Rom, 03 März, 2016 / 3:58 PM
"Kardinal Pell hat verstanden": Das sagte ein ehemaliges Opfer sexuellen Missbrauchs nach einem Treffen mit dem australischen Kirchenmann in Rom.
Phil Nagle gehört zu der Gruppe von Opfern und Angehörigen, die aus Australien angereist sind, um die Aussagen von Kardinal Pell vor dem australischen Missbrauchskommission vor Ort mitzuverfolgen.
Wie die Zeitung "Catholic Herald" berichtete, sagte er: "Wir haben über die Zukunft gesprochen, nicht die Vergangenheit...ich glaube, er hat verstanden."
Nagle sagte weiter, Kardinal Pell habe darüber gesprochen, was die Kirche noch mehr tun könne, um Opfern sexuellen Missbrauchs zu helfen: "Wir sprachen über Beratung, wir sprachen über Pflege, wir sprachen darüber, die die Zukunft aussieht für unsere Opfer und wiedie Kirche dabei hilft, von Georges Ebene abwärts", sagte er.
Nagle wurde in den 1970er Jahren in Ballarat (Bundesstaat Victoria) von einem Priester sexuell missbraucht. Zu dieser Zeit war auch George Pell als Geistlicher in seiner Heimatstadt tätig und beriet unter anderem den Bischof in Erziehungsfragen.
In den vergangenen Tagen hat Kardinal Pell erneut wiederholt deutlich bestritten, über das Ausmass der Missbräuche damals Bescheid gewußt zu haben und ausgesagt, er sei davon ausgegangen, dass das Problem von anderen bearbeitet werde.
“Ein ehrliches und gelegentlich emotionales Treffen”
Nach dem Treffen mit der Gruppe sagte Kardinal Pell: "Ich habe die Geschichte eines jeden angehört, und ihrem Leiden gelauscht. Es war hart: ein ehrliches und gelegentlich emotionales Treffen".
"Ich bin dazu verpflichtet, mit diesen Menschen aus Ballarat und Umgebung zusammen zu arbeiten. Ich kenne viele ihrer Familien, und ich weiß um das Gute in so vielen Menschen im katholischen Ballarat, das wurde von dem Bösen, das geschah, nicht ausradiert".
Der Kardinal sagte, er werde sich konkret in Zusammenarbeit mit der Päpstlichen Kommission zum Schutze Minderjähriger engagieren. "Jeder Selbstmord ist einer zuviel", so Pell wörtlich.
Außerdem schlug der 79-jährige Kardinal vor, dass Ballarat ein Zentrum werden könnte für die Arbeit mit Opfern von Missbrauch. Er unterstütze die Idee, ein Forschungszentrum einzurichten für Heilung und besseren Schutz vor Missbrauch.
Ich schulde den Menschen und der Gemeinde von Ballarat sehr viel. Das erkenne ich in tiefer Dankbarkeit an. Es wäre wunderbar, wenn unsere Stadt dafür bekannt werden würde, ein wirksames Zentrum und Beispiel für praktische Hilfe zu sein für alle, die vom Fluch des sexuellen Missbrauchs verletzt worden sind."
20 Stunden Anhörung in vier Tagen
Das Treffen mit den Opfern fand nach der vierten und letzten Aussage Pells per Video vor der Royal Commission statt, welche den Umgang von Institutionen wie der Kirche, aber auch weltlichen Einrichtungen mit Missbrauchsfällen untersucht.
Während seiner letzten Aussage sagte Pell, er habe "keine Ahnung" von einer Vertuschung der sexuellen Missbräuche durch die "Christian Brothers" vor über 40 Jahren in Ballarat.
Er sagte der Kommission, dass ein Schuljunge ihn darüber informiert habe, dass ein “Christian Brother” namens Edward Dowlan Missbrauch verübt habe. Aber Kardinal Pell sagte, er sei davon ausgegangen, dass die Kongregation mit dem Fall bereits befasst wäre.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Der australische Kurienkardinal wurde von Untersuchungsrichter Peter McClellan mehrfach zur Personalie Dowlan scharf befragt.
Kardinal Pell gab zu, dass er mehr hätte unternehmen können. Doch der wiederholte, dass er dachte, dass die "Christian Brothers" bereits von dem Fall wüssten und reagiert hätten.
In den vergangenen vier Tagen wurde der ehemalige Erzbischof von Melbourne und Sydney über 20 Stunden lang befragt.
Opfer haben um Gespräch mit Papst Franziskus gebeten
Bei einer Presse-Konferenz nach der letzten Anhörung sagte er: "Ich hoffe, dass mein Erscheinen hier einen Beitrag geleistet hat zum Heilungsprozess, und die Situation verbessern hilft. Die Leitungsebene der Kirche in Australien wird alles unternehmen um sicher zu stellen, dass es keine Wiederholung dieser schrecklichen Vergangenheit geben wird und sich darum bemühen, die Dinge besser zu machen."
"Ich kam in Ballarat zur Welt. Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Verbindung mit Ballarat. Ich trauere um das Leiden der Leute, die für mich meine eigenen Leute sind."
Kardinal Pell wurde auch gefragt, ob die zum Teil massiv kritisierte Berichterstattung und die mediale Aufmerksamkeit um seine Person eine "Hexenjagd" sei. Er antwortete: "Ich glaube, dass überlasse ich Ihnen, das zu entscheiden."
Die Gruppe von Opfern und Angehörigen, die aus Australien nach Rom gereist sind, haben um ein Gespräch mit Papst Franziskus gebeten. Sie sagten Journalisten gegenüber, dass sie noch auf eine Antwort warten, ob ihrem Wunsch entsprochen wird, oder nicht.
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