Rom, 18 Mai, 2020 / 4:56 PM
Seit heute sind in Rom öffentliche Gottesdienste unter strengen Vorlagen wieder erlaubt. Zweieinhalb Monate lang durften auch in Italien Priester die heilige Messe nur privat feiern. Monsignore Valentino Miserachs Grau, Dekan des Domkapitels von Santa Maria Maggiore, einer der fünf päpstlichen Basilikas in Rom, schildert, wie er die vergangenen Wochen erlebt hat.
Santa Maria Maggiore ist eines der ältesten und prachtvollsten Marienheiligtümer der Welt. Normalerweise besuchen täglich mehrere tausend Menschen die Basilika. Wie war es für Sie, die Basilika in den vergangenen Wochen beinahe leer vorzufinden?
Schon etwas traurig. Unsere Basilika ist sicher ein grossartiges und wunderschönes Meisterwerk. Und ihre Kunstwerke lassen sich vielleicht noch besser betrachten, ohne die vielen Touristen. Aber die wahre Schönheit der Basilika sind ja die Gläubigen, die sich darin befinden. Kirchen sind in erster Linie für das Volk Gottes da.
Für viele Gläubige war es ein Schock, als zu Beginn der Corona-Krise per diözesanes Dekret verlautet wurde, dass nicht nur die heiligen Messen nicht mehr öffentlich gefeiert werden dürfen, sondern auch die Kirchen geschlossen bleiben sollen. Ein Tag später wurde das Dekret aber wieder zurückgenommen und die Kirchen wurden wieder geöffnet. Was war geschehen?
Papst Franziskus hat persönlich interveniert und darauf bestanden, dass die Kirchen offen bleiben müssen fürs Gebet und dass die Seelsorger da sein sollen für die Gläubigen. Zwischen dem Vikariat von Rom und dem Heiligen Vater gab es scheinbar Unstimmigkeit in diesem Punkt. Aber auf das Wort des Papstes hin wurden die Kirchen umgehend wieder geöffnet. Unsere Basilika blieb nur einen Morgen lang geschlossen.
Santa Maria Maggiore war nicht nur offen, sondern die Priester haben auch durchgehend Beichte gehört. Ein starkes Glaubenszeugnis.
Ja, wirklich, jeden Tag waren mindestens drei Dominikanerpatres, die hier in der Basilika für das Beichte hören verantwortlich sind, zugegen. Es gab schon kritische Stimmen, die meinten, dass dies unverantwortlich sei und man die staatlichen Vorlagen befolgen müsse. Andere, und auch ich, waren aber der Ansicht, dass Gott an unserer Handhabung gefallen hat, was das Beichtsakrament betrifft. Und ich denke, auch der Papst hatte daran Gefallen. In der Basilika nehmen wir die Vorsichtsmaßnahmen ja sehr ernst. Aber als Hirten müssen wir auch die pastorale Not der Gläubigen ernst nehmen.
Jeden Tag haben Sie um 11 Uhr die hl. Messe unter dem Gnadenbild der Gottesmutter "Salus populi Romani“ (lat. für "Heil des römischen Volkes“) gefeiert. In früheren Zeiten wurde diese Ikone bei Epidemien in Prozession von Päpsten durch die Strassen Roms getragen. Auch Papst Franziskus verehrt das Gnadenbild sehr und liess es im März und April mehrmals für verschiedene liturgische Feiern in den Vatikan bringen. Ein Kind wendet sich immer zuerst an die Mutter, wenn es irgendwo wirklich weh tut. Das gilt wohl auch, wenn es um unsere Mutter im Himmel geht?
Den Kindern kann man doch nicht verbieten zur Mutter zu gehen. Auch deshalb war es für uns wichtig, die Tore der Basilika möglichst weit offen zu lassen. Denn das Haus der Muttergottes muss den Kindern immer offenstehen, besonders dann, wenn sie in Not sind.
Darüber hinaus haben wir jeden Tag nach der hl. Messe auch eine Prozession mit dem Allerheiligsten zum Ost- und Westportal der Basilika gemacht um die Stadt, das Land und die ganze Welt zu segnen. Als Priester waren das für mich sehr eindrückliche Wochen. Denn als Kapellmeister und Universitätsprofessor hatte ich leider nicht immer die Gelegenheit, so intensiv Seelsorge zu betreiben, wie das in den vergangenen Wochen der Fall war. Als Priester bin ich ja zuallererst Hirte. Und als Hirte wollte ich zusammen mit meinen Mitbrüdern im priesterlichen Dienst den Menschen in dieser schwierigen Zeit beistehen.
Pater Raniero Cantalamessa, der offizieller Prediger des päpstlichen Hauses, schrieb vor kurzem bezüglich der aktuellen Corona-Krise: "Wir preisen Gott nicht für das Übel, das die ganze Menschheit in die Knie zwingt, sondern wir preisen Ihn, weil wir sicher sind, dass Er in der Lage sein wird, für uns und für die Welt Gutes aus eben diesem Übel zu ziehen.“ Wie sehen Sie das?
Ich sehe das genauso. In den Augen der Menschen, die unsere Basilika in diesen Wochen besucht haben, konnte ich einen neuen Eifer erkennen, eine Freude am Gebet, am Empfang der Sakramente. Auch von Bekehrungen habe ich gehört. In Italien gibt es das Sprichwort: Aus einem Unglück erwächst oft auch ein Segen. Schauen wir also voll Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft.
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