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"Wie ein Museum": Totenstille im Petersdom nach Verbot heiliger Messen durch Vatikan

Ein leerer Petersdom

Am heutigen Montag ist das umstrittene Verbot heiliger Messen im Petersdom in Kraft getreten. An den 45 Altären und in den 11 Kapellen der wohl bekanntesten Kirche des Katholizismus, im Herzen des Vatikans, wurde bislang von vielen Priestern täglich privat die heilige Messe gefeiert; manchmal alleine, manchmal mit einer größeren Zahl Gläubiger. Vor allem Mitarbeiter des Vatikans begannen so oft den Tag, bevor sie ihre Arbeit aufnahmen. Dies ist nun verboten worden – durch einen Zettel, der am 12. März an die Sakristeitür des Petersdoms geheftet worden war.

(Foto: Courtney Mares / CNA)

Die Nachricht von diesem Vorgang hielten viele erst einmal für einen schlechten Witz oder "Fake News", zumal die Entscheidung jede Menge Fragen aufwirft.

So ist immer noch unklar, was die Entscheidung eigentlich bezweckt, mit der das – nicht zuständige –  Staatssekretariat an einen – ebenfalls nicht zuständigen – Kleriker durch einen Brief das Verbot erteilt hat, der keine ordentliche Unterschrift trägt. 

Klar dagegen war am 22. März die Konsequenz zu sehen und spüren: Gerade mal acht Personen waren beim offiziellen Gottesdienst – hinter einem Vorhang – in einer einzigen Kapelle zur Morgenmesse um 8:30 Uhr zu finden.

Der gigantische Petersdom wirkte "eher wie ein Museum" statt eines lebendigen Gotteshauses, wie CNA-Journalistin Courtney Mares vor Ort feststellte.

Gleichzeitig fanden sich in den Katakomben, im buchstäblichen Untergrund der Kirche, Katholiken in der kleinen Clemens-Kapelle ein, in der nun die Feier der heiligen Messe in der überlieferten Form noch viermal am Tag genehmigt ist – neben dem Grab Petri in den Grotten seiner Kirche, von der Oberfläche verbannt. 

Die "Alte Messe" ist bekanntlich vor allem heterodoxen Ideologen ein Dorn im Auge, weil diese Angst vor deren wachsender Beliebtheit haben, besonders unter jungen Katholiken. Mit deren angeblichen "Verbannung" in den Untergrund könnte diese Frage jedoch noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit erregen, spekulieren Vatikanisten.

Wie Andrea Gagliarducci für die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch, berichtete, gibt es aber offiziell keinerlei Erklärung der Entscheidung, und vor allem keine offizielle Mitteilung. Das in italienischer Sprache produzierte Schreiben scheint jedoch echt zu sein, so der Vatikanist, auch wenn der Brief nicht einmal die vollständige Unterschrift von Erzbischof Edgar Pena Parra hat, dem Leiter der Ersten Abteilung des Staatssekretariats: Zu sehen sind nur dessen Kürzel. Ob es damit kirchenrechtlich gültig sein kann, bezweifelten Kirchenrechtler gegenüber CNA.

Fest steht: Es gab seit Monaten eine "breite Diskussion" darüber, ob die Praxis der Einzelmessen als Teil einer allgemeinen "Reform" beendet werden sollte. Entscheidungen darüber wurden jedoch bis zur Ernennung des neuen Erzpriesters der Basilika verschoben, nachdem Kardinal Angelo Comastri in den Ruhestand getreten war, der zuvor in dieser Rolle gedient hatte, aber das normale Rentenalter von 75 Jahren überschritten hatte.

Am 20. Februar ernannte Papst Franziskus als neuen Erzpriester Kardinal Mauro Gambetti, wie CNA Deutsch berichtete. Das Verbotsschreiben des Staatssekretariats ist jedoch nicht an Gambetti gerichtet, sondern an den Chef der Dombauhütte, Erzbischof Mario Giordana. Auch das ist höchst ungewöhnlich, denn dieser ist auch nicht für die liturgischen Feiern in der Basilika zuständig, sondern für die Erhaltung und Pflege der Kirche.

Unklar ist auch, warum die Erste Sektion im Staatssekretariat das Schreiben offenbar herausgeben hat, schreibt Gagliarducci. Denn das Staatssekretariat ist nicht für Liturgiefragen oder den Petersdom zuständig: Die Erste Sektion kümmert sich als eine Art "Innenministerium" um die Verwaltung und Leitung der Behörden. Warum soll diese Abteilung nun bestimmen, dass in Zukunft nur noch zwischen 7 und 9 Uhr an eigens genannten Altären eine Messe gefeiert werden kann – auch in Konzelebration mehrerer Priester, mit Lektoren und Kantoren? Das fragen nicht nur betroffene Priester und Pilger. Papst Franziskus schweigt bislang zu dem brodelnden Thema. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Einer der bekanntesten Kirchenrechtler der Katholischen Kirche, Kardinal Raymond Leo Burke, veröffentlichte indessen auf seiner Webseite eine Stellungnahme, die auch in deutscher Sprache publiziert wurde. Darin meldet Burke – der unter anderem ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofs des Vatikans ist – vier schwere Bedenken über die Form und sechs weitere über den eigentlichen Inhalt des Verbotsschreibens an.

Courtney Mares trug zur Berichterstattung bei.

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