Berlin, 14 Mai, 2021 / 2:45 PM
Aus Anlass des von den Vereinten Nationen ausgerufenen "Internationalen Tages der Familie", der am 15. Mai begangen wird, fordert der Vorsitzende der Kommission für Ehe und Familie der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Heiner Koch von Berlin, die Belastungen für Familien und Alleinerziehende in der Corona-Pandemie verstärkt in den Blick zu nehmen.
Unterdessen hat Papst Franziskus heute in Rom bei einer Veranstaltung mit dem italienischen Premier, der Familienministerin und vielen anderen über den dramatische Geburtenmangel und eine bessere Unterstützung für Familien gesprochen.
"Mich hat bei vielen Begegnungen tief beeindruckt, mit welcher Stärke sich Eltern, Kinder oder auch Großeltern Tag für Tag den großen Herausforderungen stellen. Diese Stärke in einer Situation der existenziellen Unsicherheit und der Zukunftsangst kann man nicht genug bewundern. Sie kann unserer ganzen Gesellschaft Kraft geben", erklärt Erzbischof Koch.
Jetzt gelte es, den Blick auch auf die Situation der Familien in der Zeit nach der Covid-19-Pandemie zu lenken, auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg sei.
"Die Familienpolitik ist gefordert, die richtigen Weichen zu stellen. Die Herausforderungen der Corona-Krise haben gezeigt, dass es möglich ist, schnelle Lösungen zu finden", so Erzbischof Koch.
Der Berliner Hirte weist anerkennend darauf hin, dass die Familien von vielen Maßnahmen der Politik profitieren konnten, etwa dem Kinderbonus oder den zusätzlichen Kinderkrankentagen, die den Eltern mehr Sicherheit gegeben hätten.
Die Coronavirus-Krise mache unter anderem bei der Doppelbelastung durch "Homeschooling" und "Homeoffice" deutlich, unter welchem Druck Familien gerade jetzt stehen und welche Verantwortung Eltern und oft auch Alleinerziehende schultern müssen: "Gerade das sollte eine Familienpolitik stärker berücksichtigen. Ebenso wichtig wie die finanzielle Absicherung ist es, Mut zur Familie zu machen. Familien und Alleinerziehende brauchen eine breite gesellschaftliche Anerkennung und eine deutlich vernehmbare Stimme in den Medien", betont Erzbischof Koch.
Auch wenn "die Erscheinungsformen der Familien" sich in den letzten Jahrzehnten "stark gewandelt und erweitert haben", so Koch wörtlich, bleibe die Familie die Urzelle gesellschaftlichen Lebens.
"Was Väter und Mütter leisten, um Werte zu vermitteln und junge Menschen ganzheitlich zu bilden, ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbar. Auch deshalb steht die Familie unter dem besonderen Schutz des Staates. Dabei gilt unsere Sorge auch jenen, die alleinerziehend sind".
Papst und Politik zum Kindermangel
Eine bessere Förderung von Familien ist auch Thema heute in Rom. Italien, das noch schlimmer betroffen ist vom Kindermangel als Deutschland, will drastischere Maßnahmen ergreifen, um das akute Problem zu lösen: Am heutigen Freitag treffen sich dazu Experten, Regierungsvertreter und der private Sektor zu einem hoch prominenten Gipfeltreffen, bei dem auch Papst Franziskus und Premierminister Mario Draghi teilnehmen sowie Elena Bonetti, Italiens Familienministerin aber auch Journalisten, Schauspieler und Sportler, die Vorträge zum Thema Familie halten.
Der demographische Wandel sei dramatisch, ja, nicht mehr nachhaltig, warnte der Präsident des Familienverbandes bereits bei einem Krisentreffen bereits im März.
Der Chef des statistischen Amtes ISTAT, Gian Carlo Blangiardo, sagte dabei: Wir brauchen nicht permanent zu wiederholen, warum die Familien in Italien seit 50 Jahren immer weniger Kinder haben. Natürlich liebten Italiener nach wie vor ihre Familien – doch: "Kinder kosten Geld, Kinder verursachen vermeintliche Einschränkungen, Kinder erschweren die Berufstätigkeit der Mütter, Kinder haben manchmal keinen Ort, an dem sie betreut werden können - die Vorschule, die Tagesstätte und andere Dinge dieser Art - und das kulturelle Klima belohnt Familien, die Kinder haben, nicht."
Blangiardo möchte, dass der Staat den Post-Pandemie-Wiederherstellungsfonds der Europäischen Union nutzt, um diese Hürden für die Elternschaft abzubauen, und nennt es "vielleicht die einzige Möglichkeit, die wir haben."
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Papst Franziskus indessen hat daran erinnert, dass es auch um die Gründe für das kulturelle Klima gibt, das so kinder- und familienfeindlich ist. Europas niedrige Geburtenrate sei das dramatische Ergebnis einer "Missachtung der Familien". Papst Franziskus wörtlich bereits 2018: "Das ist ein Zeichen für Gesellschaften, die sich den Herausforderungen der Gegenwart nicht stellen können und deshalb immer mehr Angst vor der Zukunft haben, mit dem Ergebnis, dass sie sich in sich selbst verschließen".
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