Washington, D.C., 22 Juli, 2021 / 6:28 AM
George Weigel, der Biograph von Papst St. Johannes Paull II., hat schwere Vorwürfe gegen das Motu Proprio Traditionis Custodes erhoben und vor überzogenem Autoritarismus gewarnt.
In einem Essay des renommierten Magazins "First Things" bezeichnet Weigel das päpstliche Dokument als "theologisch inkohärent, pastoral spaltend, unnötig" und "grausam".
Er selber sei kein Anhänger der heiligen Messe in der überlieferten Form, betont Weigel, wie die Catholic News Agency (CNA) berichtet. "Ich bin auch keineswegs der Ansicht, dass das von Papst Pius V. 1570 promulgierte Römische Messbuch den Römischen Ritus in kirchlichem Bernstein begraben hat."
Darüber hinaus denke er, "dass der Vorschlag einiger liturgischer Traditionalisten lächerlich ist", das Überleben des Katholizismus hänge davon ab, das Stufengebet oder das Lesen des Johannes-Evangeliums am Ende der Messe wieder einzuführen.
Lächerlich seien auch Vorstellungen, dass die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils und ihre unmittelbare Umsetzung "die Folge einer Verschwörung von Freimaurern, Kommunisten und homosexuellen Klerikern" sei, betont Weigel.
Das Schreiben "Traditionis Custodes" sei dennoch "theologisch inkohärent, pastoral spaltend, unnötig, grausam", so der Autor, "und ein trauriges Beispiel für Schikanen, die in letzter Zeit nur allzu häufig aus Rom kommen".
Weigel argumentiert, dass "in vielen Pfarreien, in denen die Außerordentliche Form ebenso wie die häufigere Gewöhnliche Form der heiligen Messe angeboten wird, die Einheit der Kirche nicht beeinträchtigt wird".
Dass einige Befürworter der "alten Messe" sich für das einzige treue Überbleibsel einer zerfallenden Kirche hielten, sei sicherlich wahr.
"Ihre Präsenz im Internet ist deprimierend vertraut", so Weigel mit Blick auf sogenannte "Rad Trads" - radikale Traditionalisten - in den Sozialen Medien.
"Aber es ist eine empirisch unhaltbare Verleumdung, zu suggerieren, wie es Traditionis Custodes tut, dass dieser spalterische Überlegenheitskomplex ... die neue Normalität für diejenigen ist, die an Messen teilnehmen wollen, die mit dem Missale von 1962 gefeiert werden. Römische Urteile sollten nicht auf der Hysterie und den Possen der katholischen Blogosphäre basieren", mahnt Weigel.
Der katholische Publizist diagnostiziert einen "autoritären Zug" des progressiven Katholizismus. Dieser Zug habe "im gegenwärtigen Pontifikat zu einer extremen Vorstellung von päpstlicher Autorität geführt, die Papst Pius IX. erröten lassen könnte", so Weigel weiter.
"Das ist in der gesamten Weltkirche nicht gut angekommen, und diese Tatsache wird einen deutlichen Einfluss auf die nächste Papstwahl haben."
Stichwort Traditionis Custodes
Mit dem Motu proprio, das wörtlich "Hüter der Tradition" heißt und am 16. Juli herausgegeben wurde, verfügte Papst Franziskus mit sofortiger Wirkung weitreichende und tiefgreifende Änderungen des Schreibens Summorum Pontificum seines Vorgängers Benedikt XVI. aus dem Jahr 2007. Dieses erkannte das Recht aller Priester an, die Messe unter Verwendung des Römischen Messbuchs von 1962 zu feiern.
In einem Begleitbrief an die Bischöfe, in dem er seine Entscheidung darlegt, schreibt Papst Franziskus: "Zur Verteidigung der Einheit des Leibes Christi sehe ich mich gezwungen, die von meinen Vorgängern gewährte Erlaubnis zu widerrufen. Der verzerrte Gebrauch, der von dieser Erlaubnis gemacht worden ist, steht im Widerspruch zu den Absichten, die zur Gewährung der Freiheit geführt haben, die Messe mit dem Missale Romanum von 1962 zu feiern."
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