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Kritiker warnen vor Verfahrensänderungen bei der Familiensynode

Kardinäle bei der Ankunft in Rom, 2013

Wird das Verfahren der kommenden Familiensynode kurzfristig geändert? Am Freitag dieser Woche soll der Vatikan bislang unbekannte Änderungen am Verfahren der kommenden Synode mitteilen. Änderungen, die Kritikern zufolge bedeuten könnten, dass einzelne Stimmen weniger gehört werden und das Treffen insgesamt ohne klaren Ausgang bleibt.

Das berichtet der langjährige Vatikanist Edward Pentin heute im National Catholic Register. Pentin ist Autor des investigativen Buches „The Rigging of a Synod” – also „die Manipulation einer Synode”. Er betont, dass alle Änderungen bis kurz vor Beginn des Treffens entschieden werden, und somit sich erneut bis Freitag ändern könnten.

Die diesjährige Synode, die vom 4. bis 25. Oktober dauert, wird den neuesten Erkenntnissen Pentins zufolge weniger Zeit für Diskussionen zur Verfügung stellen. Offenbar solle auch kein Interimsbericht erstellt und sogar keine Schlussbotschaft der Synodenväter vorgelegt, schreibt Pentin; „denn es wurde keine Kommission errichtet, um eine zu schreiben”. Zudem sollen die besonders heiß diskutieren Themen erst in der letzten Woche besprochen werden.

Die vielerorts als „Transparenz-Initiative” von Papst Franziskus gelobten Vorgänge rund um die vergangene Synode scheint das zu konterkarieren, so die Kritiker.

Andererseits gibt es beispielsweise einen guten Grund, warum es keinen Interimsbericht gibt: Die Synode wird die Kapitel des Instrumentum Laboris weiterdiskutieren, des Arbeitspapiers der vergangenen Synode. Nachdem das Treffen diesmal über drei Wochen läuft, soll dieses Arbeitspapier ebenfalls in drei Teile unterteilt werden. Dies gibt zwar den Bischöfen Gelegenheit, alle Kapitel zu bearbeiten. Doch führt es auch dazu, dass die „heißen Eisen”, etwa die Frage nach pastoralen Lösungen für geschiedene Wiederverheiratete, erst in der letzten Woche Gegenstand der Synode sind.

Pentin berichtet weiter, dass die Zeit für Rede-Interventionen der Bischöfe gekürzt wurde: Von vier auf nun noch drei Minuten. Dafür gibt es mehr Zeit für Gruppenarbeit. Doch: „Das ist zu kurz”, zitiert Pentin einen Teilnehmer früherer Synoden der 1980er und 1990er Jahre, der anonym bleiben wollte: „Es wird in der letzten Woche nicht genug Zeit geben, den letzten und wichtigsten Teil zu besprechen”.

Neben weiteren Punkten führt Pentin die Sorge an, dass die kurzfristigen Änderungen auch bedeuten könnten, dass es zum Abschluß der Synode nicht wie üblich ein Apostolisches Schreiben des Papstes geben könnte, sondern nur eine Rede des Heiligen Vaters. Dies könnte Franziskus bewußt tun, um die Bischöfe als Träger der Entscheidung aussehen zu lassen, so die Kritiker – laut Pentin.

Ein weiteres Gerücht, das der Autor anspricht, ist eine mögliche Änderung der Abstimmungsregel. Bis dato musste eine Zwei-Drittel-Mehrheit für Vorschläge stimmen. Dies könnte heuer einer einfachen Mehrheit weichen, mit der dann auch umstrittene Vorschläge wie der von Kardinal Walter Kasper, ihren Platz finden. Ein Grund für dieses Gerücht, so Pentin, sei, dass Papst Franziskus, entgegen der Regeln, auch Absätze in den Lineamenta, den Leitlinien der Synode aufnehmen liess, die keine Zwei-Drittel-Mehrheit fanden.
Der Ablauf der Synode im vergangenen Jahr ist bereits länger Gegenstand öffentlicher Debatten, darunter die – wegen ihrer zum Teil Kritikern zufolge sehr sperrigen Fragestellungen – umstrittene Fragebögen-Aktion. Für Verärgerung unter Bischöfen sorgte zudem die Entscheidung, den Interims-Bericht, offiziell Relatio Post-Disceptationem, zu veröffentlichen, bevor die Teilnehmer diesen überhaupt gesehen hatten. Doch Pentins neue Informationen, wie auch sein investigativer Bericht wirft völlig neue Fragen auf.

So geht der Romkorrespondent des National Catholic Register (die Zeitung gehört, wie CNA, zu EWTN) Vorwürfen nach, einzelne Bischöfen hätten 2014 versucht, die Synode – mit zum Teil plumpen Mitteln – zu manipulieren. Wie Pentin selber gegenüber CNA sagte, hätten diesen zufolge ein paar Bischöfe das Anliegen von Papst Franziskus wiederholt ignoriert, die Sichtweise aller Beteiligten zu Gehör zu bringen. Unter anderem soll versucht worden sein, erklärt Pentin, den Synodenvätern das Buch „In der Wahrheit Christi bleiben: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche” nicht rechtzeitig zur Synode zuzustellen. Grund: Das Buch enthält die allesamt kritischen Reaktionen von fünf Kardinälen und vier weiteren Wissenschaftlern auf Kardinal Walter Kaspers Buch „Das Evangelium von der Familie”. Darin fasst Kasper seine Forderung zusammen, unter bestimmten Umständen geschiedene Wiederverheiratete Katholiken zum Sakrament der Kommunion zuzulassen.

Die Thesen des deutschen Theologen führten nicht nur zu den kritischen Reaktionen, die „In der Wahrheit Christi bleiben: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche” zusammengefasst sind. Wichtige, ebenfalls kritische Beiträge zur Debatte leisten auch die Bücher „Das wahre Evangelium der Familie – Die Unauflöslichkeit der Ehe: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit”, herausgegeben von Juán José Perez-Soba und Stephan Kampowski . Aufsehen erregt hat auch das persönliche Zeugnis von Reinhold Beckmann, der aus der eigenen Erfahrung einer Trennung von seiner Frau schreibt: „Das Evangelium der ehelichen Treue: Eine Antwort auf Kardinal Kasper”.

 

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