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Missionar betont: Verheiratete Priester lösen nicht das Problem im Amazonas-Gebiet

Priesterweihe

Verheiratete Priester vorzuschlagen, um den Mangel an Evangelisierung in Amazonien zu beheben sei "illusorisch", "quasi magisch" und "würde das wahre, grundlegende Problem nicht berühren": Das hat der Missionar Martin Lasarte erklärt, ein Ordenspriester, der auf Einladung von Papst Franziskus an der Amazonassynode teilnimmt.

"Der Mangel an Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben – ist er eine pastorale Herausforderung oder ist er die Folge von theologisch-pastoralen Optionen, die nicht, oder nur teilweise, die erwarteten Ergebnisse gebracht haben? Meiner Meinung nach ist der Vorschlag der 'viri probati' als Lösung für die Evangelisierung, ein illusorischer, quasi magischer Vorschlag, der das echte, grundlegende Problem nicht berührt", so der Salesianer in einem Text, der am 12. Oktober vom Vatikanisten Sandro Magister in seiner Kolumne Settimo Cielo ("Siebter Himmel") in der italienischen Wochenzeitschrift L'Espresso veröffentlicht wurde.

Der aus Uruguay stammende Priester, der als Missionar in Angola wirkte, ist Verantwortlicher der Kongregation der Salesianer für die missionarische Arbeit in Afrika und Lateinamerika. Er ist einer der 33 Geistlichen, die Papst Franziskus persönlich berufen hat, um an der Amazonassynode teilnzunehmen.

Sandro Magister bezieht sich auch auf den am 12. August in Settimana News unter dem Titel "Amazonien – Sind die viri probati eine Lösung?" erschienenen Artikel. 

In seinem Text wies der Missionar darauf hin, dass das – unter anderem von Bischof Erwin Kräutler angeführte – Argument, die Priesterweihe von Laien sei notwendig, weil der Pfarrer nur schwer die entlegenen Gebiete erreichen würde, "sich der Sünde eines enormen Klerikalismus schuldig macht", weil man die Arbeit der Laien beiseite lässt und glaubt, dass die Kirche dort, wo "der Priester nicht ist, nicht funktioniert." "Das ist eine ekklesiologische und pastorale Verirrung."

"Unser Glaube, das Christsein, wurzelt in der Taufe, nicht in der Priesterweihe", betonte er.

In diesem Sinn verwies er auf doe Erfahrungen in Korea, Japan, Angola und Guatemala, wo die Laien von fundamentaler Bedeutung waren.

Er erinnerte daran, dass die Kirche in Korea dank eines Laiens, Yi Seung-hun, entstanden war, der in China getauft wurde und andere Katholiken taufte.

"51 Jahre lang (1784-1835), von ihrer Gründung an, wurde die Kirche Koreas von Laien evangelisiert, mit der nur gelegentlichen Anwesenheit eines Priesters. Diese katholische Gemeinde erblühte und breitete sich trotz der schrecklichen Verfolgungen enorm aus, dank des Protagonismus der Getauften", erläuterte Pater Lasarte.

Im Falle Japans kehrten die Priester, nach dem Martyrium des letzten Priesters im Jahre 1644, erst nach 200 Jahren wieder zurück und fanden "eine lebendige Kirche" vor, die aus "verborgenen Christen" bestand. In all dieser Zeit waren die Christen sicher, dass "die Kirche in Japan zurückkehren wird, und ihr werdet es an diesen drei Zeichen erkennen: 'Die Priester werden zölibatär leben, es wird eine Statue der Muttergottes geben und sie werden dem Papa-sama in Rom gehorchen."

In Bezug auf seine 25-jährige Erfahrung in Angola erklärte der Priester, dass er "nach Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2002 die Gelegenheit hatte, christliche Gemeinden zu besuchen, die seit 30 Jahren keine Eucharistie mehr gefeiert und keinen Priester gesehen hatten. Aber sie waren stark im Glauben und es waren dynamische Gemeinden, die von einem 'Katecheten' geleitet wurden, einem in Afrika grundlegenden Dienst. Eine lebendige Laienkirche ohne Priester."

In Lateinamerika nannte er als Beispiel "die Kekchi in der Mitte Guatemalas (Verapaz), wo die Laien trotz der Abwesenheit von Priestern in einigen Gemeinden lebendige Gemeinden haben", in die die Protestanten "nur wenig eindringen konnten".

Er fügte hinzu, dass dort trotz des Mangels an Priestern "eine örtliche Kirche lebt, die reich an indigenen Priesterberufungen" und an "weibliche und männliche Ordensgemeinschaften komplett indigenen Ursprungs" ist.

In diesem Sinn erinnerte er, dass der Papst in seinem apostolischen Schreiben Evangelii gaudium darauf hingewiesen hatte, dass der Mangel an Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben "häufig auf das Fehlen eines ansteckenden apostolischen Eifers in den Gemeinden zurückzuführen ist, so dass diese Berufungen nicht begeistern und keine Anziehungskraft ausüben" (Nr. 107).

"Der Heilige Vater gibt den Schlüssel zum Problem. Es ist nicht der Mangel an Berufungen, sondern das schwache Angebot, der Mangel an apostolischem Eifer, der Mangel an Geschwisterlichkeit und Gebet, der Mangel an ernsthaften und tiefen Prozessen der Evangelisierung", so der Salesianer.

Auf die Frage, warum es nach 200 bis 400 Jahren der Evangelisierung in Amazonien an Berufungen fehlt, antwortete der Priester, dass "eines der pastoralen Probleme in verschiedenen Teilen Lateinamerikas, vor allem in Amazonien sei, auf die 'alten Wege' zu bestehen. Es gibt einen großen Konservatismus in einigen Kirchen und kirchlichen Strukturen. Ich beziehe mich nicht nur auf die vorkonziliaren Traditionalisten, sondern auf pastorale Richtlinien und Mentalität, die in den 68ern und in den 70er und 80er Jahren verankert sind" betonte Pater Lasarte. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die drei Arten von "pastoralem Alzheimer"

Diesbezüglich sprach der Salesanier von drei Arten von "pastoralem Alzheimer", die die Evangelisierung in Amazonien betreffen.

Die erste Art sei ein "kultureller Anthropologismus", der seinen Ursprung in der Barbados-Konferenz des Jahres 1971 habe. Er wurde von zwei Antropologen entwickelt, die "behaupteten, die frohe Botschaft Jesu sei eine sehr schlechte Nachricht für die indigenen Völker."

Auch wenn "aus dieser Provokation verschiedenerorts ein fruchtbarer Dialog zwischen Anthropologen und Missionaren entstand, der zu einer gegenseitigen Bereicherung führte" so verfiel man an anderen Orten "in eine Selbst-Zensur und verlor die Freude an der Evangelisierung"; dabei gab es auch "Fälle von Ordensschwestern, die sich entschlossen, aus Respekt gegenüber der indigenen Kultur weder Jesus Christus zu verkündigen noch Katechese durchzuführen" und "sich auf Zeugnis und Dienst beschränkten" und der Meinung waren, dies "würde die Verkündigung ersetzen."

Der Missionar erinnerte daran, dass der heilige Papst Paul VI. im Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi erklärt hatte:

"Die Frohbotschaft, die durch das Zeugnis des Lebens verkündet wird, wird also früher oder später durch das Wort des Lebens verkündet werden müssen. Es gibt keine wirkliche Evangelisierung, wenn nicht der Name, die Lehre, das Leben, die Verheißungen, das Reich, das Geheimnis von Jesus von Nazaret, des Sohnes Gottes, verkündet werden" (Nr. 22).

Pater Lasarte beschrieb dann, die zweite Art von "pastoralem Alzheimer" sei der "gesellschaftliche Moralismus".

"Aus mehreren Orten habe ich von jenen, die in der Pastoral tätig sind, ähnliche Äußerungen gehört: 'Wenn die Leute bestimmte Dienste benötigen, dann kommen sie zu uns (zur katholischen Kirche); aber wenn sie Sinn für ihr Leben suchen, dann gehen sie zu anderen (zu den Evangelischen etc.). Es ist offensichtlich und leicht festzustellen, dass die Kirche, die eine 'Samariter-Kirche' sein wollte, vergessen hat eine 'Magdalena-Kirche' zu sein; eine Dienstleistungskirche, die die Freude der Auferstehung des Herrn nicht verkündet", erklärte er.

Der Missionar bestätigte, dass das soziale Engagement der Kirche und die Option für die Ärmsten weiterhin ein "konstituiver Aspekt des Evangelisierungsprozesses" und ein Reichtum sei; aber "das Problem entsteht, wenn diese Art der Aktivitäten den Rest des Lebens und des Dynamismus der Kirche absorbiert, und die anderen Dimensionen in den Schatten stellt, zum Schweigen bringt oder als gegeben annimt: die kerygmatische, katechetische, liturgische, die Koinonia. Wir befinden uns in einer nicht gelösten Spannung zwischen Martha und Maria."

Er erklärte, wenn auch der "große Blutverlust" von Katholiken hin zu evangelischen Kirchen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sei, so habe doch "der Mangel an einer Pastoral, die 'mehr religiös'und 'weniger soziologisch' ist, einen sehr großen Einfluss gehabt."

"Ich habe eine Diözese besucht, in der Anfang der 80er Jahre 95 Prozent der Bevölkerung katholisch war. Heute sind es 20 Prozent. Ich erinnere mich an den Kommentar eines jener europäischen Missionare, die systematisch diese Region 'ent-evangelisiert' haben: 'Wir fördern nicht den Aberglauben, sondern die Menschenwürde.' Ich denke, damit ist alles gesagt."

"Die Kirche ist an einigen Orten zu einem großen Manager von verschiedenen Diensten (in Gesundheit, Bildung, Förderung, Rechtsbeistand...) geworden, aber wenig Mutter im Glauben." 

Schließlich gibt es noch die dritte Alzheimer-Art, den "Säkularismus".

"Eine Kirche säkularisiert sich, wenn jene, die in der Pastoral tätig sind, die Dynamik einer säkularisierten Mentalität verinnerlichen: die Abwesenheit des Glaubens oder eine sehr schüchterne Bekundung des Glaubens, die schon fast um Entschuldigung bittet, betonte er.

Er betonte, die Folgen davon "spiegeln sich in einer Sterilität der Berufungen oder im Mangel an Ausdauer auf dem eingeschlagenen Weg wider, weil tiefe Überzeugungen fehlen" denn "niemand verlässt alles, um sozialer Animateur zu sein, niemand gibt seine Existenz einer 'Option' hin; niemand opfert das Absolute seines Lebens etwas Relativem, sondern nur dem Absoluten Gottes."

"Wenn diese theologische, religiöse Dimension in der Mission nicht offensichtlich, klar und lebendig ist, wird es nie die Wahl einer evangelischen Radikalität geben, die ein Zeichen dafür ist, dass die Evangelisierung die Seele der christlichen Gemeinde berührt hat", unterstrich er.

Am Ende des Artikels wies Pater Lasarte darauf hin, dass eine christliche Gemeinde, die "keine Priester- und Ordensberufungen zeugt, eine Gemeinde ist, die an irgendeiner geistlichen Krankheit leidet." "Wir mögen viri probati oder irgendwelche anderen weihen - aber die grundlegenden Probleme werden bleiben: Eine Evangelisierung ohne Evangelium, eine Christentum ohne Christus, eine Spiritualität ohne Heiligen Geist" erklärte er.

"Es ist logisch, dass die horizontale Vision der dominanten Kultur, in der Gott abwesend oder auf einige symbolische, kulturelle oder moralische Begriffe reduziert ist, unmöglich dahin gelangen kann, den fruchtbaren geistlichen und pastoralen Wert des priesterlichen Zölibats als wertvolles Geschenk Gottes und völlige und höchste Verfügbarkeit der Liebe und des Dienstes für Kirche und Menschheit zu schätzen."

Der Salesanier versicherte, dass "es nur Priesterberufungen geben kann, wenn man eine echte, anspruchsvolle, freie und persönliche Beziehung mit der Person Jesus Christus aufbaut. Das mag sehr simpel sein, aber so wie ich den 'neuen Weg' für die Evangelisierung Amazoniens sehe, ist das die Neuheit Christi."

Übersetzt und redigiert aus dem spanischen Original von Susanne Finner.

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