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Als die Slowakei die Orden vernichten wollte

Die Kirche von Podolínec (deutsch Pudlein) in der Nordostslowakei.

Zuzana Caputova, die Präsidentin der Slowakei, wäre eigentlich Anfang Juni für eine Audienz bei Papst Franziskus nach Rom gekommen. Es ist wahrscheinlich, dass sich das Gespräch der beiden auch um einen Teil des slowakischen Geschichte gedreht hätte, der nicht vergessen werden darf: Die sogenannte "barbarische Nacht". Es handelt sich um die brutalen Angriffe der kommunistischen Regierung auf die Klöster im Land, die in der Nacht zwischen dem 13. und 14. April 1950 stattfanden.

In einer Nacht wurden 76 Klöster zerstört, 1200 Ordensleute festgenommen. Die Vernichtungskampagne wurde dann unter anderem durch eine Reihe von Schau-Prozessen, in der die Kirchenoberen angeklagt und verhaftet wurden, fortgeführt. Deshalb gilt der 13. April in der Slowakei als "Tag der ungerecht Verfolgten", wie Andrea Gaglarducci von der italienischsprachigen Schwesteragentur ACI Stampa berichtet.

Das Thema der Verfolgung der Orden hatte Papst Franziskus bereits mehrmals angesprochen. Der Besuch des Präsidentin wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben. Am 15. April führten Präsidentin Caputova und Papst Franziskus aber ein Telefongespräch. Die Präsidentin erläuterte dem Papst die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und erklärt, wir bräuchten heute "die Globalisierung des Mitgefühls" und dass sie hoffe, die aktuelle Situation mache deutlich, dass "wir alle im selben Boot sitzen und vor allem gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit brauchen". Papst Franziskus betonte seinen Wunsch, den Gläubigen durch die Medien nahe zu sein, und bat, sich um die älteren Menschen zu kümmern, weil sie das Gedächtnis der Gesellschaft seien.

Das Thema Pandemie dominiert momentan alles. Aber der siebzigste Jahrestag der "barbarischen Nacht" ist sicher ein Ereignis, an das man erinnern muss. Diese Nacht hat Märtyrer geschaffen, die in Gefangenschaft starben, darunter drei Selige (Pavel Peter Gojdic, Bischof von Presov; Vasil´ Hopko, Weihbischof von Presov und die Ordensfrau Zdenka Schelingova) und eine tiefe Wunde in der Geschichte der Kirche geschlagen. Sie ist aber auch ein Beweis dafür, dass der Glaube nicht zerstört werden kann.

Die Kommunisten hatten die Angriffe Aktion K – "Aktion Kloster" bzw. Akcia kláštory – genannt und bereits seit 1948, als sie die Macht ergriffen hatten, vorbereitet. Der Grund dafür war, dass sie die Orden als gefährlichsten Feind für ihre Macht über das Volk ansahen.

Im Februar 1950 genehmigten die Führer der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei die Aktion. Zwischen dem 13. und 14. April stürmten die Sicherheitsbeamten 56 Klöster von 11 männlichen Orden und verhafteten sofort 881 Personen.

In den Aufzeichnungen liest man: "Sie begannen, mit den Gewehren an die Tür und gegen die Wände der Korridore zu schlagen. Sie kamen in die Häuser, in denen wir wohnten. Zieh dich sofort an, nimm nur die Kleidung, die du brauchst, und geh zur Pforte."

An der Pforte wurden die Mönche auf Busse und Lastwagen geladen und in die sogenannten "Konzentrationsklöster" gebracht. Aber das war noch nicht das Ende. Vom 3. auf den 4. Mai fand die Aktion K2 statt, in der auch die restlichen männlichen Klöster eingenommen wurden.

Beide Aktionen betrafen 1180 Ordensleute und 15 Orden, die insgesamt 76 Klöster in der Slowakei hatten.

Die Konzentrationsklöster befanden sich in den Dörfern Mocenok, Hronsky Benadik, Kostolna Bac und Podolinec. Podolinec war das schlimmste unter ihnen und auch jenes, in das die meisten Ordensleute gebracht wurden. Die Ordensmänner wurden vor Gericht gestellt und verbrachten dann einen Teil der Zeit bei Zwangsarbeit, einen anderen im Gefängnis.

Einer der Schauprozesse gegen Priester in der "Aktion K" im Jahr 1950. (Foto: Slowakische Botschaft am Heiligen Stuhl)

Aber auch das war noch nicht das Ende. Ende August 1950 folgte die Aktion R, die darauf abzielte, die Frauenorden zu vernichten.

Zwischen dem 28. und 31. August wurden 1962 Ordensschwestern aus 36 Klöstern interniert und 137 Klöster enteignet.

Das klösterliche Leben wurde ab 1968 wieder erlaubt, der Zeit des Prager Frühlings, als das Amt des Generalbevollmächtigten verkündete, es gebe kein Gesetz mehr, das diese verbiete. Die vollständige Unabhängigkeit der Klöster wurde in der Tschechoslowakei aber erst nach der sogenannten Samtenen Revolution im Jahr 1989 erreicht.

Es gibt viele Helden aus dieser Zeit. Unter ihnen den junge Jesuiten Jan Chryzostom Korec. Er war 26 Jahre alt, als er verhaftet wurde. Nach mehr als sechs Monaten Haft und Verhören in den Einrichtungen Jasov, Podolinec und Pezinok wurde er freigelassen und zu einem bürgerlichen Leben gezwungen. Kurz nach seiner Freilassung wurde er heimlich zum Priester geweiht und im Alter von 27 Jahren zum Bischof ernannt. Als Bischof wirkte er weiter im Untergrund und weihte 120 Priester, während der nebenbei in einer Fabrik arbeitete.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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1960 wurde er erneut verhaftet und wegen konterrevolutionärer Aktivitäten zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. 1968 freigelassen und im folgenden Jahr rehabilitiert, blieb er aber weiterhin unter Kontrolle. 1974 wurde die Rehabilitation aufgehoben, Korec kam für weitere vier Jahre ins Gefängnis. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes wurde er 1990 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof und 1991 zum Kardinal ernannt. Kardinal Korec starb im Jahr 2015 und gilt als einer der Helden der Kirche des Schweigens. Einer Kirche, die wahrlich Opfer einer der grausamsten Christenverfolgungen war. Nicht umsonst besuchte Papst Johannes Paul II. nach dem Mauerfall als erstes Land hinter dem Eisernen Vorhang die Tschechoslowakei. Man schrieb das Jahr 1990 - vor genau 30 Jahren. Ein weiteres Ereignis, dessen man gedenken sollte.

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