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Gemeinsame Gebete in Rom: Papst Franziskus ruft zum Frieden auf

Papst Franziskus entzündet eine Kerze bei eine Interreligiöser Zeremonie in Rom am 20. Oktober 2020.

"Nie wieder Krieg": Papst Franziskus hat am Abend des 20. Oktobers an einer interreligösen Veranstaltung in der italienischen Hauptstadt gemeinsam mit anderen Religionsvertrern ein Zeichen für weltweiten Frieden gesetzt. Zuvor betete er mit Vertretern christlicher Gemeinschaften in der Basilika Santa Maria in Aracoeli ein ökumenisches Gebet.

In seiner Ansprache auf dem Kapitol rief der Papst erneut zur Brüderlichkeit auf – das Wort wurde in der offiziellen deutschen Übersetzung gemäß der neuen Sprachregelung des Vatikans als "Geschwisterlichkeit" bezeichnet – und zur Hoffnung: "Denn mit Gottes Hilfe ist es möglich, eine Welt des Friedens aufzubauen und so gemeinsam Rettung zu erlangen".

Vertreter von Christen, Muslimen, Juden, Sikhs und Buddhisten hielten jeweils eine Rede, zündeten eine Kerze in einem Kerzenständer an und unterzeichneten eine Schriftrolle mit einem "Friedensappell".

"Wie kommen wir aus festgefahrenen Dauerkonflikten heraus? Wie lassen sich die verwickelten Knoten so vieler bewaffneter Kämpfe lösen? Wie können Konflikte verhindert werden? Wie können die Kriegsherren oder diejenigen, die auf die Stärke der Waffen vertrauen, zum Frieden bewegt werden? Kein Volk, keine soziale Gruppierung kann Frieden, Gutes, Sicherheit und Glück allein erreichen", sagte der Pontifex am Dienstagabend.

In der Basilika beteten die Christen zuvor für Frieden in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, Irak, Libyen, Nigeria, Zentralafrikanische Republik, Somalia, Syrien, Ukraine, Jemen und im Heiligen Land.

Es wurden auch Gebetskerzen für ein Ende der Gewalt in ganz Zentralamerika, der Christenverfolgung in Burkina Faso, der Angriffe im Norden Mosambiks, der Gewalt in Venezuela, des Konflikts in Mali, der Gewalt der Drogenbanden in Mexiko und der Instabilität im Libanon angezündet.

Die christlichen Religionsvertreter beteten auch für ein Ende der Spannungen in Weißrussland, auf der koreanischen Halbinsel, in der Kaukasusregion und zwischen Indien und Pakistan sowie für die Friedensabkommen, die in Kolumbien und im Südsudan unterzeichnet wurden.

Sicherlich wird auch so mancher Christ an diesem Abend für die verfolgten Geschwister in China gebetet haben.

Gleichzeitig versammelten sich andernorts Muslime, Juden und Buddhisten, um für den Frieden zu beten, bevor alle zu der interreligiösen Veranstaltung zusammenkamen. 

Die von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisierte Veranstaltung wurde unter den strengen Vorschriften zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie abgehalten. 

Weitere Redner waren neben dem Papst der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel, Haim Korsia, Oberrabbiner von Frankreich, Mohamed Abdelsalam, Generalsekretär des "Höheren Komitee der menschlichen Brüderlichkeit", sowie der Buddhist Shoten Minegishi.

Abdelsalam verurteilte in seiner Rede die Enthauptung eines Pariser Lehrers bei einem islamistischen Terroranschlag im Namen von Ahmad Al-Tayyeb, Imam der ägyptischen Moschee und Universität Al-Azhar. Die Enthauptung des Lehrers durch einen tschetschenischen Islamisten sei ein "krimineller Akt" gewesen, der aus einer "perversen und falschen Ideologie heraus" erfolgt sei. Al-Tayyeb verurteilte zugleich Beleidigungen der Religionen und den Missbrauch religiöser Symbole im Namen der Meinungsfreiheit.

Beim ökumenischen Gebetstreffen warf Franziskus auch einen Blick auf den Umgang mit dem eigenen Glauben. "Wie oft wünschen wir uns einen Gott nach unseren Maßstäben, anstatt dass wir uns Gottes Maßstäben anpassen; einen Gott so wie wir, anstatt dass wir wie er werden! Aber so ziehen wir der Gottesverehrung den Kult des Ich vor", warnte der Papst.

Christen sollten dagegen "glaubwürdige Zeugen des wahren Gottes" sein, appellierte der Pontifex. "Und wenn wir versucht sind, der Logik der Welt zu folgen, wollen wir an die Worte Jesu denken: »Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten« (Mk 8,35)".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Was in den Augen des Menschen einen Verlust bedeutet, wird für uns zum Heil. Lernen wir vom Herrn, der uns dadurch gerettet hat, dass er sich selbst entäußert hat (vgl. Phil 2,7) und anderes wurde: als Gott wurde er Mensch, als Geist wurde er Fleisch, als König Diener." 

Frieden und gegenseitiges Verständnis sind erst im konkreten Umgang, in sozialer Freundschaft und Solidarität zu leisten, so Franziskus. Kurzum – "wenn wir einander begegnen, miteinander verhandeln, aufhören uns gegenseitig zu bekämpfen, uns versöhnen, die Sprache der Politik und der Propaganda mäßigen und konkrete Wege zum Frieden entwickeln". 

Italiens Präsident Sergio Mattarella und andere italienische Politiker waren ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend. "Rom und Italien sind stolz darauf, wieder einmal ein Scheideweg im Friedensdialog zu sein", sagte Mattarella.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio sagte, dass die Veranstaltung vom "Weltfriedensgebetstag" inspiriert wurde, den St. Johannes Paul II. im Jahr 1986 in Assisi mit 160 anderen religiösen Führern organisiert hatte.

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