 8. Februar stattfinden werden.
Anerkennung für China, Kritik an Europas Kinderarmut
Neben seiner großen Anerkennung und seines Respekts für das chinesische Volk, für dessen Kultur und Weisheit verlieh der Papst auch seiner Einschätzung verschiedener sensibler Punkte Ausdruck: Er sprach über das rasante Wachstum Chinas, die “Ein-Kind-Politik”, und das Verhältnis zu “Großmutter Europa”, die offenbar “nicht mehr Mutter Europa” sei, auch wenn er hoffe, dass sie dies wieder werden könne, so Franziskus. Dabei tadelte er auch, dass er in Rom etwa wenig Kinder in den Straßen sehe, im Gegensatz zu Ländern mit einer gesunden Geburtenrate.
Zu wenig Kinder zu haben schaffe “einen Komplex”, so der Papst wörtlich. Daran, ließ er durchblicken, solle sich China kein Beispiel nehmen; und Gesellschaften, die so lebten, seien “für sich selbst verantwortlich”, so Franziskus. Die westliche und die östliche Welt müssten sich mit China zusammen um die Fähigkeit bemühen, den Frieden zu wahren und um die Kraft, dies auch tun zu können. “Wir müssen den Weg finden, immer durch Dialog; es gibt keinen anderen”, so der Papst gegenüber der Asia Times. So müsse sich auch Chinas Größe und kultureller Reichtum in Zukunft entfalten.
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