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Kirchenkritiker oder gottesfürchtiger "Ketzer"? Kinderbuchautor Janosch wird 90

Horst Eckert alias Janosch im Jahr 2002

Vom Kirchenkritiker zum heimlich gottesfürchtigen "Ketzer"? Der Illustrator und Buchautor Horst Eckert wurde gestern 90 Jahre alt. Unter seinem Künstlernamen "Janosch" hat sich Eckert vor allem mit der Erfindung der "Tigerente" und seinen illustrierten Kindergeschichten wie "Oh, wie schön ist Panama" oder "Post für den Tiger" im deutschsprachigen Raum bei vielen einen Namen gemacht.

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) von gestern erklärte Janosch, dass er seine Autobiografie mit dem Titel "Das Tagebuch eines frommen Ketzers" nicht fertig stellen werde. "Ich fürchte die Rache Gottes", sagte der Autor in diesem Interview.

Janosch als Kirchenkritiker

Über den Kinderbuchautoren war bislang – zumindest seinen Fans – bekannt, dass er der Katholischen Kirche einerseits sehr kritisch gegenüberstand. Aufgewachsen in einem, wie er schreibt, "konservativen Elternhaus" in Schlesien mit einem alkoholkranken Vater, sei "sein Hass auf die Nationalsozialisten (...) ähnlich groß wie der auf die Katholische Kirche, die ihn bereits als Kind in Angst und Schrecken versetzte und an der er sich seitdem abarbeitet", wie es in einem Beitrag des Nachrichtenmagzins "Der Spiegel" vom 11. März 2021 heißt. Darin wurde auch ein Auspruch des Illustrators zitiert:

"Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens."

Vor fünf Jahren gestand Janosch dann jedoch in einem Interview mit der Zeitung "Welt", dass er früher immerhin bei Roman Guardini "lange am katholischen Christentum herumstudiert" habe. "Ein Großteil in meinem Gehirn" sei jedoch durch den Alkoholismus des Vaters, die Erfahrungen in der Hitlerjugend "und in der Kirche" zerstört worden. Dennoch habe er damals "alles wissen" wollen, "weil ich mich entsetzlich vor Gott und seiner Hölle fürchtete". Zwischenzeitlich sei er selbst dem Alkohol verfallen gewesen, räumte Janosch weiter ein. Während er in dieser Zeit alkoholisiert an seinen Büchern arbeitete, habe jedoch "ein Geist oder Gott" an seiner Stelle gearbeitet. "Nach 45 solchen Büchern musste ich mit dem Alkohol aufhören. Ich glaube, danach schrieb Gott meine Bücher allein. Jetzt ist alles vorbei, kein Schnaps und kein Gott. Vorbei.", so Janosch allerdings weiter im Jahr 2016 in der "Welt".

Mitglied in der Bruno-Giordano-Stiftung

Seit 2006 sitzt der Autor im Beirat der kirchenkritischen Bruno-Giordano-Stiftung. Aus Anlass seiner Mitgliedschaft veröffentlichte der "Humanistische Pressedienst" (der unter anderem von der Bruno-Giordano-Stiftung finanziert wird) erneut einen Text des Kinderbuchautors, in dem dieser seine Ablehnung der Katholischen Kirche zum Ausdruck bringt. "Katholisch ist das Reizwort, dann gerate ich in eine unerträgliche Wut", schreibt Janosch dort.

Gott gebe es nicht, gibt er sich in diesem Text sicher, denn "er würde mich längst zermalmt haben". Weiter behauptet er, das Sakrament der Taufe sei für die Eltern "ein Zwang unter Androhung der ewigen Hölle, denn hier wird das Kind in die Kirche eingeschrieben". Andererseits schreibt der Autor dann wieder, es gäbe innerhalb der Kirche "heilige Menschen", die Kranke pflegen und Arme versorgen –  "aber die wären auch heilige Menschen, wenn sie nicht katholisch wären". Außerdem wüssten diese "nichts über ihren Glauben, sie sind nur gute Menschen". 

Im gestern erschienenen "SZ"-Interview klingt der Ton wieder anders: Der Glaube an Gott sei für ihn zwar immer noch ein Irrtum – der jedoch besser sei als jede Wahrheit, heißt es dort. Auf die Frage, ob Gott "ein guter Typ" sei, antwortet der Schriftsteller: "Fragen Sie mich in zwanzig Jahren noch mal."

Und dass Janosch, der gestern 90 Jahre alt wurde, überhaupt so alt werden konnte, hatte dieser bereits in seinem Interview mit der "Welt" vor fünf Jahren vorausgeahnt. Dort sagte er wörtlich:

"Da ich ein Sünder und Ketzer bin, wird Gottvater mir noch eine lange Lebenszeit schenken, damit ich wieder in den heiligen Schoß der Kirche zurückkomme."

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