Abuja, 15 April, 2016 / 6:01 PM
Zwei Jahre sind vergangen, seit radikale Islamisten der Gruppe Boko Haram eine Schule in Chibok, Nigeria stürmten. 276 Mädchen wurden entführt. Der Vorfall löste eine weltweite Welle der Empörung aus. Auf Twitter und Facebook setzten sich Prominente für die Entführten mit dem Hashtag #BringBackOurGirls ein.
Nach einiger Zeit wurde die Berichterstattung weniger; andere Themen fesselten die globale Öffentlichkeit. Heute, zwei Jahre später, werden immer noch 219 Mädchen vermisst.
Experten warnen: Die Mädchen heute noch zu finden ist unwahrscheinlich, wenn nicht ein groß angelegter, internationaler Einsatz die grundlegenden Probleme der Region anpackt — nicht zuletzt die Militär-Korruption.
"Viele leiden weiter unter der Herrschaft des Terrors, auch die entführten Mädchen von Chibok. Die nigerianische Regierung hat sich um die Situation nicht adequat gekümmert", sagt Ewelina Ochab, Anwälting für ADF International.
"Wenn die Mädchen befreit werden sollen, und solche Verbrechen in Zukunft nicht mehr passieren, dann muss sich die internationale Gemeinschaft in der Stabilisierung der Region einbringen", sagte sie der CNA. "Ein Land allein kann dieses Problem nicht lösen. Es bedarf einer globalen Anstrengung."
Kritiker werfen der nigerianischen Regierung vor, die entführten Mädchen bis heute nicht gerettet zu haben. 57 konnten sich selbst befreien und fliehen. Doch die Mehrzahl der Mädchen, die zum Zeitpunkt ihrer Entführung zwischen 16 und 18 Jahre alt waren, werden weiter vermisst.
Für Ewelina Ochab ist klar: Wenn diese Täter etwa vor einen Internationalen Gerichtshof kommen sollen, dann müssen Bodentruppen Boko Haram bekämpfen, und die Gefangenen befreien.
Der Name "Boko Haram" heißt soviel wie "westliche Bildung ist sündhaft". Die Organisation hat ihren Sitz im Nordosten Nigerias und mittlerweile im Tschad, Niger und Norden Kameruns aktiv. Seit März diesen Jahres ist Boko Haram offiziell mit dem Islamischen Staat verbündet. Ihr Ziel ist das aller gewaltbereiten Islamisten: Die blutige Errichtung einer nach strengen muslimischen Regeln geführten Gesellschaft, einschließlich der Scharia.
Kurz nach der Entführung veröffentlichte Boko Haram ein Video der entführten Mädchen und forderte einen Gefangenen-Tausch: 16 ihrer von der Regierung festgehaltenen Kämpfer sollten freikommen. In der Aufnahme verkündete der Anführer der Islamisten, Abubakar Shekau, dass die Mädchen zum Islam übergetreten seien. Und er drohte damit, die Entführten in die Sklaverei zu verkaufen oder zu zwangsverheiraten.
Im vergangenen Juli erschien dann ein weiteres Video. Darin wurde die Forderung wiederholt. Verhandlungen mit der nigerianischen Regierungen waren jedoch bis heute erfolglos.
Nun erschien diese Woche ein drittes Video, das im vergangenen Dezember aufgezeichnet worden sein soll. Es zeigt 15 der entführten Mädchen, in schwarz gekleidet, von denen eines in die Kamera sagt, es gehe ihnen gut.
Boko Haram sei so gefährlich und mächtig wie eh und je, warnte Ewelina Ochab. "Tausende Christen wurden in den vergangenen Jahren ermordet", sagte sie. "Über eine Million Menschen sind vor der brutalen Gewalt geflohen und wurden Flüchtlinge im eigenen Land. 13.000 Kirchen wurden geschlossen oder gleich zerstört."
Am Mittwoch dieser Woche hinterlegte ADF International einen Bericht am Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) und appellierte um die Strafverfolgung von Mitgliedern Boko Harams, die Christen in Nigeria verfolgen. Der IStGH untersucht die Lage seit 2010.
"Open Doors schätzt dass allein zwischen 2006 und 2014 in der Region 11.500 Christen getötet wurden", führt der Bericht aus und erinnert daran, dass die Zahl der durch radikale Muslime vertriebenen Christen im Norden Nigerias auf eine halbe Million Menschen geschätzt wird.
Wie andere Islamisten geht Boko Haram nicht nur gegen Christen vor. Katrina Lantos Swett, Präsidentin der US-amerikanischen Kommission zur Religionsfreiheit (USCIRF) sagte gegenüber CNA, dass auch Muslime, die mit Christen friedlich zusammenleben wollen, im Visier der Islamisten seien.
Zahlen des Pew Research Centres zufolge war die Bevölkerung Nigerias im Jahr 2012 zu 49,3 Prozent christlich und zu 48,8 Prozent islamisch, während 1,9 Prozent entweder indigene Glaubensformen praktizierten, oder keiner Gruppe angehörten.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Swett rief zu weiteren Bemühungen auf, die Mädchen zu befreien, und die Rechte aller Frauen zu schützen.
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