Ecône/Rom, 17 November, 2021 / 8:27 AM
Der Liturgiechef des Vatikans sagte diese Woche, dass Papst Franziskus mit Traditionis Custodes gegen die Feier der traditionellen lateinischen Messe vorgeht, weil die Bemühungen um eine Versöhnung mit der Piusbruderschaft (SSPX) "nicht ganz erfolgreich waren" und es notwendig sei, "zu dem zurückzukehren", was das Zweite Vatikanische Konzil von der Kirche verlange.
Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
In einem Interview mit einem Fernsehsender der italienischsprachigen Schweiz, das am 14. November ausgestrahlt wurde, sagte Erzbischof Arthur Roche, dass "die normale Form der Feier des römischen Ritus in den Dokumenten zu finden ist, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil veröffentlicht wurden".
Ecclesia Dei von Papst Johannes Paul II. und Summorum Pontificum von Benedikt XVI. "wurden erstellt, um vor allem die Lefebvristen zu ermutigen, zur Einheit mit der Kirche zurückzukehren", so Roche weiter, der sich auf die SSPX mit dem Namen ihres Gründers, Erzbischof Marcel Lefebvre, bezog.
"Es ist klar, dass Traditionis Custodes sagt: OK, dieses Experiment war nicht ganz erfolgreich. Kehren wir also zu dem zurück, was das [Zweite Vatikanische] Konzil von der Kirche verlangt hat", sagte der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.
Wie CNA Deutsch berichtete, hat der von Papst Franziskus eingesetzte neue Liturgie-Präfekt des Vatikans auch behauptet, dass die traditionelle lateinische Messe von Papst Paul VI. abgeschafft worden sei.Eine Aussage, mit der Roche direkt dem Papstschreiben Summorum Pontificum von Benedikt XVI. widerspricht.
Die seit Jahrhunderten gefeierte traditionelle lateinische Messe (TLM) ist auch als "tridentinische" und "gregorianische" bekannt, als Feier im Usus Antiquior, als Messe in der außerordentlichen oder überlieferten Form sowie als "Messe aller Zeiten" und "Alte Messe" (Vetus Ordo), im Gegensatz zur in den 1970er Jahren eingeführten "Neuen Messe" (Novus Ordo).
Die 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Piusbruderschaft feiert ausschließlich die TLM. Sie hat nach eigenen Angaben über 600 Priester, die weltweit in knapp 800 Messzentren wirken und auf allen Erdteilen vertreten sind. Die Priestergemeinschaft hat keinen voll anerkannten kanonischen Status. Seit Jahren steht sie immer wieder in Verhandlungen mit dem Vatikan bezüglich einer vollen Anerkennung.
Im Jahr 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der 1988 unerlaubt geweihten Bischöfe auf, die ein Haupthindernis für eine Annäherung gewesen war. Papst Franziskus verfügte, dass die Beichte bei Priestern der Bruderschaft gehört werden kann; seit März 2017 können Priester der SSPX auch - eine weitere Erlaubnis von Franziskus - die Ehe zwischen Gläubigen schließen, die von ihnen pastoral betreut werden.
Angesichts der neuen Aussagen des Liturgie-Chefs ist unklar, ob und wie diese Erlaubnisse weiter bestehen.
Gegenüber dem Schweizer Fernsehen argumentierte Roche mit dem Bild einer demokratischen Mehrheit, die in den 1960er Jahren eine Reform gewünscht habe: Eine solche sei zumindest von der Mehrheit der Bischöfe auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das 1962-65 in Rom stattfand, gewünscht worden sei.
Ob und wie die "neue" Messe jedoch den Reform-Vorstellungen des Konzils entspricht, ist unter Experten umstritten.
"Wir müssen uns daran erinnern, dass [die Liturgiereform] nicht der Wille des Papstes war. Es war der Wille der großen Mehrheit der Bischöfe der katholischen Kirche, die auf dem 21. Ökumenischen Konzil versammelt waren und den Papst im Hinblick auf die Zukunft leiteten", sagte der Erzbischof am 14. November.
Der 71-jährige englische Erzbischof fügte hinzu: "Was im Jahr 1570 erarbeitet wurde, war der damaligen Zeit durchaus angemessen. Was in der heutigen Zeit erarbeitet wird, ist ebenfalls völlig zeitgemäß."
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