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SSPX in USA reagiert auf Einschüchterungsvorwurf in Missbrauchsverfahren

Internationales Priesterseminar der Piusbruderschaft in Écône (Schweiz).

Es soll kein Einschüchterungsversuch gewesen sein in der Absicht, sexuellen Missbrauch zu vertuschen: Das sagen Vertreter der Piusbruderschaft, nachdem ein Vertreter der SSPX  in den USA Priester und Mitarbeiter angewiesen hat, mit Strafermittlern nur in Anwesenheit eines von der Gruppe zur Verfügung gestellten Anwalts sprechen.

Wie die die Catholic News Agency (CNA) berichtet, geht es um Ermittlungen gegen Einrichtungen der SSPX im US-Bundesstaat Kansas.

Verfahren gegen vier Diözesen

Auslöser dieser Fahndungen ist eine Reihe großangelegte Ermittlungen des Kansas Bureau of Investigation. Das KBI leitete diese im Jahr 2019 wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger in vier katholischen Diözesen des Staates ein. Diese wurden später auch auf die SSPX ausgeweitet.Im US-Bezirk der Gruppe sind eine Reihe von Missbrauchsvorwürfen gegen die große SSPX-Gemeinschaft in St. Mary's, Kansas, erhoben worden. Priester sollen zudem Missbrauch durch Geistliche oder Besucher von SSPX-Kapellen vertuscht haben.

Im Mai teilte ein Sprecher des KBI gegenüber CNA mit, dass die Untersuchung "im Gange" sei und dass dem Büro bis zum 1. Februar 186 Missbrauchsmeldungen vorlagen sowie 112 Untersuchungen eingeleitet worden seien. Das KBI sagte nicht, wie viele der Untersuchungen die SSPX betrafen.

Pater Scott Gardner, Schatzmeister des US-Distrikts der Piusbruderschaft, erklärte den  Mitarbeitern und Priestern von St. Mary's am vergangenen Wochenende, dass sie nicht mit den staatlichen Ermittlern des mutmaßlichen sexuellen Kindesmissbrauchs zusammenarbeiten müssten. Gardner fügte hinzu, dass Mitarbeiter und Priester mit der Polizei nur in Anwesenheit eines Anwalts sprechen sollten, der von der Organisation zur Verfügung gestellt würde.

Eine Frage des "gesunden Menschenverstands"

Einige ehemalige Mitglieder der Organisation sagen dagegen, die per E-Mail verschickte Nachricht lese sich wie ein Einschüchterungsversuch gegen Zeugen oder Informanten von Missbrauch zum Schweigen zu bringen. "Es sieht so aus, als versuchten sie, Dinge zu verbergen, versuchten, die Leute davon abzuhalten, sich zu äußern", sagte Kyle White gegenüber dem "Kansas City Star" am 4. August. "Sie wollen nicht, dass noch mehr solcher Kram nach außen gelangt", fügte White hinzu.

Gardner widersprach diesem Vorwurf. Er sagte, als er den Priestern und Mitarbeitern die E-Mail schickte, teilte er ihnen lediglich mit, dass sie nicht ohne einen Anwalt mit den Ermittlern sprechen müssten. "Es war in keiner Weise ein Versuch, jemanden einzuschüchtern oder die Zusammenarbeit mit dem KBI zu erschweren", sagte Gardner in einer Erklärung vom 5. August.

Es sei eine Frage des "gesunden Menschenverstands", dass die SSSPX sich selbst und ihre Priester und Angestellten schütze, indem sie ihren Anwalt bei einer Befragung durch die Strafverfolgungsbehörden zugegen hat. Gleichzeitig sei jeder aufgerufen, jedwede Verdachsmomente zu melden – und frei, dies zu tun: "Ich hoffe, dass jeder, der Beweise für Missbrauch hat, sich frei an das KBI oder andere zuständige Behörden wenden wird", sagte Pater Gardner.

Hintergrund

Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Piusbruderschaft hat nach eigenen Angaben über 600 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Priestergemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.

Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen war. Papst Franziskus verfügte im Zuge des Jahres der Barmherzigkeit, dass die Beichte bei Priestern der Bruderschaft erlaubt gehört werden kann; seit März 2017 können Priester der SSPX auch - eine weitere Erlaubnis von Franziskus - die Ehe zwischen Gläubigen schließen, die von ihnen pastoral betreut werden.

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